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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Sonnenlicht, und von den Kochöfen stieg Rauch auf und erinnerte uns daran, daß wir Hunger hatten. Ich holte die Göttin und auch ein Messer, denn wir wollten jetzt die Papaya verspeisen, die uns die Mutter der Geisterzwillinge geschenkt hatte.
    Meine Mutter hatte mir, als ich noch ganz klein war, gezeigt, wie man zu Kwan Yin, der Göttin der Barmherzigkeit, spricht und dabei Weihrauchstäbchen anzündet, damit der Rauch die Gebete zum Himmel trägt. Heute abend jedoch beteten wir nicht zu Kwan Yin. Denn als ich meiner Mutter die kleine Statue brachte, die, solange ich mich erinnern konnte, auf ihrem Altar gestanden hatte, nahm sie mir die Porzellanfigur aus der Hand und sagte: »Ich werde dir jetzt ein Geheimnis verraten.«
    Meine Mutter verteilte Geheimnisse so sparsam wie Reverend Peterson Süßigkeiten. Darum sperrte ich beide Ohren auf, so wie ich für die Süßigkeiten immer beide Hände hinhielt.
    »Die Göttin hat uns gut beschützt, Harmonie. Als dein Vater fortging, hinterließ er mir kein Geld, nur seinen Ring. In das Haus deines chinesischen Großvaters konnte ich nicht zurückkehren. Was sollte ich tun? Eine Woche nach der Abreise deines Vaters empfing ich in dem kleinen Raum über Madame Wahs Laden einen Besucher. Er kam von der Bank of London in der Orchard-Straße. Er bat mich, mich auszuweisen, und gab mir dann einen Umschlag. Darin waren zwei Briefe, von denen der eine versiegelt war. Er enthielt eine auf dem Papier der Bank geschriebene Nachricht deines Vaters. Er schreibe in Eile, teilte er mir mit, weil er ein Schiff erreichen müsse. Er habe mir ein Bankkonto eingerichtet, und zwar geheim, aus Gründen, die er mir erklären würde, wenn er wieder da sei, um mich zu heiraten. Über das Konto könne ich beliebig verfügen. Der zweite Brief stammte vom Geschäftsführer der Bank und nannte die Kontonummer und die Höhe der Einlage. Es war sehr viel Geld.
    Ich ging noch am selben Tag zu der Bank, mit dir, gerade sechs Wochen alt, in meinem Bauch. Ich hob die ganzen Papierscheine ab und wechselte sie in Geld ein, das nicht brennen kann. Schau.«
    Sie drehte die Figur um und zeigte mir ein mit Wachs verstopftes Loch im Sockel. »Mach es auf.«
    Ich tat es. Heraus rieselte ein Regen funkelnder Steine.
    »Smaragde«, erklärte meine Mutter. »Die besten.«
    So erfuhr ich, daß meine Mutter und ich in Wirklichkeit sehr reich waren und die ganzen Jahre über im Wohlstand hätten leben können. »Aber diese Steine waren dein Vermächtnis. Für deine Zukunft. Nimm sie. Geh nach Amerika und such deinen Vater.«
    Ich konnte die herrlichen Edelsteine nur anstarren und die Klugheit meiner Mutter bewundern. Denn obwohl unser Zimmer im Lauf der Jahre vielfach ausgeraubt worden war, hatte niemand je auch nur daran gedacht, das bescheidene Abbild der Göttin zu stehlen.

14
    20  Uhr – Palm Springs, Kalifornien
»Nimmst Du mich ernst, Charlotte? Bereitest Du die öffentliche Erklärung vor? Oder verschwendest Du Deine Zeit damit, nach mir zu suchen? Gib es auf. Du wirst mich niemals finden. Setz die Pressekonferenz an, Charlotte. Sonst werde ich Dir noch einmal zeigen müssen, wozu ich fähig bin.«
    Charlotte hämmerte auf eine Taste und schloß das abscheuliche E-Mail. Sie blickte auf ihre Uhr. Wo blieb Jonathan?
    Sie ging zur Schalttafel des Überwachungsmonitors und drückte auf die Knöpfe für die verschiedenen Ansichten der Firmenanlage. Büros und Korridore, Außenwege, Parkplätze, Laboratorien, Fabrikations- und Versandhallen erschienen nacheinander auf dem Schirm. Sie konnte einen nervösen Adrian sehen, der mit einem Handy an jedem Ohr auf und ab marschierte, dann Margo, die in ihrem Büro eine Frau mit einer großen Tasche und einem zusammengeklappten Massagetisch begrüßte, schließlich Desmond, der Agent Knight etwas an der Verladerampe zeigte. Die beiden standen schon seit einer halben Stunde dort. Charlotte fragte sich, was Knights Interesse wohl so erregte. Leider hatte Jonathan an der Verladerampe kein Abhörgerät installiert.
    Sie warf einen Blick auf den Museumseingang und rätselte, was Jonathan aufhielt. Er war vor mehr als einer halben Stunde fortgegangen, um seinen elektromagnetischen Pulsmonitor an der Schalttafel des Kommunikationsfeldes anzubringen, und hätte eigentlich längst zurück sein müssen.
    Charlotte wurde immer unruhiger. Die Sache mit der Garagentür ging ihr nicht aus dem Kopf. Hatte wirklich jemand daran herummanipuliert? Konnte Agent Knight hundertprozentig sicher

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