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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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ich.«
    Akonit hob beschwichtigend die Hand. »Jetzt gebt doch mal Ruhe. Wir mögen nicht mit allen Details ihrer Beziehung einverstanden sein, aber die Familie hat ihnen sehr viel zu verdanken.«
    Betonie machte ein enttäuschtes Gesicht, sagte aber nichts.
    »Wenn ihr eine Rüge aussprechen wollt, wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt dafür«, sagte Campion. Unbekümmert nahm er eine Scheibe Brot und riss ein Stück davon ab. Dabei wirkte er so lässig, dass ich vor unangebrachtem Stolz erschauerte. »Allerdings glaube ich, dass ihr dazu zu vernünftig seid. Ja, wir haben gegen die Regeln verstoßen. Aber die Regeln bedeuten im Moment einen Fliegenschiss. Die Familie Gentian, so wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Vielleicht gelingt es uns, auf den Trümmern etwas Neues aufzubauen, aber wir sollten jedenfalls nicht so tun, als hätte das noch große Ähnlichkeit mit der Institution, die Abigail vor sechs Millionen Jahren erschaffen hat.«
    »Die Institution unserer Familie verfügt nach wie vor über Legitimität«, sagte Galgant ohne erkennbaren Groll, »doch ich verstehe, was du sagen willst. Campion und Portula sind nicht die einzigen Splitterlinge, die mit dem Gedanken gespielt haben, sich während der Umläufe zusammenzutun. Sie sind bei den Regelverstößen weiter gegangen, als die meisten von uns, aber sie sind nicht allein.«
    »An diesem Tisch sitzt niemand, auf den das zutrifft«, sagte Betonie.
    Galgant kratzte an der Metalleinfassung seines künstlichen Auges. Es glich einem eisernen Abzeichen, das an seinem Gesicht haftete, mit einem kleinen roten Edelstein in der Mitte. »Mag sein. Aber vielleicht ist es an der Zeit, Vergangenes ruhen zu lassen. Was schadet es schon, wenn man unter Freunden ein bisschen herummacht?«
    »Abigail hat das nicht gewollt«, sagte Betonie. »Hin und wieder ein harmloser Fick während der Tausend Nächte – das ist etwas anderes. Das gilt auch für eine gelegentliche Orgie. Aber wir bilden keine Paare. Wir verlieben uns nicht, bekommen keine Kinder und leben anschließend glücklich bis in alle Ewigkeit zusammen. Dafür hat Abigail uns nicht erschaffen.«
    »Abigail hat auch an die Flexibilität geglaubt«, sagte Galgant. »Wenn sie heute mit am Tisch säße, könnte es durchaus sein, dass sie sich Portulas und Campions Sichtweise anschließen würde.«
    »Das ist deine Privatmeinung«, sagte Betonie.
    »Hätten wir uns nicht zusammengetan«, sagte ich, »wären wir beide nicht zu spät zur Reunion gekommen. Dann wären wir vermutlich bei dem Angriff zusammen mit den anderen umgekommen.«
    »Da hat sie Recht«, meinte Galgant. »Vielleicht sollten wir unseren kleinen Disput jetzt besser beenden und uns wichtigeren Dingen zuwenden. Ohne Portula und Campions Einsatz wären wir fünf Splitterlinge weniger und hätten keine Gefangenen.« Er wischte sich Brotkrumen von den Lippen. »Wo wir gerade davon sprechen … haben wir uns eigentlich schon über das weitere Vorgehen geeinigt? Es sollte keine Schwierigkeiten bereiten, die drei Gentianer aus der Stasis zu holen, aber was die Gefangenen betrifft, müssen wir vorsichtiger sein. Dann wäre da noch die Frage, wie wir mit ihnen verfahren sollen, sobald sie wach sind.« Er musterte Mezereum, die Akonit gegenüber saß, als habe er kaum ein paar Worte mit ihr gewechselt.
    »Mit Erlaubnis der Familie würde ich gern die Befragung leiten«, sagte Mezereum. »Natürlich unter strenger Beobachtung. Aber wir haben sie gefangen genommen und am Leben erhalten, bis Campion uns gerettet hat. Wie dem auch sei, jedenfalls habe ich das Gefühl, dass die Angelegenheit für mich noch nicht abgeschlossen ist.«
    »Ich glaube, keiner von uns hat etwas dagegen, dass du die Befragung leitest«, sagte Betonie. »Unter Aufsicht der Familie, wie du selbst es vorgeschlagen hast. Hast du schon einen Plan?«
    »Grilse möchte ich mir bis zum Schluss aufheben – ich glaube, von ihm werden wir am meisten erfahren, außerdem ist bei ihm die Wahrscheinlichkeit, dass er das Wiedereintauchen in die Normalzeit überleben wird, am höchsten. Falls ich ihn heil aus der Stasiskammer herausbekomme, votiere ich für außergewöhnliche Verhörmethoden.«
    »Für das Tranchieren«, sagte Hederich angewidert.
    »Das wäre eine Möglichkeit«, meinte Mezereum achselzuckend.
    »Auf die wir seit vielen Umläufen nicht mehr zurückgegriffen haben«, sagte Hederich. »Das gilt bei vielen Schwellenzivilisationen als barbarischer Rückgriff auf das dunkle

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