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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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trennten es ab.
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Jonathan. »Jeder, der versuchen würde, hier einzugreifen, würde sich stechen, verbrennen oder den Finger abgehackt bekommen.«
    Charlotte drehte wieder am Schalter, und der Roboterarm stand still.
    Jonathan betrachtete die Hochbehälter aus glänzendem Stahl. »Was geht dem eigentlichen Abfüllvorgang voraus? Ich nehme an, es gibt eine Nachtschicht, die alles reinigt und für den nächsten Tag vorbereitet?«
    »Ja, alle Behälter und Rohre werden jeden Morgen gereinigt. Es wird notiert, was von einem bestimmten Produkt noch darin übriggeblieben ist. Das geschieht wegen der Nachbestellungen, die nach Menge berechnet werden, nicht nach dem, was in die Flaschen abgefüllt wurde.«
    Er setzte sich an den Schreibtisch, startete den Computer und schaltete den Monitor ein. »Wer ist für die Nachbestellungen zuständig? Der technische Leiter?«
    »Nein, das erledigt ein anderer Mann.«
    »Und Ein- und Ausgang aller zugelieferten Stoffe werden überwacht und aufgezeichnet?«
    »Ja, bis zum letzten Tropfen. Für Goldlotus bestellen wir beispielsweise Baldriantinktur bei einem medizinischen Zulieferbetrieb. Nehmen wir einmal an, wir erhalten neunzig Liter, die in den Behälter kommen, um dort mit anderen Kräuterbestandteilen vermischt zu werden. Wir berechnen die Abfüllmenge und setzen sie in Bezug zu Schwund und Überlauf, und am Ende haben wir neunzig Liter. Seitdem wir vor einigen Jahren Probleme mit Diebstählen hatten, haben wir ein mehrfaches Kontrollsystem eingeführt. Jeder Tropfen ist erfaßt.«
    Plötzlich grollte Donner über ihnen. Die Lichter flackerten. »Ich sollte lieber diese Dateien kopieren, solange wir noch Strom haben«, sagte Jonathan. »Würdest du dich bitte einloggen?« Er stand auf und bot ihr den Stuhl an.
    Charlotte setzte sich hin und gab ihre Kennung und die Paßwörter ein, um die Produktionsprotokolle zu öffnen. Dann überließ sie Jonathan den Stuhl. Er pfiff durch die Zähne. »Wirklich erstaunlich, was Harmony so alles herstellt! Also … Wonne, Goldlotus, und was war das andere?«
    »Strahlende-Intelligenz-Balsam.«
    Er schob eine Diskette in das A-Laufwerk und tippte Befehle ein, die die Speicherung der Daten in Gang setzten. »Hast du alles im Blick?« fragte er dabei. »Wenn man uns erwischt, werden wir nämlich die größten Schwierigkeiten haben, uns herauszureden.«
    Als er auf die Uhr sah, fiel sein Blick auf ein Klemmbrett, das am Schreibtisch hing und die Tagesproduktion dokumentierte: Rezeptur 8, Die 8 himmlischen Kräuter. Es erinnerte ihn daran, daß Charlotte ihm einst, als sie in ihrem Lieblingsteehaus in Chinatown saßen und Schweinefleisch mit Pilzen aßen, erklärt hatte, daß die Acht die höchste Glückzahl der Chinesen darstellte. »Chinesen lieben Homonyme«, hatte sie gesagt, und Jonathan mußte jetzt grinsen, denn er hatte sie damals gefragt, ob das etwas zum Essen sei. Sie hatte das lange Haar zurückgeworfen und vor Lachen gebrüllt, bis die anderen Gäste stirnrunzelnd von ihrem Reis und ihren Nudeln aufgeschaut hatten. »Ein Homonym ist ein Wort, das genau wie ein anderes klingt, Johnny! Und wenn das eine Wort ein glückliches Wort ist, dann ist es das andere auch.«
    »Klingt ja toll«, hatte er neckend erwidert.
    »Das kantonesische Wort für acht ist baat, und auf mandarin heißt es pa. Beides klingt wie faat, was »Glück« bedeutet. Wenn also deine Adresse oder Telefonnummer eine Acht enthält, bringt sie Glück. Wenn sie zwei Achten hat, bringt sie noch mehr Glück, denn dann klingt es wie ›Glück und noch mehr Glück‹. Verstehst du?«
    »Du bist keine Chinesin mehr«, sagte Jonathan unwillkürlich laut.
    Charlotte sah ihn überrascht an. »Wie bitte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich habe nur nachgedacht.«
    »Aber ich war nie Chinesin.«
    »O doch. In deiner Jugend, als wir in San Franciso befreundet waren, warst du Chinesin, Charlotte. Ich weiß noch, wie du dich aufgeregt hast, wenn sich jemand deiner Meinung nach schlecht benahm, und du › Chow mah! ‹ gezischt hast. Hieß das nicht ›ganz und gar schändlich‹ oder so ähnlich? Und als ich dich zu mir nach Hause mitnahm und du mein Zimmer gesehen hast, mußte ich sofort mein Bett verschieben, weil es, wie du sagtest, in der ›Todesstellung‹ stand. Und ich mußte ein schwarzes Tuch über meinen Fernseher hängen, weil er sonst meinen Geist stören würde, wenn ich schlief.«
    Charlotte wanderte in dem kleinen Kontrollraum

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