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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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einer Dirne», und der gute Engel hob den Arm und ließ eine schallende Ohrfeige auf meiner Wange landen, und ich fuhr fort, ihn vehement zu verfluchen, worauf er mich noch einmal schlug und noch einmal, bis aufgeschreckt durch den Tumult Amina laut schreiend zu meinem Zimmer kam: «Er bringt den Jungen um! Er bringt den Jungen um!» Und der gute Engel brüllte: «Verschwinde, du schurkische Kreatur», und schlug ihr die Tür ins Gesicht, und zu mir sagte mit blutunterlaufenen Augen er: «Nimm alles zurück, was du gesagt, oder das hier wird dein Begräbnis», und bei meinem zornigen Schweigen stieß er mir die Faust ins Gesicht, sodass mit einem Mal salzige Blutspritzer auf meiner Zunge waren und Splitter eines gebrochenen Zahns, und wieder schwang er die Faustund sagte: «Nimm alles zurück, oder du wirst auf immer die Verwünschungen bereuen, die über deine Zunge geglitten», und alsdann befahl er mir, auf alle viere zu gehen und ihn um Vergebung zu bitten, doch ich, mit meinen gebrochenen Zähnen, meiner blutigen Lippe und der gespaltenen Zunge, sah ihn unverwandt an und sagte: «Du böser, schlechter Mann, wenn das Herz eines Mannes und nicht das eines Weibes in deiner Brust schlägt, wenn das Blut von Helden und nicht Muttermilch in deinen Adern fließt, wenn ein Rest von Anstand noch in deiner verachtungswürdigen Gestalt steckt, dann komm morgen zu dem Friedhof, in den Ring, zum Duell, um dein armseliges Leben zu kämpfen», und mein Feind bedachte mit einem kurzen Blick mich, lächelte verächtlich und sagte: «Dann soll es so sein, wir treffen uns morgen», sprach’s, verschwand und warf die Tür laut krachend hinter sich zu.

Einige Stunden später, auf dem Gute der Rajanis
    Dies also ist der Inhalt des Gespräches, das am heutigen Tage zwischen dem Jungen und mir stattgefunden.
    Noch unter dem Eindruck der Worte Nuriels, der bestens vertraut mit der Mentalität, der Denkweise und Gestimmtheit der Araber, begab ich mich zu dem Jungen, stieg hinauf ins obere Stockwerk zu dem Zimmer, dessen Geruch, Wände und Fenster ich schon überdrüssig bin.
    Der Junge lag in seinem Bette wie ein Wurm im Meerrettich, krank und sehr erschöpft, doch von dem Augenblicke an, da ich das Zimmer betreten, bedachte mit einem Blick er mich, in dem nicht wenig Hochmut und Anmaßung waren.
    «Wer erdreistet sich», fragte er, «auf meinem Anwesen zu bauen ohne meine Erlaubnis?»
    Ich sagte: «Ich gedenke nicht, hier an deinem Kopfende zu sitzen, wenn nicht Ehrerbietung und Höflichkeit du gegen mich walten lässt.»
    Erstaunt sah er mich an.
    Ich setzte mich und sagte: «Dieses Gut gehört mir nun, mir und denen, die es bestellen und bewachen, nicht aber irgendwelchen an Wände pinkelnden Rotznasen.»
    Der Junge stöhnte.
    Ich fuhr fort und sagte: «Ich weiß nicht, warum du meiner Weisung dich widersetzt und nicht zu jenem Heilbad dich hast begeben, das ich dir anbefohlen, und ich bin nicht gewillt, mir deine Ausflüchte in dieser Sache anzuhören. Sobald du dich so weit erholt, dass auf deinen eigenen Beinen du zu stehen vermagst, werde mit einer Strafe ich dich belegen – einer Strafe körperlicher Natur und einer seelischer Natur –, über deren Beschaffenheit ich beizeiten zu entscheiden gedenke.»
    Schweigen.
    Der Junge hob aus seinen Kissen sich, stand auf und streckte sich, um an Größe zu gewinnen. Sein Körper mochte entkräftet sein, doch aus seinen Augen sprach die Rebellion, und sein Gesicht stellte maßlose Rage zur Schau. Mit schwachem, dünnem Stimmchen begann er, mit abscheulichen Tiraden mich zu schmähen, stieß schließlich hervor, ich sei des Todes und er müsse mich töten. «Morgen um diese Stunde fordere ich dich zum Duell, und dort wirst dein Grab du finden. Und jetzt verschwinde, du Hund, verlass mein Zimmer und beschmutze nicht länger mein Haus und mein Land.»
    Unter großer Anstrengung kehrte in sein Bett er zurück und schloss die Augen.
    In einem Zustande gewaltiger Bestürzung nahm meinen Hut ich und verließ das Zimmer, wie er mich geheißen.

    Ich wollte in dieser Nacht ruhigen und sorglosen Schlaf finden, mir Kraft zu geben und die Muskeln zu lockern vor dem schicksalhaften morgigen Tag, aber Mutter brachte um jedweden Schlaf mich, meine arme, unglückliche Mutter, deren Absichten nur die besten waren, die mich umsorgen und von meiner Krankheit wollte heilen, denn meine teure Mutter, die nun den allerletzten Rest ihres klaren Verstandes verloren hat, schrie und brüllte die ganze Nacht,

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