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Das Haus der kalten Herzen

Das Haus der kalten Herzen

Titel: Das Haus der kalten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Singleton
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eines neuen Lebens zu stellen, und Mercys Mitgefühl war versetzt mit Ungeduld – dem Wunsch, er möge sich losreißen von den Schmerzen der Vergangenheit.
    Sie grübelte – und fiel auf den Fußboden, unbeholfen, außer Atem, voller blauer Flecke. Ein düsterer Raum, der schwache Geruch nach Kaminfeuer. Mercy war vor der Feuerstelle gelandet und lag alle viere von sich gestreckt auf dem Teppich. Unter ihren Fingern spürte sie dessen seidigen Flor. Über ihr erstrahlte ein Kronleuchter. Sie erkannte den Raum wieder, es war der Salon mit dem Zugang zu den Gewächshäusern mit den tropischen Schmetterlingen und Fischen. Mercy zitterte. Die Luft war eisig. Kein Sommer mehr. Sie rappelte sich hoch und hob das rote Buch vom Teppich auf. Ein vergoldeter Spiegel warf ein dunkles Bild ihres rußverschmierten Gesichts mit dem ausgefransten Wickel ums Haar zurück. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Nase ab.
    »Beeil dich«, drängte sie ihr Spiegelbild. »Wir dürfen keine Zeit verschwenden.« Aber sie wartete noch einen Moment oder länger, wobei sie das Gesicht im Spiegel anstarrte, ein Gesicht, das ihr nicht mehr bekannt vorkam.
    Sie öffnete die Tür hinter den Vorhängen, die zum Gewächshaus führte. Der lange verglaste Raum stand voller Pflanzen und Blumen, alles war in graues Dämmerlicht getaucht. Blasse Holzrippen hielten Stücke des wolkigen Himmels. Die Luft war feucht und erhitzt. Trajan fütterte die Öfen für seine geliebten Pflanzen, während die Dienstboten in ihren Mansarden frieren mussten. Sie schloss die Tür wieder. Da war niemand. Offenbar spielte sich die Geschichte des Tages woanders ab. Eine Lieferung für Claudius war auf der kleinen Zeichnung zu lesen, die er für diesen kühlen Herbsttag angefertigt hatte. Mercy würde sich auf die Suche machen müssen.
    Ein Dienstmädchen trug eine silberne Kaffeekanne durch den Korridor, also folgte Mercy ihr. Die hohen Fenster boten Aussicht auf einen wilden Morgen, es war sehr früh, die Sonne stand tief über dem Horizont, Wolkenbänke verdeckten sie. Riesige Rosskastanien säumten die lange Auffahrt zum Haus, sie wogten im Wind. Rost- und kupferfarbene Blätter rissen sich los. Die Fenster klapperten.
    Mercy lief weiter. Die Frau mit dem dunklen Kleid und der Schürze klopfte an eine Tür und trat ein. Mercy blieb etwas zurück und lauschte auf die Stimmen. Zwei Männer. Sie stritten sich. Der leisere von ihnen war ihr Vater, vermutete sie. Das Dienstmädchen stellte ihr Tablett ab und eilte wieder aus dem Raum, weg von den wütenden Stimmen. Mercy schlich sich hinein. Wahrscheinlich würden die Streitenden sie, den Geist im Haus, nicht sehen, trotzdem war sie vorsichtig. Ja, das war Trajan. Wie anders er ausgesehen hatte, ehe die Jahre über ihn gekommen waren. Sein Haar war ganz schwarz, wie ihr eigenes. Seine Haut war glatt, sein Körper schlank. Seine Augen glänzten, als er vor dem anderen Mann gestikulierte.
    »Das darf nicht geschehen«, sagte Trajan. »Du müsstest es vor allen anderen einsehen können. Das ist Wahnsinn! Du musst dir diese Sache aus dem Kopf schlagen, um deinetwillen und um der Familie willen. Auch zu ihrem eigenen Besten.«
    Mercy rückte bis zur anderen Seite des Raumes vor, wo der andere Mann hinter seinem Schreibtisch stand. Es war Claudius. Und seltsamerweise sah Claudius älter aus. Ein junger Mann, kein Jüngling. Er hatte langes Haar, das mit einem schwarzen Band zurückgebunden war. Über seinem weißen Hemd trug er eine steife braune Schürze. Der Raum war eine Art kombiniertes Arbeitszimmer und Laboratorium, lang und schmal, mit Tischen, die mit Büchern, Gläsern und chemischen Gerätschaften bedeckt waren – und mit ausgestopften Tieren.
    »Ich kann die Hindernisse überwinden«, argumentierte Claudius. Er sah blass und fiebrig aus. »Wenn wir verheiratet sind, werde ich Marietta von Century, von all den argwöhnischen Blicken und ihrer Familie wegbringen, an einen Ort, wo niemand uns kennt – so wie du es gemacht hast, als du deine Familie nach England gebracht hast.«
    »Die Hindernisse können nicht überwunden werden«, sagte Trajan. »Was wäre das für ein Leben für Marietta, wenn sie ihre Familie nicht mehr sehen dürfte? Und wie könnte sie es ertragen, alt zu werden und zu sterben, während du so bleibst, wie du bist? Es kann nicht sein.«
    »Warte«, sagte Claudius eindringlich. »Warte und sieh dir an, was ich geplant habe. Hab Geduld! Ich bin nicht so dumm, wie du denkst, auch bin ich nicht so

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