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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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ein geachteter Effendi von Rang und Würde, sondern stahl auf unser Anwesen sich wie eine Katze, mit schnellen, bänglichen Schritten, seine Augen umherirrend, ob sein Kommen ich wohl gewahrte, und wie armselig war die Gestalt meines guten Freundes, wie geringschätzig und verachtungswürdig in meinen Augen, und wohin würde er sich wenden, zu welchem Raume gehen, dieser mir verleidete Verbündete, der aller Würde verlustig? Nicht zu Salachs Raum, als dessen Gefährte er sich ausgegeben,nicht zu den Beeten und Obsthainen des Gutes, als dessen Hüter und Freund er sich geriert, sondern geradewegs zum Erdgeschoss, zu Mutters Schlafgemach, wo sie in seine Arme fiel und ihn bei dem Namen rief, den sie ihm gegeben, «Jacques! Jacques!», und der Geruch des Erbrochenen vom letzten Male stieg in die Nase mir und verstopfte diese, derweil der gute Engel seine große Hand auf ihren Hintern legte und ich betete, sie würden nicht abermals die Bettstatt meines verstorbenen Vaters besudeln, nicht ihr schmutziges, verschwitztes Grunzen hören lassen, doch da entdeckten seine Finger, derweil sie die Rundungen von Mutters Körper betasteten, die abermals blutgetränkten Binden, und für den Moment ließ ab er von ihr, setzten beide sich auf den Rand des Bettes und vertieften in ein Gespräch sich, doch sosehr auch meine Ohren ich spitzte und meine Augen bemühte, ich konnte nicht ergründen, welchen bösen Plan sie schmiedeten, da gedämpft sie sprachen, flüsternd, beinahe als wüssten sie, dass jemand ihre Machenschaften belauschte, da kam mir die Idee, mein Versteck hinter dem Vorhang zu verlassen und auf allen Vieren bis zum Ende des Bettes zu kriechen, um die Worte der beiden Verschwörer zu vernehmen, und mein Herz schlug ungestüm und wild bei diesem Gedanken, doch hielt den Atmen ich an, zog die Vorhänge zu einer schmalen Öffnung auseinander, ging auf die Knie und kroch geräuschlos voran, derweil der Engel Gabriel und Mutter wohl in ihr Gespräch vertieft, allem Anscheine nach jedoch nicht einer Meinung waren, ja einander gar in hitzigem Disput zugetan schienen, derweil in stiller Eile an der Längsseite des Bettes ich entlanghuschte und mich alsdann in die Decke hüllte, die bis auf den Boden hing, und meinen Körper vom Kopf bis zu den Füßen darin verbarg, ehe mit kurzen, hastigen Zügen ich wieder nach Luft schnappte und die Worte endlich in meinen Ohren sich zusammenfügten, ich hören konnte,wie sie ihm von mir erzählte – Salach schläft, Salach ist eingesperrt in seinem Zimmer, Salach dies und Salach das – und dieser schlechte Mann, dieser Unhold, ihr in hämischem, scharfem Ton sagte: «Es wird wohl besser für ihn sein, er verbleibt noch dort», darauf sie ihm von dem großen Unglück erzählte, das sie befallen, dass die Pachtbauern aufbegehrt, ihr nicht mehr gehorchten und das Land nicht mehr bestellten, und ein Schluchzen brach aus ihrer Kehle, da sie ihn anflehte, er möge ihr helfen, damit das Gut nicht ruiniert und all ihr Besitz mit ihm verloren, und der Engel sagte ihr: «Ich habe bereits dir gesagt, welches meine Bedingung», und sie sagte: «Dies ist eine Bedingung, der ich niemals werde nachkommen können, worauf er erwiderte: ‹Dann warten wir ab, bis alle Bäume verfault und all ihre Früchte verloren›», und Mutter weinte, wimmerte und flehte: «Eine verwitwete Frau bin ich, habe Erbarmen mit mir», doch er sagte: «So und nicht anders lautet die Bedingung», und setzte warnend noch hinzu: «Tust du nicht, wie ich dir geheißen, werde ich gehen und nie wieder kehren, werde dich allein mit deinem sonderlichen, verrückten Jungen lassen», und Mutter weinte, flehte, fiel auf die Knie und schlug mit ihren kleinen, schmalen Fäusten gegen seine Brust, wimmerte: «Nein, Jacques, verlass mich nicht», und er nahm seinen Hut und beschied sie: «Morgen zur Nachmittagsstunde komme ich wieder her, und dann muss ich sehen, dass die Bedingung, über die wir wieder und wieder gesprochen, in Gänze erfüllt ist und alles, was verlangt, sich hier findet, denn wenn nicht, gedenke aller Welt ich zu erzählen, dass eine Ehebrecherin und Dirne du bist, und eine Horde von Rächern wird kommen, um dein Blut zu trinken», worauf Mutter zusammenbrach, nicht einmal gewahrte und bemerkte, dass die blutigen Binden von ihrem Platze auf dem sonderbaren haarigen Dreieck sich gelöst und herabgefallen, und sie schrie: «Jacques!, Jacques!», doch mit zusammengepresstenLippen und geballten Fäusten wandte ab er sich

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