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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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ausgesetzt, hin und her,während die Wege auf dem Anwesen von Gräsern überwuchert und überall tiefe, trübe Pfützen und Sumpfgewächse zu sehen waren, zwischen denen Kaulquappen sich tummelten und Frösche quakten.
    Dunkle, schwere Regenwolken bedeckten den Himmel, und Regen setzte ein. Trauer und Kummer schwebten über allem.
    Mit Ehrfurcht und Liebe betrat das weitläufige Haus ich und fand Afifa am selben Platze und in ebenjenem Zimmer sitzend vor, wo auch bei meinem letzten Besuche ich sie angetroffen. Ihre Augen waren verquollen, ihre Schultern schmal, ihre Kleidung schwarz und verblichen, und die Vorhänge hüllten alles in einen dunklen, ernsten Schleier.
    Sie gewahrte meiner und rief: «Jacques, Jacques», ihre ganze Erscheinung Tränen und Elegie. Ich nahm ihre Hand und küsste ihre Finger, während ich mit tröstenden Worten sie beruhigte. Sie schnäuzte und wischte über die Augen sich, die vor lauter Weinen geschwollen. Evident war, dass sie noch nicht geheilt von jener berühmten
faiblesse
, unter der verwitwete Frauen zu leiden pflegen.
    Sie begann, mir all dies zu berichten, was in jenen zwei Wochen ihr widerfahren. Schwarze Tage waren über das Landgut gekommen, und eine Sorge jagte die nächste. Erstens war ein heftiger, lästiger Wind aufgekommen, rollte von Flur zu Flur, wehte durch alle Zimmer und blähte die Vorhänge. Alsdann verbreitete unter den Pachtbauern ein Gerücht sich, ein Geist gehe um, worauf sie eine Art Rebellion angezettelt, dass nicht eher zur Arbeit auf die Felder und die Obstplantagen sie würden zurückkehren, als dieser zürnende Geist sich beruhigt. Sie habe die Kraft nicht gehabt, hinauszugehen und die Bauern zu räsonieren. Und sogar die grimmige Dienerin vermochte nicht, Gehör zu finden.
    Da die Bauern die Arbeit verweigert, faulten die Früchte anden Bäumen, schoss Unkraut in jedem Winkel, und keine Hand, zu jäten und zu rechen, zu rupfen und die Erde von Steinen zu erlösen. Und als sei all dies noch nicht genug, hatten die Regengüsse am vorvorherigen Tage das Wadi Musrara über die Ufer treten lassen, hatten gewaltige Wassermassen die Obstplantagen überflutet.
    Sie setzte fort ihre Litanei und berichtete, dass, da ich dem Gute ferngeblieben, der Junge entsetzlich niedergedrückten Mutes sei und in seinem Zimmer eingeschlossen verweile, keinen eines Blickes würdige und auf ihre Fragen nicht antworte. Allein der Dienerin Amina erlaube er, ihn zu besuchen und mitunter ihm einige kümmerliche Happen zu bringen. Auch hielt sie vor mir, der Junge rufe Tag und Nacht meinen Namen, doch ich antwortete nicht, worauf abermals zu weinen sie begann, eine Witwe sei sie, verwitwet und allein, wie nur solle sie das große Anwesen ohne ihren Gatten bewirtschaften, wie ihre Früchte verkaufen, wenn allesamt diese faulig, wie ihren einzigen Sohn ernähren und wie die Steuern und Landabgaben zahlen als Witwe, verwitwet und allein. Ich erhob von meinem Platz mich, um sie zu umfangen, wischte fort ihre Tränen und flüsterte in ihr Ohr: «Afifa, dünke nicht alleine dich, denn ich stehe zur Seite dir, werde stets an deiner Seite sein.»
    Schluchzend sagte sie: «Wenn dem so ist, warum dann bist du erst jetzt gekommen?»
    Und ich sagte: «Aus dem einfachen Grunde, dass du mir befohlen, das Ende der Trauerzeit abzuwarten.»
    Sie sagte: «Das ist nicht wahr.»
    «Du batest mich doch, nicht zu kommen, um der Leute üble Rede nicht zu wecken», beharrt ich.
    Ihr Schluchzen wurde lauter. «So etwas habe ich nicht verlangt.»
    Ich gewahrte, dass sie im Begriff hysterisch zu werden, und sagte: «Verzeih mir, wenn ich geirrt.»
    Ihr Weinen hielt an.
    «Wie kann meine Sünde ich wiedergutmachen?», fragte ich.
    Die Tränen ergossen weiter sich.
    «Soll die Pachtbauern ich kujonieren?», fragte ich.
    Sie sagte, «Ja.»
    «Hast also meine vielen Missetaten du mir verziehen?», fragte ich.
    «Das habe ich», erwiderte sie.
    Das Weib eine emotionale Kreatur fürwahr, ganz und gar Beute ihrer stürmischen Gefühle ist sie, weshalb ihr Denken niemals klar und ihre Rede niemals wohlgeordnet ist. Doch allem Ungemach wohnt Troste inne: Schon bald wird das Bedürfnis nach der Nähe eines Mannes in ihr erwachen, wird sie ihre süßen Tore ihm öffnen.

    Heut ist die Maske gefallen: Der gute Freund, der er mir noch vor wenigen Tagen gewesen, dieser goldgelockte Engel, ist endlich durch das Tor unseres Gutes geschritten, doch nicht wie ein hochgewachsener, stolzer Mann kam aufrecht er zu uns, nicht wie

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