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Das Haus der Madame Rose

Das Haus der Madame Rose

Titel: Das Haus der Madame Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatiana de Rosnay
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aufrappeln, Dir schnell den grauen Übermantel um die Schultern legen, den Hut schief aufsetzen und in all der Eile Deinen Gehstock vergessen würdest. Den Nachhauseweg über den Fluss in einer Kutsche, die im Schneckentempo dahinzukriechen schien, den dichten Verkehr, die glatten Straßen, das schreckliche Pochen Deines Herzens.
    Dein Gesicht, als Du kamst. Das werde ich nie vergessen. Maman Odette war für Dich und für mich alles gewesen. Sie war unsere Säule der Kraft, unsere Quelle der Weisheit. Wir waren ihre Kinder. Sie hatte uns so zärtlich umsorgt. Wer würde nun für uns sorgen?
    Der schreckliche Tag zog sich dahin, schwer von den Folgen des Todes und dessen Erfordernissen. Beileidsbezeugungen trudelten ein, Blumen, Kondolenzkarten, Flüstern, Murmeln, Trauerkleidung in entmutigendem Schwarz. Unsere Haustür war schwarz verhangen, Passanten bekreuzigten sich.
    Ich hatte das Gefühl, das Haus schenkte mir Geborgenheit, hielt mich fest zwischen seinen Steinmauern wie ein robustes Schiff im Sturm. Das Haus behütete mich, tröstete mich. Du hattest alle Hände voll zu tun mit Schreibarbeiten und der Vorbereitung der Beisetzung auf dem Cimetière du Sud, wo auch Dein Vater und Deine Großeltern liegen. Die Messe sollte in der Saint-Germain-Kirche gelesen werden. Ich beobachtete Dich bei Deiner intensiven Arbeit. Violette war ungewöhnlich still, sie drückte die Puppe an ihre Brust. Leute rannten um uns herum in einem endlosen Tanz der Hilfsbereitschaft. Von Zeit zu Zeit tätschelte eine liebevolle Hand meinen Arm oder reichte mir ein Getränk.
    Wieder sah ich Maman Odettes weißes Gesicht vor mir. Hörte das pfeifende Röcheln. Musste sie leiden? Hätte ich es verhindern können? Die Erinnerungen kamen zurück: unser täglicher Gang auf den Markt, dann über die Rue Beurrière zur Cour du Dragon, wo sie immer gern einen Blick in die Werkstätten warf und ein Schwätzchen mit dem Schmied hielt. In gemächlichem Schritt hakte sie sich bei mir unter, die Quaste ihrer Haube an meiner Schulter. Wenn wir die Rue Taranne erreicht hatten, blieb sie gern ein Weilchen stehen, atemlos und mit rosigen Wangen. Dann sah sie mich mit ihren braunen Augen, die den Deinen so ähnlich sind, strahlend an. »Was bist Du nur für ein hübsches Mädchen, Rose.« Meine Mutter hatte nie zu mir gesagt, dass ich hübsch war.

Rue Childebert, den 28. September 1834
    Meine allerliebste Rose,
    wie leer das Haus ist ohne Dich, Armand und die Kleine! Ach je, plötzlich wirkt es so groß, zwischen diesen Mauern hallt nun meine Einsamkeit wider. Noch zwei lange Wochen, bis Ihr alle wieder von Eurer Reise ins Burgund zurückkommt. Wie soll ich das nur aushalten? Ich kann es nicht ertragen, allein im Salon zu sitzen. Mein Strickzeug, die Zeitung, meine Bibel, alles fällt mir aus der Hand. In diesen düsteren Stunden wird mir nun klar, wie viel Du mir bedeutest, meine süße Rose. Ja, Du bist die Tochter, die ich mir immer gewünscht habe. Und ich spüre, dass ich Dir näher bin als Deine eigene Mutter, Gott segne sie. Wie glücklich müssen wir uns schätzen, dass wir uns durch meinen Sohn, Deinen Mann, gefunden haben. Du bist das Licht unseres Lebens, Rose. Bevor Du hier einzogst, lauerte eine gewisse düstere Stimmung in diesen vier Wänden. Mit Dir aber zogen Lachen und Fröhlichkeit in unser Haus ein.
    Ich glaube, Du hast von alldem gar keine Ahnung. Du bist ein so selbstloses, reines Geschöpf, Rose. Doch unter Deiner Herzlichkeit hast Du große Kraft. Ich frage mich manchmal, wie Du erst in meinem Alter sein wirst. Ich kann mir Dich einfach nicht als eine alte Dame vorstellen, denn Du bist die Jugend, wie sie leibt und lebt! Der anmutige Schwung Deiner Schritte, Dein golden wallendes Haar, Dein Lächeln, Deine Augen. O ja, Rose, Deine Augen. Sie werden nie trübe werden. Auch wenn Du so alt und grau bist wie ich jetzt, werden Deine himmelblauen Augen weiterhin leuchten.
    Warum bist Du erst so spät in mein Leben getreten? Ich weiß, dass ich nicht mehr viele Jahre zu leben habe, der Arzt hat mich wegen meines Herzens gewarnt, man kann an meinem Zustand nicht viel ändern. Ich mache kurze Spaziergänge, aber ohne Dich sind sie nur halb so erquicklich. (Madame Collévillé begleitet mich manchmal, aber sie geht schrecklich langsam und sie riecht säuerlich und unangenehm …)
    Gestern wurden wir in der Rue de l’Échaudé Zeuginnen eines Kampfes. Es war herrlich dramatisch! Ein Bursche hatte sich zweifellos zu viel von der Grünen Fee zu

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