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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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mit einem Male geworden, doch sie verwies ihres Gemaches mich, da ihre Schläfen pochten und ihr Kopf sie schmerzte.

12. Januar 1896, auf dem Anwesen der Rajanis
    Meine Stimme ist heiser, meine Hände erschöpft, da den ganzen Tag ich damit verbracht, die Ernte der Orangen zu beaufsichtigen. Viele Früchte waren verdorben wegen der liederlichen Leitung des Gutes, viele andere jedoch rund und prächtig, tropfend vor Safte und zudem der vorzüglichsten Sorte von Orangen zugehörigWir verluden allesamt sie in schwere hölzerne Lattenkisten, um nach Europa die Ware zu verschiffen.
    Die Araberin hat derweil ihr Einverständnis gegeben, von einer Fabrik in Manchester, England, eine Art Dieselmotor zu erstehen, der das faule alte Maultier beim Ziehen der Schöpfeimer aus dem Bassin durch Dampfkraft soll ersetzen. Diese Neuerung wird alsbald eine ergiebigere, bessere Bewässerung der Plantagen während des heißen asiatischen Sommers erbringen.
    Obgleich die Pachtbauern mir gewisslich gehorchen, steht der Arbeit mit ihnen beständig ein Hindernis im Wege: ihr sonderbarer Glaube, dass ein böser Dschinn sich auf dem Landgut umtut, weshalb, wann immer der Wind durch die Äste heult, sie zu Boden sich werfen in Richtung Südost, nach Mekka, der Stadt ihres Propheten, und ihre Gebete um Erbarmen zu Allah schicken, auf dass er sie erretten möge. Die Weiber schlagen derweil mit Bachweidenzweigen oder den Ästen eines anderen welken Strauches auf die Erde, und die Kinder laufen hin und her und rufen: «
Ar-Ruch! Ar-Ruch!
», was in der Sprache der Araber der Name des Geistes der Toten ist. Meine Geduld mit derart devianten Bräuchen schwindet zusehends. Möglich, dass schon bald ich mich an jene Juden halte, die von den Kolonien enttäuscht, und einige von ihnen zur Arbeit bei mir werde bewegen.
    Denn in den Straßen Jaffas finden sich viele solche Juden, die, ob des Zustands der Kolonien und ihrer schrecklich minderwertigen Böden resigniert und aller Illusionen beraubt, nach Übersee sich einzuschiffen wünschen. Viele von ihnen sind Männer von Anstand und Tatkraft, etliche auch kundige Handwerker. Anstatt nach Russland zurückzukehren und dort die Pogrome der Antisemiten zu erdulden oder nach Amerika zu emigrieren und dort aus freien Stücken als Sklaven in einer Näherei, einerWäscherei oder Schuhfabrik sich ausbeuten zu lassen, warum nicht sollten sie zu mir kommen, um mir eine Legion von Landarbeitern und Weinbauern zu werden.
    Über diesen Umstand muss noch einmal gründlich ich nachdenken.

Wenige Stunden später
    Bei meiner Rückkehr nach Hause erwartete die gnädige Frau in ihrem Bette mich und hieß mich, den Akte des Beischlafes zu vollziehen, da nach den seltsamen Berechnungen, die sie angestellt, diese Tage der Empfängnis besonders zuträglich.
    Auf Anraten von Salim und Salam habe eine Salbe ich erworben, die bei ihrem sodomitischen Treiben ihnen dient und mir beim Akte der Begattung helfen möge.
    Sie verlangten ihr Prozent.
    Ich gab es ihnen.

13. Januar 1896, Neve Shalom
    Der guten Tage sind über das Anwesen gekommen. Es blüht und gedeiht, ist auf Rosen gebettet und ganz und gar eine Augenweide. Durch die grünenden Hügel schreitend, das dichte Laubwerk der Bäume und die tätigen Bauern vor Augen, gebe meinen Phantasien ich mich hin, da der Überfluss und die Pracht, die in wenigen Tagen ich über das Gut gebracht, nur das wenigste sind. Die vorzüglich gesunde Erde der Rajanis ist der Bepflanzungenund Samen aller Art befähigt. Ich gedenke, neben den Zitrushainen zehn Hektar Mandel- und Olivenbäume zu setzen, deren Ertrag zwar verspätet, aber anständig zu werden verspricht, im Falle der Letzteren auch besonders sicher, da der Olivenbaum nicht anfällig für Krankheiten und über manch hundert Jahre Früchte gibt. Die Kaktusfeigenhecke am westlichen Ende werde schon bald ich durch zwanzig Hektar Eukalyptusbäume ersetzen. Diese wachsen schnell und geben alles Feuerholz, dessen das Gut bedarf.
    Sogar die Araberin zeigt zuletzt ein wenig ermutigt sich, und mit Gemach kehrt zurück die Röte auf ihre Wangen. Vielleicht wird – wenn Allah, ihr Gott will! – sie schon bald die Freuden und Genüsse wiederentdecken, mit denen vormals sie mich bedacht. Noch immer fürchtet die Einsamkeit sie und bangt sehr um das Schicksal des Jungen, über den zu jeder Stunde sie spricht, die gemeinsam wir verbringen.
    Der Junge.
    Wann immer ich die Araberin und ihr Anwesen beehre, gewähre eine kurze Rast von meinen

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