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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Geschenk von Reverend Peterson, und dem schwarzlackierten Arzneikasten meiner Mutter durch die Straßen wanderte, sah ich mich nach den »Zu vermieten«-Schildern um. Sie waren chinesisch geschrieben und hingen in den Schaufenstern der Glücklichen Wäscherei, des Yin-Fei Teehauses und der Ping Huang Handelsgesellschaft. Aber die Straßen hießen Grant, Stockton und Jackson. Ich fand ein Haus ein der Grant Street. Nummer acht-neun. Eine glückbringende Adresse.
    Die Vermieterin hieß Mrs. Po und war die Besitzerin der Glücklichen Wäscherei. Sie hatte einen goldenen Vorderzahn und sprach einen chinesischen Dialekt, den ich nicht kannte. Darum fragte sie mich auf englisch: »Du ganz allein? Keine Familie?«
    Ich zeigte ihr meine Papiere. Sie musterte mich scharf. »Sehen jünger aus als achtzehn.« Sie schüttelte den Kopf. »Mädchen ganz allein nicht gut. Männer kommen her, geben meinem Haus schlechten Namen.«
    Aber ich wollte hier wohnen. Sie hatte mir gesagt, die Wohnung liege nach vorn heraus, im zweiten Stock, und ich sah, wie das Licht der Morgensonne ins offene Fenster fiel. Gut für das chi. Und die Eingangstür war rot gestrichen, um Unglück fernzuhalten. Also bot ich ihr die doppelte Miete, und sie wurde sehr freundlich, trug meinen Koffer und sagte, was ich doch für ein anständiges Mädchen sei. Trotzdem ermahnte sie mich, als wir die Wohnung betraten, noch einmal: »Keine Männer! Viele Huren in Chinatown, aber nicht in meinem Haus.«
    Sobald ich eingezogen war, änderte ich die Nummer an der Tür in eine Acht, bis ich merkte, daß drei andere Mieter das gleiche getan hatten. Da wir aber nicht alle in Nummer acht wohnen konnten, machte ich eine Zwei daraus, weil die Zahl Zwei Überfluß bedeutet.
    Es war eine hübsche Wohnung mit einer winzigen Küche und einem ebenso winzigen Badezimmer. Mir genügte sie, und bald richtete ich sie mir mit neuen Vorhängen und einem neuen Teppich ein. Ich stellte Pflanzen und ein Aquarium auf, weil Wasser Wohlstand bringt, und kaufte mir zur Gesellschaft einen Engelfisch. Das Bett schob ich vom Fenster weg, damit nicht alle meine Hoffnungen in die darunterliegende Gasse flossen. Ich richtete das Kopfende nach Osten, von wo das Glück kommt, und das Fußende nach Westen, damit ich mein Schicksal nicht verpaßte. Ich erwarb eine Lampe und stellte sie auf die linke Seite des Bettes, so daß die linken Kammern meines Herzens morgens die erste Wärme empfingen. Und ich setzte einen Topf mit Wasser unter das Bett, um schlechte Träume zu ertränken.
    In der Küche, wo ich meine Tage damit verbringen wollte, meine Mahlzeiten zu kochen, um dann später an den Abenden meine Kräuterarzneien zuzubereiten, reinigte ich erst einmal den kleinen Gasofen, weil verstopfte Brenner das Familieneinkommen blockieren. Als ich sah, daß der Ofen unmittelbar neben dem Spülbecken stand, so daß zwei widerstreitende Elemente sich berührten – Feuer, also Yang, und Wasser, also Yin –, beseitigte ich das Problem, indem ich ein hölzernes Küchenbrett dazwischenschob. Dann erstand ich zwei Ih-Hsing-Teekannen, eine für den Morgentee, »für Glück«, und eine für den Abendtee, »für gute Träume«. Zuletzt hängte ich ein Windspiel aus Kristall ans offene Fenster, damit das gute chi in Bewegung blieb.
    Verglichen mit unserer bescheidenen Behausung über dem Bordell in der Malay-Straße war es ein Palast. Ich hatte ihn gemietet, um meinen Vater zu ehren, wenn ich ihn hierher führte.
    Ich verkaufte einen meiner Smaragde und kaufte dafür schöne neue Kleider – einen handbestickten Cheongsam aus taiwanesischer Seide – und modische Schuhe mit passenden Lederhandtaschen. Ich wollte so gut aussehen, wie nur möglich, wenn ich meinem Vater gegenübertrat.
    Und dann begab ich mich auf die Suche.

    Es war sein Ring, der mich zu ihm leiten würde, denn wie sonst sollte ich ihn in einer so großen Stadt finden?
    Der Ring war zweifellos ein Einzelstück. Die verschlungenen Initialen »RB« stammten von Künstlerhand. Also wollte ich mich bei den Juwelieren erkundigen, ob sich jemand daran erinnerte, einen so einzigartigen Ring angefertigt zu haben.
    Auf dem Schiff hatte ich gelernt, meinen wertvollsten Besitz ständig am Körper zu tragen. So trug ich auch den Ring meines Vaters an einer langen Kette um den Hals und versteckte ihn unter meinem Kleid. Bei einem Juwelier nach dem anderen zog ich sittsam die Kette aus dem Ausschnitt und zeigte den Ring, gab ihn aber niemals aus der

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