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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Erinnerung‹?«
    »Sie hatte ihren Stolz, Charlie, genau wie du. Du ziehst dich genauso in dein Schneckenhaus zurück wie deine Großmutter.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Wieder nahm er ihren Arm. »Doch, du weißt es, und es ist an der Zeit, daß wir darüber sprechen.«
    »Laß mich!« Sie riß sich los und wollte weglaufen.
    »Charlie!« Er rannte hinterher, hielt sie fest und zwang sie, sich umzudrehen. »Wir müssen uns den Dingen stellen. Wir müssen darüber reden.«
    »Du hast gesagt, du wolltest allein bleiben!«
    »Nachdem du es gesagt hast!« Die Erinnerung überschwemmte ihn plötzlich wie eine Flutwelle – wie er unter Qualen auf ihren Anruf gewartet und sich ihre Aufregung über sein Gedicht vorgestellt hatte … fest davon überzeugt, sie würde ins nächste Flugzeug springen und zu ihm kommen, und sie würden nie wieder getrennt sein.
    »Du hast es zuerst gewollt!« rief sie. »Und dabei warst du auch noch so feige, mir ein gottverdammtes Buch zu schicken, statt es mir wenigstens ins Gesicht zu sagen.«
    »Was zum Teufel meinst du?«
    »Komm mit, dann werde ich dein Gedächtnis auffrischen.« Sie lief zurück in die Hütte.
    Jonathan folgte ihr.
    Drinnen nahm sie ihre Umhängetasche, griff hinein, holte das Buch heraus und warf es ihm an den Kopf.
    »Du warst es«, keuchte sie. »Du hast unsere Freundschaft beendet.«
    Er sah sie ratlos an. Das Buch lag vor seinen Füßen auf dem Flickenteppich.
    »Also gut.« Sie hob es auf. »Wenn du nicht den Mut hast, deine eigenen feigen Worte zu lesen …« Ein hastiges Blättern, dann las sie vor: »Freier Raum und Einsamkeit sind mein Brot und Licht.« Sie sah ihn herausfordernd an. »Wenn das nicht ›Auf Wiedersehen‹ heißt, was dann?«
    »Aber das ist nicht mein Gedicht«, sagte er stirnrunzelnd und nahm ihr das Buch aus der Hand. »Das habe ich nicht geschrieben.«
    Sie blinzelte. »Was meinst du damit … dein Gedicht?«
    »Natürlich meins! Was glaubst du denn, warum …?« Er blätterte ein paar Seiten zurück. »Hier.«
    Er gab ihr das Buch wieder.
    Sie starrte auf das Blatt, gebannt von der Widmung: Für Charlotte, von Jonathan Sutherland. »Das begreife ich nicht. Du hast mir nie von einem Gedicht erzählt.«
    »Es sollte eine Überraschung sein«, antwortete er schlicht.
    »Johnny, das konnte ich nicht ahnen! Ich dachte, du hättest das Gedicht zufällig gefunden.«
    »Aber selbst dann, Charlie, ist es nicht das, was du lesen solltest.«
    »O doch.« Sie schlug wieder das Titelblatt auf, auf dem stand: »Das sind meine Gefühle. Seite 97« .
    Als sie ihm die Worte vorlas, rief er: »Mein Gott, Charlie! Das ist keine Sieben, sondern eine Eins! Seite einundneunzig!«
    »Wie bitte? Du meinst, ich hätte damals das falsche Gedicht gelesen? Aber warum hast du es mir nicht gesagt? Du hast mir lediglich das Buch geschickt, ohne weitere Erklärung. Ich hatte wirklich keine Ahnung.«
    »Nun ja … vielleicht war es wirklich so, wie du vorhin gesagt hast. Ich hatte ein Drehbuch, aber ich muß vergessen haben, es dir zu geben. Lies das Gedicht jetzt, lies, was mein Herz dir sagt.«
    Tausend Meilen über der Erde schwebe ich,
    Die kalte Weite des Raums gähnt, als wolle sie mich verschlingen,
    Ich weiß, warum ich hier bin,
    Die Flügel gespannt, straffe Drähte, die warten,
    Auf dich!
    Da, die Rundung der Erdumdrehung fängt den ersten gelben Strahl,
    Und hält ihn für einen winzigen Augenblick,
    Einen Strahl reines Gelb, die Rundung des Lebens selbst,
    Mein Atem geht langsamer, als du dich losreißt und aufsteigst,
    Glorreich und göttlich, zu den rasenden Sternen,
    Ich schreie laut auf, als die warme Berührung meiner gefiederten Segel
    Zweifel als nutzlos zerstreut,
    Die winzigen, funkelnden Wellen unter mir sind Diamanten auf Samt,
    Ich wirble und taumle wie neugeboren,
    Falle wie ein Stein,
    Die Flügel eng angelegt, bin ich die Rakete,
    Ich bin schneller als du,
    Du bist majestätisch: ich bin die Schnelligkeit selbst,
    Ich schwebe auf gleicher Höhe mit dir und stürze mich halsbrecherisch in weißgefleckte Schluchten,
    Dort schlage ich dich, es ist noch dunkel,
    Aber ich weiß, daß du immer weiter aufsteigst,
    Drei Jahre werden vergehen oder mehr,
    So scheint es,
    Doch ich werde warten, und du wirst mich finden
    In den rollenden, schaumgekrönten Wogen,
    Hals über Kopf,
    Möge Gott dich geleiten, Geliebte,
    Bis dann.
    Lange schwieg sie und sah dann mit tränennassen Augen zu ihm auf. »Ach, Johnny. Wieviel Zeit haben wir

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