Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
Ich kriege Energiespitzen, elektromagnetische Strahlung, und ich sehe hier auch Zeit. Tiefste Vergangenheit. Was auch immer da auf uns zukommt, kommt aus den tiefsten Schichten der Steinaufnahmen. Es ist jahrhundertealt. Und die Energieanzeigen sprengen die Skala. Als ob etwas die Steinaufnahme benutzt, um aus der Vergangenheit aus- und in die Gegenwart einzubrechen.«
»Und das ist niemals gut«, meinte Happy. »Ich würde abhauen, wenn ich mir etwas davon verspräche. Etwas kommt definitiv auf uns zu, JC, und es kommt näher, immer näher!«
Dunkle Gestalten erschienen aus dem Nichts, groß und bedrohlich. Sie manifestierten sich über die gesamte Halle hinweg, poppten einzeln oder zu zweit auf, blieben aber im Schatten und hielten sich wohlweislich fern von dem wenigen Licht, das noch da war. Tiley hielt seine Sturmlaterne hoch, sodass er und seine Enkelin inmitten eines sanftgelben Lichtkegels standen, doch die dunklen Schatten ignorierten ihn und schlichen in weitem Kreis durch die Halle. Sie nahmen nur langsam Gestalt und Form an, bösartige und heimtückische Gestalten mit Zähnen und Klauen und blutroten Augen.
»Happy, schnappst du mit deinem erstaunlichen telepathischen Gehirn zufällig irgendetwas auf?«, rief JC. Offenbar berührte ihn das Geschehen um ihn herum nicht im Geringsten. »Denn wenn du das tust, dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, uns das zu sagen. Wer sind die? Womit haben wir’s hier zu tun?«
»Ich empfange Hunger und Zorn und eine ganze Menge schlechte Laune«, sagte Happy, der sich hinter Melody versteckte. »Aber das kannst du wahrscheinlich selbst sehen, wenn du sie anguckst. Ich kann irgendwie nicht erfassen, was sie eigentlich sind: Ich glaube, dass der, der sie zuerst beschworen hat, ihnen dieses Aussehen und die Gestalt gegeben hat. Melody, was sind diese Dinger? Elementare? Tiergeister? Etwas aus den Rändern unserer Dimension?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte Melody. Ihr Blick hetzte von einem Display zum nächsten. Ihre Finger trommelten auf den Tastaturen herum. »Die Daten, die ich bekomme, sind … verwirrend, um es mal so zu sagen. Alles, was ich dir erzählen kann, ist, dass das, was hinter diesen Manifestationen steht, alt ist. Sehr alt. Jahrhundertealt. Oder Jahrtausende. Verdammt, vielleicht sind sie sogar prähumanen Ursprungs!«
»Ich empfange zusammen mit den tierischen auch menschliche Züge«, fügte Happy hinzu und rieb sich elend den Kopf. »Und nicht gerade gute.«
»Könnten das Emanationen der Großen Tiere sein?«, fragte JC. »Der Eber oder die Brüllenden Bienen?«
»Okay«, erwiderte Happy. »Ich hab da irgendwas in die Hosen gemacht. Ich gehe jetzt. Bleibt am Ball, Leute!«
»Bleib stehen!«, rief JC. »Willst du, dass sie dich bemerken?«
»Die haben definitiv nichts mit den Großen Tieren zu tun«, meldete Melody. »Keine Spur der subtilen Energien, die man in der Regel mit den Äußeren Abscheulichkeiten verbindet. Was auch immer hinter diesen Gestalten steht, es ist irdischen Ursprungs. Und die Kraftquelle, der eigentliche Beschwörer, ist ganz entschieden menschlich. Menschen haben das angefangen. Was auch immer es ist.«
»Ich verstehe kein einziges Wort von dem, was Sie alle da sagen«, sagte Graham Tiley.
»Müssen Sie ja auch nicht«, sagte JC heiter. »Wir sind Profis.«
»Und ich bin nur ein Amateur«, bestätigte Graham. »Aber das hier ist meine Fabrik und meine Welt, und ich weiß auch ein oder zwei Dinge.«
Er drückte Susan seine Laterne in die Hand und ging hinaus in die Halle. Die leeren Hände hielt er vor sich ausgestreckt. Die dunklen Gestalten, die an der Wand der Werkshalle entlanggeisterten, schienen langsamer zu werden und ihn zu bemerken. Sie kamen ruhig und kreisend auf ihn zu. Susan sah aus, als wolle sie zu ihm hingehen, aber sie konnte sich nicht rühren. JC trat schnell zu ihr, damit sie nichts sagte oder tat, was die Aufmerksamkeit der Schatten auf sie lenken konnte. Graham stand aufrecht da, als die Schatten sich ihm näherten. Er streckte ihnen die Hände entgegen und sprach mit ruhiger, vernünftiger Stimme.
»Im Namen des Klaren Weißen Lichts«, sagte er. »Friede sei mit euch. Was immer ihr seid, wer immer ihr seid, Frieden und Ruhe sei mit euch. Nichts ist hier, dass euch Angst bereiten muss, nichts wird euch hier bedrohen. Wir alle meinen es gut mit euch. Wir wollen nur helfen. Wir können euch helfen, Ruhe zu finden, und euch den Weg zu einem besseren Ort zeigen, der auf uns alle
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