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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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drei werde mich ein Flieger abholen. Somit hatte ich noch fünf Stunden Zeit, einschließlich einer kleinen Fehlerspanne. Als Campion und ich den Befragungsraum betraten, hatten sich die Anwesenden bereits mit Synchromasch eingestellt und saßen so stumm und reglos wie Statuen da. Alle vier Kammern standen auf dem Podest, doch nur einer der Insassen – der in der Kammer rechts außen – war auf einen niedrigen Stasisfaktor eingestellt. Mezereums Stimme dröhnte wie eine tiefe, geborstene Glocke.
    Ich träufelte mir das Synchromasch in die Augen und wählte mich ein, nachdem ich die Zeitdauer so eingestellt hatte, dass ich die Verabredung würde einhalten können. Mezereum erwachte mit einem Mal zu hektischer Lebendigkeit.
    »Wir wissen, wer Sie sind«, sagte sie gerade, vor den Stasiskammern auf und ab schreitend. »Was wir nicht wissen, ist, wie Sie es geschafft haben, von den Toten aufzuerstehen. Möchten Sie mir vielleicht erzählen, Dorn, was wirklich passiert ist, als Sie angeblich auf der Strecke geblieben sind? War Ihr Verschwinden arrangiert, damit Sie gefahrlos andere Familien angreifen konnten?«
    »Glauben Sie meinetwegen, was Sie wollen«, sagte der Mann in der Kammer.
    »Grilse ist ebenfalls auf der Strecke geblieben. Das kann kein Zufall gewesen sein.«
    »Wie scharfsinnig.«
    »Ich wette, bei den anderen beiden handelt es sich ebenfalls um vermisste Splitterlinge. Wir werden bald wissen, welchen Familien sie angehören – ob sie ein Marcellin, ein Mellicta oder wer auch immer sind. In der Zwischenzeit könnten Sie mir etwas zum Haus der Sonnen erzählen.«
    »Danach haben Sie mich bereits gefragt.«
    »Und Sie haben behauptet, nichts darüber zu wissen, doch das glaube ich Ihnen nicht. Gibt es eine Familie, Dorn, von der die Körperschaft nichts weiß?«
    »Die gibt es nicht.«
    »Soviel wir wissen, stimmt das. Aber wenn es sie gäbe, könnte man ihre Existenz geheim halten?« Mezereum streichelte sich das Kinn. »Möglicherweise schon, wenn es einen guten Grund dafür gäbe. Aber wer würde von der Existenz einer geheimen Familie profitieren?«
    »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie’s wissen.«
    »Ich glaube, Sie wissen ganz genau, wovon ich rede. Ich glaube, Sie könnten sogar dazugehören.«
    »Sie wollten mir bereits eine Verbindung zu den Mellictanern andichten.«
    »Aber die haben Sie verlassen. Vielleicht haben Sie sich ja anschließend dem Haus der Sonnen angeschlossen?«
    »Niemand wechselt die Familie. So läuft das nicht.«
    »Aber das Haus der Sonnen ist etwas Besonderes. Dort könnten ganz andere Regeln gelten. Zum Beispiel die, dass man die auf der Strecke Gebliebenen anderer Familien aufnimmt. Das ist durchaus denkbar. Es wäre möglich.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Man müsste natürlich die Familien infiltrieren. Die Splitterlinge müssten ihren eigenen Tod vortäuschen, was umfangreiche Planung voraussetzt. Sie müssten sogar im Voraus wissen, dass sie im Haus der Sonnen aufgenommen werden. Und sie müssten darin ungeachtet aller Sonderrechte und grenzenlosen Möglichkeiten einen Vorteil gegenüber dem Verbleib in ihrer bisherigen Familie sehen. Eine schwierige Entscheidung, finden Sie nicht auch? Ein Splitterling zu sein, das ist fast so, als wäre man Gott. Man muss einem schon etwas bieten, bevor er das Neue der Gottähnlichkeit vorzieht.«
    In Dorns Augen zeigte sich ein Schimmer schmerzlichen Wiedererkennens – ein Hinweis darauf, dass Mezereum an einen wunden Nerv gerührt hatte. Ich schauderte bei dem Gedanken an den Teufelspakt, den er eingegangen sein musste. Mezereum hatte Recht: Wir hatten fast alles, was man sich nur wünschen konnte. Wir lebten seit Millionen Jahren, hatten zahllose Male die Galaxis durchmessen, hatten von den Reichtümern und Errungenschaften von zehn Millionen Zivilisationen gekostet. Materie und Energie waren unsere Spielzeuge. Wir konnten Sterne einhüllen, um ihre Strahlung einzudämmen; wir konnten Welten umherbugsieren, als wären sie nichts weiter als Dreckklumpen. Ganze Zivilisationen hatten ihre Existenz unseren gottgleichen Taten zu verdanken, die unbezeugt waren und in niemandes Gedächtnis verankert. Wir vollbrachten wundervolle, heiligmäßige Dinge, ohne Dank zu erwarten.
    Was konnte es Besseres geben, als ein Splitterling zu sein?
    Nur eines, dachte ich.
    Ein böser Splitterling zu sein. Ein Teufel zu sein anstatt eines Engels. Deren Macht und Weisheit zu besitzen, sie jedoch für andere Zwecke einzusetzen. Nicht nur aufzubauen,

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