Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
Zorn.
»Sieh dir an, was du mit meinem besten Anzug gemacht hast, du Arschloch!« JC schnappte sich den nächstbesten halbgeschmolzenen Stuhl und ließ ihn mit aller Kraft auf den Kopf des Gespenstes krachen. Vielleicht lag es daran, dass die Geister die Gegenstände im Labor zu einem Teil ihrer Welt gemacht hatten, jedenfalls warf der Stuhl das Gespenst wirklich zu Boden. JC schlug wieder und wieder mit dem Stuhl auf den Geist ein. Zorn speiste seine Kraft und schließlich hastete die Gestalt über den Boden davon, JC im Schlepptau.
Ein halbes Dutzend Geister drangen jetzt von allen Seiten gleichzeitig auf Melody und Happy ein und zwangen sie auseinander. Melody wand sich und trat, schlug und wirbelte hin und her und hielt sich die Geister mit schierer Wildheit vom Leib. Wenigstens für eine kurze Zeit. Skalpelle und Knochensägen hackten wie wahnsinnig von allen Seiten auf sie ein. Melodys Fäuste und Füße schossen mit tödlichem Können und wütender Energie herum, aber sie blieb erfolglos. Manchmal erwischte sie mit den Fäusten so etwas wie Fleisch und Blut, aber häufiger glitten sie an einem grinsenden Gesicht entlang oder segelten einfach hindurch. Die Gespenster waren nur so real, wie sie jeweils sein wollten. Sie wurden schwächer oder fester, fuhren sogar einer durch den anderen hindurch, während sie sich immer enger um Melody herumdrängten. Sie fühlte langsam, dass der Kampf nur noch weiterging, weil die Gegner sich an ihren erfolglosen Bemühungen ergötzten.
Happy floh, sobald er eine Chance dazu sah. Die kichernden Gespenster jagten ihn quer durch die verzogene Umgebung, hacken mit den scharfen Klingen in seine Richtung und hielten ihn so in Bewegung. Ab und an erschien ein Geist vor ihm, und Happy warf ihm eine Portion konzentrierten, telepathischen Unglauben entgegen. Dann ging der Verrückte Arzt in einem Haufen ektoplastischer Stränge auf, sammelte sich aber schon wieder, während Happy weiterlief. Nach einer Weile fiel ihm auf, dass die Geister nie durch einen Gegenstand hindurch rannten, während sie ihm kreuz und quer durch das verzerrte Labyrinth nachjagten, das sich im Stockwerk ausgebreitet hatte. Sie hatten die physische Welt betreten und zu ihrer gemacht, also mussten sie jetzt wenigstens einigen Regeln der hiesigen Physik folgen. Happy sprang einem engen Durchgang entgegen. Er überlegte fieberhaft; und als er am Ende angekommen war, wirbelte er herum und zeigte den Verrückten Ärzten, die hinter ihm herkamen, den Stinkefinger. Sie heulten vor Wut auf und hasteten in großen Sätzen hinter ihm her. Da warf Happy sein ganzes Gewicht gegen das nächste Gerüst, das neben ihm aufragte, sodass es auf die Gespenster krachte. Das Gewicht warf sie zu Boden und hielt sie dort fest. Happy führte seinen speziellen Siegestanz auf – und hielt plötzlich inne, als die Geister begannen, langsam unter dem schweren Gerüst hervorzugleiten.
Happy sah sich schnell um und blieb wie angewurzelt stehen, als er bemerkte, dass das andere Ende des Labors verschwunden war. Stattdessen waren dort jetzt merkwürdige flammende Lichter zu sehen, die in einer bienenwabenartigen, verzerrten Struktur von Höhlen und Vertiefungen flackerten und von schimmernden Strängen aus Ektoplasma zusammengehalten wurden. Dicke Flüssigkeiten tropften herab, Schmiermittel für die wabenartigen Höhlen, die sich unablässig umeinander bewegten. Happy sah zu, wie sich neue Zellen an den Rändern der Waben bildeten und sich einen Weg in diese Welt erzwangen. Er starrte darauf und versuchte, die Gebilde mit mehr als seinen Augen als das zu erfassen, was sie waren: eine Welt, die die Verrückten Ärzte für sich geschaffen hatten und die in einer Region zwischen den Raumzeiten lag, sodass sie sich wie Ratten in den Mauern der Realität verstecken konnten. Die Gespenster hatten ihre eigene Welt mitgebracht, und die richtete sich in der hiesigen häuslich ein.
Ein Verrückter Arzt erschien plötzlich vor Happy. Der reagierte instinktiv und trat ihm mit Nachdruck in die Eier. Der Geist ließ seine Knochensäge fallen und ging in die Knie. Happy trat ihm gegen den Kopf, und er fiel hintenüber.
»Je länger sie in unserer Welt bleiben, desto mehr werden sie an unsere Regeln gebunden«, sagte Kim, die unter der Decke schwebte. »Und das wollen sie: wieder real werden. Sie wissen nicht, dass sie tot sind.«
Happy nickte schnell und hob die Knochensäge des Gespenstes auf. Sie lag zunächst kalt und zerbrechlich in seiner Hand
Weitere Kostenlose Bücher