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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Versuch ist es wert«, sagte Akonit.
    »Damit bürdest du dir eine große Verantwortung auf, Miere«, sagte Betonie.
    »Damit komme ich schon zurecht.«
    Betonie tippte sich mit einem Stück Brot an den Kopf, wie ein Richter, der im Begriff ist, ein Urteil zu sprechen. »So soll es denn sein. Mezereum wird die Befragung der Gefangenen leiten. Miere wird Campions Strang wiederherstellen, soweit das überhaupt möglich ist. Rainfarn – ich glaube, du bist heute für die Patrouille eingeteilt. Ich finde, damit haben wir für ein Frühstück genug Beschlüsse gefasst.«
    »Darf ich etwas fragen?«, meldete ich mich zu Wort.
    Betonie lächelte mich an. »Nur zu, Portula.«
    »Werden wir nun gerügt oder nicht? Ich würde das gern öffentlich klären, hier und jetzt.«
    »Ihr seid gerade erst angekommen. Eure Rüge ist eine komplizierte Angelegenheit, bei der zahlreiche Faktoren mitspielen. Das sollte man nicht übers Knie brechen.«
    »Was mich betrifft, gibt es nur einen einzigen Faktor. Wir sind ein Paar. Dass wir uns verspätet haben, hat damit nichts zu tun – das hätte jedem passieren können. Wir haben fünf Überlebende mitgebracht, die ansonsten als vermisst gegolten hätten, außerdem die Gefangenen und Hesperus.«
    »Das müssen wir gegen Campions nachlässigen Umgang mit seinem Strang aufwiegen.«
    »Dann rügt mich, aber lasst Portula aus dem Spiel«, sagte Campion.
    »Indem ihr ein Paar geworden und gemeinsam eingetroffen seid und eure Gefühle zur Schau gestellt habt, habt ihr eure Bereitschaft demonstriert, als Paar gerügt zu werden. So soll es sein.«
    »Es ist schon mehrfach vorgekommen, dass Splitterlinge ihre Stränge gelöscht haben«, sagte ich. »Keiner wurde deswegen gerügt. Weshalb macht ihr bei Campion und mir dann eine Ausnahme?«
    Betonie wirkte angespannt. »Bitte beruhige dich. Wenn es eine Rüge gibt, wird sie mild ausfallen, und man wird euer früheres Betragen mit berücksichtigen. Verbannung steht nicht zur Diskussion – nichts, was ihr getan habt, würde einen solchen Schritt auch nur im Geringsten rechtfertigen. Aber Disziplin ist wichtig, Portula. Jetzt mehr denn je.«
    Mit dem Gefühl, als habe man mich heftig geohrfeigt, ließ ich mich auf den Stuhl sinken. Meine Hände zitterten, deshalb versteckte ich sie auf dem Schoß. Am schlimmsten dabei war, dass ich Betonie insgeheim zustimmen musste. Disziplin war wichtig, zumal in unserer gefährlichen Lage. Splitterlinge konnten meistens tun, was sie wollten. Aber was wäre gewesen, wenn einer von uns an Bord unseres Schiffes geflitzt, zum Reunionssystem zurückgeflogen wäre und die Angreifer zu unserem Versteck gelockt hätte? Ich hätte keine Skrupel gehabt, einen solchen Splitterling zu verfolgen und zu exekutieren, selbst dann, wenn es sich um einen Gentianer gehandelt hätte. Ich hätte die Gamma-Kanone sogar eigenhändig abgefeuert, wenn ich geglaubt hätte, die Existenz der Familie stünde auf dem Spiel.
    »Dürfte ich eine Frage stellen?«, sagte ich, als die Farbe in meine Wangen zurückgekehrt war.
    »Bitte sehr«, sagte Betonie.
    »Bevor wir Neume erreichten, hat Hesperus mir und Campion eine Nachricht übermittelt. Daraus ging hervor, dass er zum Luftgeist nach Neume gebracht werden wollte.«
    »Hat er das ausdrücklich gesagt?«
    »So ausdrücklich, wie er es in Anbetracht der Umstände vermochte.« Ich hatte einen trockenen Hals; ich spürte, dass ich keine zweite Chance bekommen würde, wenn es mir jetzt nicht gelang, mein Anliegen überzeugend vorzubringen. »Ich habe bereits mit der Magistratin gesprochen, doch das war kein günstiger Zeitpunkt, um sie zu überzeugen. Deshalb möchte ich, dass ihr meinem Wunsch, mit dem Geist in Kontakt zu treten, Nachdruck verleiht.«
    »Hast du schon mit Kadenz und Kaskade darüber gesprochen?«
    »In Gegenwart der Magistratin wollte ich den Erdgeist nicht noch einmal erwähnen.«
    »Sie werden ihre eigenen Vorstellungen über das weitere Vorgehen haben«, sagte Betonie. »Da Hesperus einer der Ihren ist, wäre es am einfachsten, wenn wir ihn in ihre Obhut übergeben würden. Dann könnten wir die Angelegenheit als erledigt betrachten.«
    »Das wäre in der Tat am einfachsten, aber nicht unbedingt das Richtige«, wandte Akonit ein. »Wenn Hesperus Portula gegenüber einen Wunsch geäußert hat, sollten wir ihm auch entsprechen.«
    »Ich bin auch dieser Ansicht«, meinte Bilse.
    »Aber wir können es uns auch nicht erlauben, das Maschinenvolk gegen uns aufzubringen«, sagte Ginster,

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