Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
Sie waren immer noch gefährlich, verdorben und bösartig, aber sie sahen zum ersten Mal verletzlich aus.
»Zeit, altmodisch zu werden«, meinte JC. Er nahm eine Phiole mit Weihwasser aus der Innentasche seiner Jacke, schraubte den Deckel auf und goss das Wasser sorgfältig über seine beiden Hände. Dann ging er mit voller Absicht mitten in die Verrückten Ärzte hinein und legte einem nach dem anderen die Hände auf. Dabei sprach er machtvolle Worte des Exorzismus. Die Geister schrumpften und lösten sich unter seinen gesegneten Händen auf, als die Worte ihre Verbindung mit der diesseitigen Welt zerschnitten. Einer nach dem anderen verschwand, wurde aus der Realität gejagt und an den Ort geschickt, der auf sie wartete. Keiner von ihnen floh oder kämpfte dagegen an. Niemand versuchte auch nur, seine Berührung zu vermeiden. Sie blieben zitternd stehen, wo sie waren, wie Kaninchen, die eine herankommende Schlange anstarren. Bis er schließlich zum letzten Geist kam, der eine Hand hochhielt, als bitte er JC um eine kurze Pause. Er ließ sein Skalpell fallen, das verschwand, bevor es auf dem Boden auftraf, und zog seine blutbefleckte Gesichtsmaske herunter. Dahinter verbarg sich ein überraschend menschlich aussehendes Gesicht. Die Augen sahen JC immer noch gequält an, aber nicht mehr wahnsinnig.
»Geht hinauf«, sagte er. »Den ganzen Weg. Die Neuen Menschen warten auf euch. Aber seid vorsichtig. Wir haben der Medusa ins Gesicht gesehen. Macht nicht den gleichen Fehler.«
JC legte die Hand auf den Kopf des Gespenstes, und er verblasste ins Nichts, als sei er nur geblieben, um diese letzten Worte zu sagen.
JC nickte langsam und ging wieder zu den anderen. Kim schwebte von der Decke hinab und neben ihm her. Happy und Melody lehnten sich aneinander. Sie waren außer Atem. Das Labor war wieder das alte, Zweck und Sinn waren zurückgekehrt, und die üble Welt am anderen Ende war verschwunden. JC öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann hielt er inne und betrachtete den Riss in seinem Jackenärmel. Der Blutfleck an der Stelle, an welcher der Geist ihn geschnitten hatte, war immer noch da, aber als JC die Kanten zur Seite schob, war das Fleisch darunter unberührt. Nur der Ärmel war zerschnitten und blutig.
»Mein Arm tut nicht mehr weh«, sagte er. »Und ich meine nicht, dass er geheilt ist. Es ist eher so, als wäre da nie ein Schnitt gewesen.«
»Geht mir ähnlich«, sagte Melody. Happy war zu sehr damit beschäftigt, sich an seinen wichtigsten Stellen selbst zu untersuchen, als dass er hätte antworten können.
»Und mir geht’s auch gut!«, erklärte Kim. »Auch wenn ich nicht begreife, dass dieser Geist mich hat angreifen können!«
»Glaube«, ergriff Happy endlich das Wort. »Es geht nur um den Glauben. Sie haben uns ihre Weltsicht aufgezwungen, also konnten sie uns verletzen, wenn sie das wollten.«
»Du hast recht«, bestätigte JC.
»Jemand sollte ein Foto machen«, verkündete Happy. »Einen Moment wie diesen gibt es nicht sehr oft.«
»Du hattest recht, als du sagtest, dass wir dafür wohl nicht gekommen sind«, sagte JC. Happy sah sich langsam um. »Das ist über so ziemlich allem, wofür wir eigentlich bezahlt werden. Wir sind Ermittler, keine Soldaten. Aber … jemand muss diese Neuen Menschen stoppen, und wir sind die Einzigen hier.«
»Du hast doch den bekloppten Geist gehört«, sagte Happy widerwillig. »Die Neuen Menschen wollen uns sehen, und sie werden uns nicht gehen lassen, bevor sie gekriegt haben, was sie wollen.«
»Aber sind das auch die, die die Toten Hüllen unten in der Lobby und die verrückten Ärzte gesteuert haben, oder gibt’s da noch eine unbekannte Partei, die aus den Schatten heraus operiert?«, überlegte Melody.
»Na toll«, sagte Happy. »Noch mehr Schwierigkeiten.«
JC sah sich all die hochmodernen Geräte an, die nun zerbrochen auf dem Boden des großen Labors lagen. Eine Menge davon war zerschmettert oder herumgeworfen worden, aber ein paar schienen immer noch mehr oder weniger intakt zu sein. Er sah zu Melody hinüber.
»Irgendeine Chance, dass du was davon gebrauchen könntest, um eine Botschaft an Patterson oder die Chefin zu schicken? Ihnen zu sagen, was hier vor sich geht, und dass sie bitte ernstzunehmende Verstärkung schicken sollen?«
»Glaubst du wirklich, diese Neuen Menschen würden uns Kontakt nach außen erlauben?«, fragte Melody. »Ich meine, ich versuche es, wenn du meinst, aber …«
JC wandte sich an Happy, der sofort den Kopf
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