Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
beschaffen?«
    »Adrian.«
    »Das heißt, er steckt tiefer in der Sache drin, als ich vermutet habe.«
    »Also verdächtigst du die Barclays.«
    »Charlie, ich habe diesen Leuten nicht getraut seit dem Tag, als Adrian zu deiner Großmutter ins Haus kam, ohne auch nur anzuklopfen, und von ihr wissen wollte, was zum Teufel sie sich dabei denke, Angestellte, die nicht arbeiteten, auf der Gehaltsliste zu lassen.«
    »Ich erinnere mich daran. Adrian wollte die Belegschaft des Werks verkleinern, aber Großmutter weigerte sich, ihren Arbeiterinnen zu kündigen. Ein paar davon waren schon seit über dreißig Jahren bei ihr – warte! Hast du das gehört?«
    Sie spitzen die Ohren. Draußen im Korridor vernahm man Schritte.
    »Hier entlang! Schnell!« Charlotte zog Jonathan zu einer Metalltür mit der Aufschrift »KEIN ZUTRITT« und schob den Riegel auf. »Hier geht es zu den Produktionsanlagen.«
    »Was ich nie vergessen habe«, fuhr Jonathan fort, als sie in einen schwach erleuchteten Gang schlüpften und die Tür sich leise hinter ihnen schloß, »ist die Art, wie Adrian einfach hereinstürmte, unangemeldet, als gehörte das Haus ihm. Er hat mich richtig weggestoßen … ich war ja auch erst dreizehn.«
    »Sei nicht gekränkt, er hat seinen eigenen Sohn auch nicht besser behandelt.«
    »Ja, und aus dem armen Schwein einen Klon von sich gemacht.« Jonathan fand, daß zwei Jahrzehnte nicht dazu beigetragen hatten, die Arroganz zu mildern, die zu Desmond zu gehören schien wie sein protziger Ledermantel und die ewige Sonnenbrille. Vielleicht konnte er nicht anders, als seinen Adoptivvater zu imitieren, gab Jonathan zu. Schließlich war Desmonds DNA selbst für ihn ein Geheimnis. Charlottes Cousin schien ein Mensch zu sein, der sich komplett selbst erfunden hatte, dachte Jonathan, wie Frankensteins Monster, ein Sammelsurium von Teilchen und Fetzen aus Zeitschriften und Filmen.
    Diese Meinung verheimlichte er allerdings Charlotte, denn er war sich sicher, daß sie sich sofort zu Desmonds Verteidigung aufschwingen würde. Was er in Wirklichkeit fragen wollte, war: »Ist Desmond immer noch in dich verliebt? Wart ihr jemals ein Paar?« Schließlich war es kein Geheimnis, daß Desmond nicht wirklich Charlottes Cousin, ja nicht einmal ein Barclay war. Jonathan hatte sich oft überlegt, ob die Art, wie Adrian mit Desmond umging, vielleicht auf eine heimliche Wut zurückzuführen war, weil es ihm nicht möglich gewesen war, selbst einen Sohn zu zeugen.
    Sie kamen zu einer Tür. Charlotte blieb stehen und horchte. »Hier ist unsere Besucherzone. Manchmal gestatten wir Gruppen oder privaten Investoren den Zutritt.« Sie stieß die Tür auf und spähte in den dahinterliegenden Raum. »Die Luft ist rein.«
    Die Besucherzone diente zugleich als Ausstellungsraum für die Produktion von Harmony Biotec. In Glasvitrinen waren Flaschen und Packungen, Elixire, flüssige Stärkungsmittel, Heiltränke und Tabletten ausgestellt. »Ich weiß noch«, sagte Jonathan, »wie peinlich dir das früher alles war.«
    »Nicht wirklich peinlich. Ich fand es nur alles nutzlos und hoffnungslos altmodisch.« Sie standen vor der Tür auf der anderen Seite des Raumes. Charlotte zog eine Sicherheitsmagnetkarte aus der Tasche und erklärte, bevor sie sie in den Schlitz schob: »Mein Gott, war ich damals arrogant. Ich erinnere mich, wie ich aus dem Sommerferienlager nach Hause kam. Ich war elf und hatte eine Blasenentzündung. Der Arzt im Ferienlager hatte mir Antibiotika gegeben, aber Großmutter schüttete bitteren Tee in mich hinein, um mein chi wiederherzustellen. Sie meinte, ich litte an Leberträgheit, die sich als feuchte Hitze niederschlüge. Ich sagte ihr, der Arzt hätte von Bakterien gesprochen. Und sie antwortete: ›Das mag sein, Charlotte, aber etwas in deinem Körper muß aus dem Gleichgewicht geraten sein, damit diese Bakterien überhaupt wachsen können.‹«
    Jonathan lächelte freundlich. »Weißt du was? Ich bin sicher, du glaubst das alles.«
    »Aber natürlich! Fünftausend Jahre gesunde, langlebige Chinesen sind schließlich ein Beweis. Meine eigene Großmutter war ein Beweis. Ohne den Unfall wäre sie nicht mit einundneunzig gestorben. Du hättest sie jederzeit für zwanzig Jahre jünger gehalten. Sie ging immer noch jeden Tag in die Firma wie vor sechzig Jahren. Sie kannte den größten Teil der Mitarbeiter, ihre Namen, ihre Familien. Darum hat sie auch das Überwachungssystem, das ich für sie einbauen ließ, nie benutzt.«
    Jonathan sah zu

Weitere Kostenlose Bücher