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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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jemand vorgehabt hätte, die Vigilanz anzufliegen«, sagte Campion.
    »Es muss nicht so offensichtlich gewesen sein«, entgegnete Miere. »Die Vigilanz sammelt und analysiert jedoch Informationen aus der ganzen Galaxis, aus vielen Sonnensystemen. Vielleicht hast du ja etwas berichtet, das jemand anderen veranlasst hat, weitere Nachforschungen anzustellen, ohne die Vigilanz direkt anzusteuern.«
    »Einen Versuch ist es wert«, meinte Akonit.
    »Also gut«, sagte Betonie widerwillig. »Miere – würdest du das übernehmen?«
    »Gern. Solange ich über die üblichen Zugangsrechte verfüge, kann ich das ebenso gut machen wie jeder andere. Natürlich benötige ich eine genaue Kopie von Campions Strang.« Sie wandte ihm ihr strahlendes Gesicht zu. »Wäre das für dich ein Problem?«
    »Möglicherweise«, sagte Campion leise.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Betonie. »Vor einem Umlauf hatten wir alle freien Zugang zu deinem Strang. Weshalb sollte das jetzt ein Problem darstellen?«
    »Weil er nicht mehr existiert. Ich habe ihn gelöscht.«
    Akonit war fassungslos. »Aber an Bord deines Schiffes hast du gesagt …«
    »Ich habe mich geirrt. Ich dachte, im Datenspeicher gäbe es ein funktionierendes Back-up. Das war nicht der Fall. Ich hab’s vermasselt.«
    »Weshalb sollte jemand seinen eigenen Strang löschen?«, fragte Rainfarn verblüfft.
    »Es war ein Fehler.«
    »Ein Versehen. So was kommt vor«, meinte Hederich.
    »Nein, so ein Fehler war es nicht«, sagte Campion. »Eher eine Fehleinschätzung. Ich wollte ihn loswerden, weil ich es leid war, die ganze Vergangenheit mit mir herumzuschleppen. Ich kam mir vor wie ein Mann, der eine endlose Kette von Säcken hinter sich herschleift, alle vollgestopft mit genug Erfahrung für ein ganzes Leben.« Als er die Reaktionen in den Gesichtern einiger Splitterlinge sah, errötete er. »Das waren meine persönlichen Erinnerungen – ich habe damit getan, was ich für richtig hielt. Das ist ein Menschenrecht, das vor den Familienregeln unbedingten Vorrang hat.«
    »Ach, Campion«, flüsterte ich; so gern ich ihm den Rücken stärken wollte, war mir doch bewusst, dass er etwas nahezu Unverzeihliches getan hatte.
    »Ich dachte, es wäre nicht so wichtig«, fuhr er fort. »Ich wusste ja, dass der Strangapparat eine Kopie zurückbehalten würde, die bei der nächsten Reunion immer noch im Speicher wäre.«
    »Der Strangapparat wurde von H-Waffen zerstört«, sagte Betonie.
    »Das konnte ich nicht wissen.«
    »Aber du hast uns in eine Lage gebracht, in der dies die einzige existierende saubere Kopie gewesen wäre.«
    »Im Nachhinein ist man immer klüger«, meinte Campion.
    »Du musstest schon vorher mit einer Rüge rechnen. Jetzt hast du das Maß voll gemacht.«
    »Gestern waren wir alle noch bester Dinge, Betonie – was hat sich in der Zwischenzeit verändert?«
    »Wir waren dir wie allen Überlebenden ein herzliches Willkommen schuldig. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass du dich über die Familientradition hinweggesetzt hast, unangemessene Risiken eingegangen bist und deinem Strang gegenüber eine himmelschreiende Missachtung an den Tag gelegt hast. Diese Erinnerungen haben nicht dir gehört, Campion – sie wurden dir lediglich im Namen der Familie Gentian anvertraut.«
    »Nun, was immer ihr mit mir vorhabt, ihr könnt euch meines Einverständnisses sicher sein. Aber dürfte ich dennoch vorschlagen, dass meine Bestrafung – worin sie auch bestehen mag – so lange warten sollte, bis wir herausgefunden haben, wer uns auslöschen will?«
    »Ehe wir Campion das Fell über die Ohren ziehen«, sagte Miere, »sollten wir eines bedenken. Wir haben alle seinen Strang empfangen. Das bedeutet, dass es noch etwa fünfzig Kopien davon gibt, die alle mnemotechnisch indiziert wurden.«
    »Aber die sind im Laufe der Zeit korrumpiert und unter frischeren Erinnerungen begraben worden«, sagte Mezereum, was sich so anhörte, als wollte sie lieber ernsthaft argumentieren, als das Messer in der Wunde herumzudrehen.
    Miere nickte. »Ich weiß, aber das lässt sich nicht ändern. Ich will damit nicht sagen, wir könnten eine saubere Kopie daraus zusammensetzen, aber ich bin sicher, wir würden nahe herankommen, wenn wir unsere Erinnerungen zusammenlegen. Wenn jeder bereit ist, sich einer Gedächtniswiederherstellung zu unterziehen, kann ich die einzelnen Versionen von Campions Strang auswerten und miteinander abgleichen, bis die Lücken gestopft und die Fehler behoben sind.«
    »Einen

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