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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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damit ich nicht kopfüber falle, wenn unser Gefährt nach links oder rechts ausbricht, doch ich schaue in die Höhe zu den dahinziehenden Vögeln, die Herbstwinde erquicken mich, vielleicht werden mit dem Tod des Sommers ja auch die schlechten Gedanken absterben und vom Winde verweht, unterdessen, nach der Hälfte einer Stunde, unser Gespann durch die Außenbezirke von Jaffa rattert und anstelle der grünen Zitrushaine und üppigen Gärten jetzt die Zelte der Zigeuner und dann die hölzernen Häuser der Deutschen treten, die gekommen sind, in unserem Land zu siedeln, und schließlich das bunte Völkchen, leichtfüßig und mit Tarbusch behütet, und mit ihm das Vieh, die Maultiere und Kamele, die sich auf den farbenfrohen Märkten drängen.
    Unser Weg jedoch trug uns nicht dorthin, da der Kutscher uns flugs am Eingang zur Stadt abgesetzt, unweit der Überreste der alten Stadtmauer und des tiefen Grabens, der inzwischen mit Dreck und Unrat gefüllt ist, und Mutter mich eilends zum Stadttor führte, meinen Kopf und Körper mit dem Aufschlag ihres Gewandes verhüllend, damit mich der böse Blick nicht träfe, denn es waren derer viele, die flüsterten, ihr Sohn sei von einem Dschinn befallen und laufe umher wie einer der mondsüchtigen, verwirrtenDichter der
Dschahiliya
, der Zeit der Unwissenheit vor dem Wirken unseres Propheten Muhammad, die Unfrieden zwischen den Stämmen stifteten, weshalb Mutter schnellen Schrittes sich ihren Weg durch die Menge bahnte, zwischen Händlern und Hausierern, Flaneuren und Müßiggängern, und ich verstohlen in die gewundenen Gassen Jaffas linste, die mir aus nicht fernen Tagen erinnerlich waren, da Mutter mir noch erlaubte, mit dem Fahrrad auszufahren, die Zitrushaine zu queren und die Hügel der Stadt Jaffa zu erklimmen, denn ebenhier, in diesen Straßen war es, dass der Prophet Yunis durch Allahs Geist verwirrt und tumb gemacht umherlief, hierher er sich flüchtete vor den Prophezeiungen des göttlichen Zornes, hier, unter den Orangenhändlern und Hausierern, er Zuflucht und Linderung suchte von all jenen furchtbaren Visionen der schon bald der Zerstörung anheimfallenden Stadt Ninive, deren Einwohner viele allesamt sterben, erschlagen, zertrampelt und ausgelöscht werden sollten durch den Zorn des Einen, des Allmächtigen, der in der Höhe wohnt und sie mit seinen Knuten und Peitschen straft.
    Ich strauchele, schlage um ein Haar der Länge nach auf die rissigen Pflastersteine der Straße, die von Kloakenwasser und Dung bedeckt, mein Körper welk wie die Blätter des Rizinusbaumes, verlangt es mich danach, die engen, ungezählten Stufen zum Hafen und zum Meer hinabzusteigen und meinen Körper in die tosenden, tückischen Fluten zu werfen, in den weit aufgesperrten Rachen von
el-Gula
, dem Seeungeheuer, das dort auf Matrosen und Seefahrer lauert, auf dass es mich in seine Waleingeweide verschlingt und die Hinterlassenschaften einer verlorenen Seele wegsperrt und verstummen lässt, die durch alle Zeiten geirrt.
    Der verehrungswürdige Doktor Al-Bittar Al-Hakim versetzt mich in Angst und Schrecken in dem Augenblick, in dem wirsein Haus in der El-Sarafin Straße betreten, da nicht nur die in vielen Jahren erworbene medizinische Weisheit an ihm, seinem Blick und seinem mächtigen Schreibtisch unzweifelhaft zu erkennen, sondern seine dichten, schwarzen Augenbrauen, seine langen und dicken Finger, seine tiefe und sonore Stimme mir allesamt eine Art uranfänglichen Abscheu entgegenbringen, mich meines sonderbaren und absonderlichen Gebarens zeihen, denn der Doktor war gut bekannt mit meinem Vater und meinem Großvater und hat niemals unter ihnen solch ein hässliches und armseliges Küken wie mich zu Gesicht bekommen, weshalb er mich mit seinem stechenden, furchteinflößenden Blick bedenkt und verlangt, ich möge ihm vom Zweck meines Kommens berichten, worauf Mutter mir sogleich Mund und Zunge wird und ihm in einem Atemzug von all meinen Verfehlungen und Sünden erzählt, wie ich seit einem Monat mit gellenden Schreien aus dem Schlaf erwache und alle Bewohner des Hauses aufschrecke, wie mein Schlaf wandert, meine Seele dahinwelkt, Speisen nicht über meine Lippen kommen und kein Lächeln diese jemals umspielt, wie ich mehr als einmal nur bereits am Rand der
Biara
gestanden, um mich hineinzuwerfen und dort meine Seele zu verlieren, wie sie mich mit siebenundsiebzig Augen verfolgt, damit es mir nicht gelingt, mich ihrer Wachsamkeit zu entziehen und mir etwas anzutun, und der Doktor

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