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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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sagte ich.
    «Ich habe im Jemen unter den Arabern gelebt», begann er, «und kenne ihre Wege genauestens. Söhne der Wüste sind sie, einstmals eines der mutigsten Völker auf dem ganzen Erdenrund, doch in unseren Tagen, den modernen Zeiten, ist nichts an ihnen mehr geblieben von dieser alten Stärke. Denn an die Stelle von Pferdegalopp und Schlachtrufen sind bei ihnen Faulheit und Beschränktheit getreten, und all ihre Sitten und Gebräuche sind wertlos und flüchtig, mit Ausnahme dieser zwei, der Machtsucht und der Ehrsucht. In allem, was du getan, hast ihnen du dich als ein schwacher und nichtiger Mensch gezeigt, ein Mann ohne Macht und ohne Ehre, weshalb sie sich aufführen, wie sie sich aufführen, und dir keine Dankbarkeit für deine Taten bekunden. Es gibt nichts, was bei den Arabern mehr verachtet als ein Mann, der seine eigene Ehre geringschätzt.»
    «Dann gib mir einen Rat», sagte ich. «Was soll in dem Gespräch mit dem Jungen ich vorbringen?»
    «Zeig ihm deine Macht», erwiderte Nuriel. «Und zaudere nicht, die Hand gegen ihn zu erheben. Verberge deine Schwäche und Skrupel. Gehe streitbar und mit Macht vor. Nur so wirst von den Fesseln seines Wahnsinns du ihn befreien können.»
    Seine harten Worte weckten in mir, zu meiner eigenen Überraschung, Ermutigung und Wohlgefühl. Ich dankte für die Verköstigung und seine Rede ihm und machte mich auf zu dem Anwesen.

    Der gute Engel kam heute wie auf Zehenspitzen in mein Zimmer, und ich betrachtete eingehend seine hohe Gestalt, das goldene Haar, die weißen Zähne, seine blitzenden blauen Augen, um in alldem die Anzeichen eines blutdürstigen Feindes zu finden, eines Räubers und Unterjochers, eines Despoten und Mörders, und ich besah mir seine Finger, die Lügenbriefe aufgesetzt, seine Zunge, die Giftperlen hervorgebracht, und wie verabscheut und verachtenswert war in meinen Augen er, bis ich mich selbst verhöhnte über die Blindheit, mit der ich ihm gefolgt war und einen wahren Freund und Kameraden in ihm gesehen hatte, ihm wie ein Fußabtreter gewesen war, und der gute Engel versuchte, freundlich und einschmeichelnd in mich zu dringen, warum ich nicht zu den heilsamen Quellen gegangen und wohin seine Kumpanen Salim und Salam verschwunden sein mochten, und anzumerken war ihm, dass Furcht sich mischte in seine Neugierde, doch ich gab ihm nicht den kleinsten Hinweis, sondern verschleierte meine Worte mit Andeutungen und tat, als sei ich völlig erschöpft und in Begriff, ohnmächtig zu werden, sagte indes, dass seine allerletzte Intrige, mich für sieben Jahre in einer Nervenheilanstalt wegzusperren, mir sehr wohl zur Kenntnis gelangt sei, worauf der Jude mich von Erstaunen gepackt anstarrte und sagte: «Salach, bist deinen Phantastereien du wieder verfallen?» Doch ich verspottete in meinem Herzen ihn für dieses langweilige, wimmernde Spiel, das er spielte, und sagte: «Schluss mit alldem Gerede: Am morgigen Abend fordere ich dich zum Duell heraus», und der Jude sagte mit noch größerem, gestelltem Erstaunen: «Welchen Zweck soll ein solcher Kampf haben?» Und ich sagte: «Den Zweck, dass wir einander mit gezücktem Dolch gegenüberstehen und miteinander kämpfen, bis der Bessere von uns beiden gesiegt hat», worauf er ein spöttisches Lachen von sich gab und sagte: «Hältst du für einen Araber mich, dassich losgehen würde und einen Mann töten ohne Recht und Gesetz?» Und ich erwiderte: «Ein Mann von verächtlicher Seele bist du, ein Mann ohne Ehre und Stolz, ich verfluche dich und dein Volk, möget ihr alle wie Hunde elendig krepieren», und der Jude sagte mit geschürzten Lippen: «Liederliche Wort wie diese erlaube ich nicht auf meinem Gut», und ich zischte: «Ein Hund bist du, ein Hundesohn, deine Mutter ist eine Hündin und dein Vater ein Hund, die stinkende Grube eines Hundes soll dein Grab sein», und derweil sich das Gesicht des Engels immer stärker rötete, fuhr ich fort, ihn zu schmähen, und sagte: «Deine Mutter in Russland ist eine Hure, alle Männer gehen zu ihr, und du bist ein Bastard und Sohn eines Bastards», und er zog mich vom Bett hoch, packte mich am Oberarm und stieß drohend hervor: «Du solltest dir diese Frechheiten, Provokationen und anderen kindischen Unflätigkeiten besser versagen, hüte deine Zunge, oder ich lasse dich meine Hand spüren», und ich sagte: «Hund, räudiger Hundesohn, deine Mutter ist eine Hündin und Hure, und jeder Kosak in Russland spreizt ihr die Beine und kommt über ihr schwarzes Dreieck

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