Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
schüttelte. »Ich schreie schon seit Ewigkeiten mental um Hilfe. Ich schreie so laut ich kann, aber keine Antwort.«
JC runzelte die Stirn, verschränkte die Arme und dachte angestrengt nach. »Wir wissen schon viel mehr als zu Beginn«, sagte er schließlich. »Aber ich glaube, dass wir noch nicht annähernd ein klares Bild haben. Wenn diese Neuen Menschen wirklich das sind, was wir vermuten, warum warten sie dann auf uns? Nein. Hier geht noch etwas anderes vor, und wir müssen rausfinden, was. Also los. Wir gehen durch die anderen Stockwerke und schauen uns an, was es da zu sehen gibt, bevor wir uns zu einem kleinen Plausch mit den Neuen Menschen herablassen.«
»Ich wusste schon wieder, dass er das sagen würde«, seufzte Happy.
Kim lächelte süß. »Da kannst du wohl Gedanken lesen!«
Kapitel 5
Etwas Abfall in Ehren
In jeder Unnatürlichen Ermittlung kommt man an einen Punkt, an dem es einfacher ist, weiterzumachen als zurückzugehen. Das ist der Punkt, an dem man so tief drinsteckt, dass man die Ärmel hochkrempelt und weitermacht, und nach uns die Sintflut.
Auch wenn noch keiner Happy von der Richtigkeit dieses Vorgehens hatte überzeugen können. Aber JC scheuchte ihn mit Schmeicheleien und Flüchen die Stufen hinauf, und schon bald gelangten sie ins nächste Stockwerk, zu neuen Türen und einer weiteren Gelegenheit, Antworten zu erhalten. JC hielt sich nicht lange damit auf, an geschlossenen Türen zu lauschen. Er stieß sie auf und platzte in etwas, das sich als weiteres stockwerkweites Labor entpuppte. Noch mehr Arbeitsplätze, mehr Computer und noch mehr Hightech, die er nicht einmal benennen, geschweige denn verstehen konnte. Der einzige Unterschied, den er erkennen konnte, war, dass in diesem Stockwerk eine Trennwand gezogen worden war, etwa zwei Drittel des Wegs von ihnen entfernt.
JC schlenderte durch das Labor, als gehöre es ihm. Die Hände hatte er tief in die Hosentaschen geschoben, fröhlich lächelnd forderte er alles heraus, was sich ihm in den Weg stellen mochte. Kim ging neben ihm her, den Kopf hoch erhoben, und nur wirklich übelwollende Zeitgenossen hätten darauf hingewiesen, dass ihre Füße keinen Bodenkontakt hatten. Melody folgte, hielt überrascht inne und wurde von einer neuartigen, schimmernden Maschine abgelenkt, die sie nie zuvor gesehen hatte. Happy beließ es dabei, schmollend im Hintergrund zu bleiben und sich misstrauisch nach allen Seiten umzusehen.
Überraschenderweise war es Kim, die als Erste anhielt und sich unglücklich umsah. »Ich kriege von diesem Labor ein wirklich schlechtes Gefühl übermittelt«, sagte sie langsam. »Aber nichts in der Art, wie wir es unten erlebt haben. Die Wissenschaftler hier haben an etwas anderem gearbeitet, etwas, das mit der ReSet-Droge überhaupt nichts zu tun hatte. Ich glaube, hier haben sie Monster geschaffen.«
»Was?«, stieß Happy hervor. »Monster? Könntest du vielleicht etwas genauer sein?«
»Nein«, antwortete Kim. »Du bist der Telepath. Sag du’s mir.«
Happy trat von einem Bein aufs andere und mied die Blicke, die die anderen ihm zuwarfen. »Es ist so … Je näher wir den Neuen Menschen weiter oben kommen, desto mehr überlagert ihre überwältigende Präsenz alles andere. Ich fühle mich, als versuchte ich, durch dicken Nebel hindurch etwas zu erkennen. Trotzdem kann ich hier keine Gedanken aufschnappen.« Er blieb stehen und seufzte. »Melody, leg das wieder hin. Du weißt doch gar nicht, wo es vorher war.«
»Ich hab’s mir nur angesehen!«, verteidigte sich Melody.
»Nein, hast du nicht«, korrigierte JC streng. »Du bist wie ein kleines Kind – du kannst es dir nicht ansehen, ohne es anzufassen. Und ich würde sagen, dass du das nicht nur angefasst hast – was auch immer das sein mag –, du hast es auf ziemlich verstörende Weise gestreichelt. Glaub nicht, dass ich dich nicht im Blick habe, junge Dame!«
»Aber die haben Sachen hier, von denen ich nur in Nerd- und Liebhaber-Chatrooms gehört habe!«, entgegnete Melody. »Technik, die so fortgeschritten ist, dass selbst Stephen Hawking allein vom Angucken einen Steifen kriegen würde! Das nehme ich mit, JC. Wenn nicht alles den Bach runtergeht, wie die Technik unten, dann werde ich alles mitnehmen. Moralisch gesehen gehört es mir!«
»Melody …!«, begann JC.
»Wer’s findet, darf’s behalten!«
»Konzentrier dich auf den Job«, sagte JC. »Und wir können über ein wenig Plündern unter der Hand reden, wenn alles vorbei ist.«
»Es ist nicht
Weitere Kostenlose Bücher