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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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und die grünen Augen des Königs der Dschinne dort flackerten, und ich ihm zurief: «Oh guter Freund, bist du es?» Und er erwiderte: «Ich bin es, Salach», worauf ich fragte: «Wo sind dein Schloss und seine feuchten Treppen, wo sind die Wassergeister, die zu deiner Rechten und Linken dich bewachten?» «Bittere Tage sind über uns hereingebrochen, mein Freund», antwortete er, «denn nachdem aus unserem Wohnsitz in der
Biara
eures Gutes wir vertrieben wurden, hat sich mein Gefolge in alle Richtungen verstreut, und erst nach viel Mühe habe ich diese neue Bleibe gefunden, die nun langsam erbaut wird, denn wie schwer wird es mir fallen, meine ruhmreichen Tage von neuemaufleben zu lassen, meine glorreiche Vergangenheit in den Tiefen der
Biara
inmitten der Obstplantagen, als mit eiserner Faust ich über Fische und Pflanzen geherrscht und sogar den Flug der Vögel von meinem Sitz in der Tiefe gelenkt.»
    Und ich sagte: «Auch um meine Tage auf Erden ist es nicht gut bestellt wie ehedem», und berichtete ihm von dem Juden, der Unglück und Zerstörung über meine Familie und mein Leben gebracht, und über den Kampf auf Leben und Tod, der am nächsten Tage stattfinden sollte, und der Dschinn pries mich für meinen Wagemut und sagte, er und die in den Bäumen wohnenden Dschinne würden von ihrer Kraft mir geben, damit ich mutig, leichtfüßig und entschlossen in den Kampf zöge und das Ende über diesen Feind brächte, und sogleich befahl er einem Schwalbenpärchen, seinen Befehl unter den Dämonen der Bäume und Flüsse zu verbreiten, doch ich fragte: «Was soll ich tun, wenn Gott nicht auf meiner Seite ist, was, wenn das Schicksal blind und mir nicht die Oberhand gewährt?» Und der König der Dschinne lächelte mit seinen grünen Augen traurig mir zu und sagte: «Wenn dem so ist, dann komm herab zu mir, in die Tiefe, wozu vor langer Zeit schon ich dich eingeladen, denn dein Platz auf einem Thron an meiner Seite ist auf immer dir bestimmt, wenn ein Bewohner dieses Flusses du wirst, der zwar nicht so süß und erquickend wie die
Biara
ist, dennoch aber Wasserlilien und andere liebliche Blumen hat; auch ist seine Strömung gut und kräftig, und sollten irgendwann einmal noch schlechtere Zeiten als diese über uns kommen, können in die unsichtbaren Tiefen wir abtauchen, in die Paläste des dunklen, verborgenen Tiefenwassers, die durch Kanäle und unterirdische Höhlen fließen, um dort auf ewig einen festen Wohnsitz uns zu schaffen.»

Einige Stunden später
    Die Stunden schlagen vernehmlich, und meine Seele gebärdet zunehmend angespannt und erzürnt sich. Und welches Heilmittel könnte da besser abhelfen als Gesellschaft beim Trinken?
    Bei den Sanddünen unweit des Strandes hat unser Bekannter, der Jemenit Nuriel, eine Art Armeleutekiosk aufgemacht, wo an alle Hungrigen und Bedürftigen Limonade und Orangensaft er verkauft, denen, die nicht abgeneigt, einen Blick ins Glas zu werfen, jedoch seinen starken, würzigen Wein ausschenkt, in den er vielleicht, verwundern tät es nicht, auch halluzinatorische Pilze und andere giftige Drogen gemengt.
    Kleinwüchsig und dunkelhäutig begrüßte Nuriel mich herzlich, als er meiner gewahrte.
    Ich sagte: «Hast ein wenig Zeit du?»
    Großherzig und mit seinem jemenitischen Akzent sagte er: «Meine Tage liegen ausgebreitet vor mir wie eine Bahn Stoff ohne Anfang und Ende. Nur bei euch, den Aschkenasen, den Söhnen Europas, ist die Zeit eingeteilt in Minuten, die Minuten in Stunden und die Stunden in Tage, wie Gefangene in ihren Zellen.»
    Also berichtete ich in allen Einzelheiten ihm von meiner Reise ins Heilige Land und meinen ersten Bemühungen hier, wie mit einer aufsässigen und störrischen Braut in Jaffa ich eingetroffen, wie ich einen hübschen Garten gesucht und nirgends gefunden und wie sich schließlich auf dem Wege des Zufalls mein Schicksal mit dem des Gutes gekreuzt, wie alsbald ich dort ein- und ausgegangen und die Frau dazu gebracht, sich in meinem Netz zu verfangen, und den Jungen mir zum Freund gemacht, wie dann der Effendi, der Herr über das Landgut, eines plötzlichen Todes gestorben war und die Dinge sich weitergesponnen bis zu diesemnämlichen Punkte, an dem bei einer Flasche jemenitischen Weines am Strand von Jaffa wir uns nun unterhielten. Nuriel lauschte aufmerksam, wischte sich mit seinem schmutzigen Ärmel über den Mund und sagte: «Dein einziger Fehler, Monsieur Luminsky, ist, dass absolut nichts du weißt über die Araber.»
    «Bitte erkläre dich»,

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