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Das Haus der kalten Herzen

Das Haus der kalten Herzen

Titel: Das Haus der kalten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Singleton
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Kopfsteinpflaster.
    »Hierher!« Claudius rannte beinahe auf das Gefährt zu, der Diener hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Der Kutscher schlug die schwere Decke von seiner Ladung zurück, ein halbes Dutzend Holzkisten. Er sprang von seinem Kutschbock und klappte das hintere Brett des Wagens herunter. Dann trugen Claudius und der Diener die Kisten eine nach der anderen zur Tür.
    »Bring sie in den zweiten Stock und stell sie vor meinem Zimmer ab«, sagte Claudius. »Nicht fallen lassen!«
    Der Diener in königsblauer Livree und weißer Perücke nickte nervös. Obwohl der junge Mann kräftig wirkte, ächzte er unter dem Gewicht der ersten Kiste. Claudius wandte sich dem Kutscher zu. Er holte Goldmünzen aus der Tasche.
    »Wie vereinbart«, sagte er.
    »Und für meine Mühe?« Der Kutscher war grob, seine Stimme schroff. Er trat auf Claudius zu. Hinter ihm verlagerte das Pferd sein Gewicht von einem Huf auf den anderen. Claudius grinste höhnisch. Er war zwar der Kleinere von beiden, doch er richtete sich gerade auf und schien den Kutscher zu überragen. Das rohe Gesicht des Mannes lief rot an und er machte einen Schritt zurück. Claudius langte wieder in seine Tasche und holte mehr Gold heraus. Die Münzen wanderten aus seiner schmalen weißen Hand in die fleischige rote Faust des Kutschers.
    »Danke, Sir«, sagte der Kutscher und tippte an den Rand seines Hutes. Er hatte Mühe, die Fassung wiederzuerlangen, aber sein Lächeln war respektlos. Sofort kehrte er Claudius den Rücken zu und kletterte zurück auf seinen Kutschbock.
    »Wenn Ihr mich wieder braucht, Sir, dann wisst Ihr, wo Ihr mich finden könnt.« Damit nahm er die Peitsche und ließ sie über dem Kopf seines Pferdes knallen. Der Wagen rumpelte über das Kopfsteinpflaster vom Hofplatz.
    Claudius nahm die zweite Kiste und trug sie nach drinnen. Mercy folgte ihm die enge Dienstbotentreppe hinauf in die zweite Etage. Dieser Teil des Hauses war ihr nicht vertraut. Ehe ihr Wintertag begann, waren schon so viele Räume verschlossen worden. Sie gingen an den Unterkünften für die Diener und Kutscher vorbei. Die Dielenbretter in dem engen Flur lagen bloß. Sie warf einen flüchtigen Blick in ein einfaches kleines Zimmer mit zwei nebeneinanderstehenden Betten. Der Diener hatte gerade die erste Kiste vor einer Tür am Ende des Flurs abgestellt. Er wartete auf Claudius.
    »Ich nehme sie mit hinein«, sagte Claudius. »Hol die nächste Kiste.«
    Sichtlich schwitzend nickte der junge Mann und eilte davon. Claudius löste einen Beutel aus seiner Hosentasche und holte einen kunstvoll gefertigten Schlüssel heraus. Er schloss die Tür auf und schob die Kisten ins Zimmer. Mercy schlüpfte an ihm vorbei und sah ein zweites geheimes Labor vor sich.
    Es war ein lang gestreckter, schmuckloser Raum mit einer verschlossenen Tür am anderen Ende. Zwei dürftige Fenster ließen nur spärlich Licht herein. Reihen von Kerzen waren an jedem Ende des ausladenden Tisches aufgestellt, auf einem schmiedeeisernen Kandelaber, sowie auf jeder verfügbaren Fläche, wie etwa der Glasvitrine, in der ein eisenfarbiger Hecht aufbewahrt wurde, und einem Kästchen mit Schmetterlingen, die in ordentlichen Reihen aufgesteckt waren. Mercy ging zum Tisch. Hier hatte Claudius seine Instrumente auf mehreren hölzernen Tabletts angeordnet. Am anderen Ende ruhte ein dickes, zerfleddertes, in Leder gebundenes Buch auf einem Stapel Notizen. Hier und da waren Zeichnungen an die kahlen Wände gepinnt worden, anatomische Studien von Tieren. Gelenkverbindungen. Das Muskelgewebe im menschlichen Oberschenkel. Mercy war fasziniert und angewidert.
    Claudius hatte immer noch mit den Kisten zu tun, deshalb legte Mercy ihr rotes Buch auf den Boden neben den Tisch und schlug Claudius’ Buch auf. Sie warf einen Blick auf die erste Seite und verlor allen Mut. Claudius, der engagierte Wissenschaftler, hatte seine Notizen auf Lateinisch verfasst. Umso schwieriger für sie! Sie atmete tief durch, sammelte ihre Gedanken und bemühte sich um die richtige Einstellung, um es mit seiner unsauberen Schrift und der schwierigen Sprache aufzunehmen.
    Die ersten Seiten waren von 1660. Schaubilder von Pflanzen, seltsame Aneinanderreihungen von Symbolen. Am Anfang hatte Claudius sich mit Alchemie beschäftigt, um das Wesen des Lebens zu verstehen – die belebende Kraft, die einen blühenden Grashalm von einem Strohhalm unterschied. Oder ein Brett von einem lebendigen Baum. Hingeworfene Notizen bedeckten die Seiten. Einige

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