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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Zeitalter.«
    »Aber nicht bei der Körperschaft, und das allein zählt. Wir würden gegen keine geltenden Gesetze verstoßen.« Etwas Wildes flammte in Mezereums Blick auf. »Wir wurden als Einzige angegriffen und an den Rand der Auslöschung gebracht, nicht irgendwelche anderen Familien oder Schwellenzivilisationen. Da sollen sie ruhig zu spüren bekommen, was Auslöschung bedeutet. Mal sehen, wie lange sie ihre Prinzipien durchhalten. Glaubt ihr wirklich, die Marcellins würden in vergleichbarer Lage auch nur einen Moment zögern, diese Technik gegen uns anzuwenden?«
    »Grilse zu foltern ist keine Garantie dafür, dass wir die gesuchten Antworten bekommen«, wandte Hederich ein.
    »Das ist keine Folter. Folter ist mit Schmerzen verbunden. Wir werden ihn überhaupt nicht verletzen.«
    »Von den ethischen Fragen, die das aufwirft, mal abgesehen – verfügen wir überhaupt über die erforderlichen technischen Mittel?«, fragte Betonie und stützte das Kinn auf die flach aneinandergelegten Hände.
    »Ein solcher Apparat lässt sich leicht konstruieren«, sagte Mezereum. »Bauanleitungen müssten in jedem Datenspeicher zu finden sein. Nach allem, was ich bisher von Ymir gesehen habe, wäre ein Nachbau sogar dann möglich, wenn wir uns mit den hiesigen Ressourcen begnügen müssten.« Sie streute sich etwas Zucker auf den Teller. Sie hatte die Frucht bereits in dünne Scheiben geschnitten, so als probe sie den Vorgang des Tranchierens.
    »Wir sind uns also einig, dass Mezereum die Befragung leiten soll«, sagte Betonie und blickte Zustimmung heischend in die Runde. »Akonit – ich nehme an, du möchtest ebenfalls dabei sein. Wir werden die übrigen drei Splitterlinge so bald wie möglich aus der Stasis holen, damit auch sie Gelegenheit haben, an der Befragung teilzunehmen. Die anderen werden die notwendige Aufsicht führen. Aber wir sollten Mezereum keine unangemessenen Vorschriften machen. Die meisten von uns haben den Angriff entweder nicht miterlebt oder sind rechtzeitig entkommen. Mezereum und die übrigen Überlebenden haben sich jahrelang in dem Sonnensystem aufgehalten und nur mit knapper Not überlebt. Da sollen sie auch zeigen dürfen, wer hier das Sagen hat.«
    Um die Unterhaltung vom Thema Folter und Befragung fortzulenken, sagte ich: »Hat einer von euch seit der Ankunft auf Neume irgendwelche Erkenntnisse zu den Gründen des Angriffs gewonnen?«
    »Was sollte anderes dahinterstecken als alter Groll?«, fragte Betonie. »Wir sind nicht die stärkste Familie der Körperschaft und haben viel weniger Einfluss auf dominante Schwellenzivilisationen als manch andere Familie, deshalb können weder Neid noch unterschwellige politische Beweggründe das Motiv gewesen sein. Seit sechs Millionen Jahren kümmern wir uns um unsere eigenen Angelegenheiten, tun gute Werke, wenn es sich ergibt, bauen hier und da einen Sternendamm, doch ansonsten halten wir uns vom kleinlichen Hickhack des Wandels fern. Wir haben uns nur selten die Hände mit galaktischer Politik schmutzig gemacht, denn wir beobachten lieber und legen Zeugnis ab, anstatt dass wir eingreifen. Die Feinde, die wir uns gemacht haben, sind vermutlich schon vor etlichen Umläufen ausgestorben.«
    »Das sind eine Menge Gründe, die dagegen sprechen, dass jemand einen Groll gegen uns hegt«, sagte Campion.
    »Dann täuschst du dich in der menschlichen Natur, mein lieber Freund«, sagte Betonie mitleidig. »Die Leute hassen uns einfach deshalb, weil es uns gibt: eine Kraft, die ihre Macht zum Guten einsetzt und sich ans Prinzip wohlwollender Nichteinmischung hält. Allein die Tatsache, dass wir uns nicht die Hände schmutzig gemacht haben und einen makellosen Ruf genießen, ist schon Grund genug, uns zu hassen.«
    »Eine andere Familie?«, fragte ich.
    Betonie nickte. »Das wäre denkbar, Portula. Eine Familie würde jedenfalls über die erforderlichen finanziellen Mittel verfügen, um die Waffen zu bauen, die gegen uns eingesetzt wurden. Zumal die Marcellins …«
    »Die Marcellins sind seit der Ära der Goldenen Stunde unsere Verbündeten«, wandte ich ein. »Wir haben unseren Sachverstand auf dem Gebiet des Klonens zur Verfügung gestellt, sie haben uns Raumschiffe geliefert. In der ganzen Zeit gab es nicht den geringsten Hinweis darauf, dass sie uns feindlich gesinnt sein könnten.«
    »Und wenn wir aus einem ganz anderen Grund angegriffen wurden?«, gab Campion zu bedenken.
    »Hast du eine Theorie?«, fragte Betonie.
    Campion blickte Akonit an. »Vielleicht

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