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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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vor deinem Tor auftauchen. Wenn du eine Armee zu mir entsendest, werde ich ihr mit meinen Streitkräften begegnen. Eigentlich war das Spiel von vorneherein so gedacht gewesen, Abigail. Es wurde speziell dafür konstruiert. Natürlich gäbe es die Zeitverschiebung – aber solange wir kein Vier-Augen-Gespräch führen, macht das nichts. Alles andere dauert im Puppenpalast ohnehin Stunden – deswegen spricht man ja auch von vorindustrieller Gesellschaft.«
    »Das können wir nicht tun.«
    »Doch, wir müssen! Sonst hätte ich mir die ganze langwierige Suche nach dem zweiten Palast auch sparen können. Ich habe ständig an dich gedacht … an das Spiel, das wir noch beenden müssen.«
    »Das werden sie nicht erlauben.«
    »Dann sorg dafür, dass sie es erlauben. Du hast jetzt die Macht dazu, Abigail – oder wirst sie bald haben. Setze einen Teil davon für das Spiel ein. Wirf dein Gewicht in die Waagschale. Bestehe auf deinem Recht, deinen Puppenpalast mit dem meinen zu verbinden.« Er lehnte sich zurück. »Graf Mordax wartet auf dich. Bitte enttäusche ihn nicht.«

Siebzehn
     
     
     
     
     
    Zur vereinbarten Zeit warteten Portula und ich auf dem Landedeck im achtzehnten Stock. Hesperus hatten wir auf der offenen Ladefläche eines Fliegers der Familie Gentian verstaut. Von Westen her wehte ein scharfer Wind, die Fahnen an den Brücken und Gehwegen zwischen den Türmen flatterten. Der Staub brannte auf meinen Wangen und drang mir in die zusammengekniffenen Augen. An diesem Nachmittag waren nicht viele Ymirer in der Luft, und die wenigen hielten sich im Innern von Flugmaschinen auf. Ich war froh, Mezereums Befragungsraum hinter mir lassen zu können, doch böse Vorahnungen schlugen mir auf den Magen.
    »Da kommt sie«, sagte Portula und zeigte auf einen sich nähernden insektenförmigen Flieger, dessen Flügel verwischte pastellfarbene Schemen waren. Das Fluggerät schwebte vor der Sonne, so dass ich meine Augen mit den Händen schützen musste. Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er wieder abdrehen und wegfliegen.
    »Wer sitzt da drin?«
    »Jindabyne würde sagen, ein Vertreter des Forschungsrats.«
    Offenbar hatte sich der Pilot nun doch zur Landung entschlossen, denn das Fluggerät senkte die Nase und näherte sich dem Landedeck. Es setzte auf, dann trat eine Gestalt aus der perlenförmigen Kabine, legte die Hände ums Geländer und kletterte herunter, wobei sie uns den Rücken zukehrte. Als sie sich umdrehte, sahen wir, dass es sich um einen Mann handelte, bekleidet mit einer dicken schwarzen Jacke mit pelzverbrämtem Kragen und Stulpen. Die Jacke war mit zahlreichen Taschen, Riemen und rüsselartigen Fortsätzen ausgestattet, an denen dicke, gerippte Luftschläuche befestigt waren, die zur Atemmaske führte, die unter dem von einer Schutzbrille verborgenen Gesicht baumelte. Er näherte sich uns mit ungeduldigen, watschelnden Schritten.
    »Ich bin Portula«, sagte mein Mitsplitterling. »Das ist Campion, ebenfalls ein Splitterling. Wir freuen uns, dass Sie uns helfen wollen.«
    »Ich wurde angewiesen, Ihnen behilflich zu sein. Um meine Meinung wurde ich nicht gefragt.« Er hatte den gleichen honigfarbenen Pelz wie die Magistratin Jindabyne, allerdings mit kleinen weißen Flecken darin – vielleicht Spuren des Alters, Anzeichen von Stress oder eine genetisch bedingte Pigmentstörung.
    »Billigen Sie das Vorhaben?«, fragte ich.
    »Keinesfalls. Ginge es nach mir, hätte man Sie gar nicht erst in die Atmosphäre einfliegen lassen.«
    »Das war deutlich«, sagte ich.
    »Ich erforsche den Geist schon mein ganzes Erwachsenenleben lang, Splitterling. Noch nie habe ich ihn so unruhig und unberechenbar erlebt wie in dem Moment, als Ihre Raumschiffe auftauchten. Er mag Sie nicht. Es wäre ihm lieber, Sie würden von hier verschwinden. Und mir offen gesagt auch.«
    »Danke für die freundliche Aufnahme.«
    »Nehmen Sie’s nicht persönlich.«
    »Natürlich nicht. Und Sie heißen?«
    »Für Sie Herr Jynx.«
    »Wir bedauern, Ihnen so große Unannehmlichkeiten zu bereiten«, sagte Portula. »Wir tun das für unseren Freund – er ist krank, und wir glauben, er wollte mit dem Geist zusammentreffen. Das war seine letzte Mitteilung an uns, bevor er die Verständigung eingestellt hat. Sie werden doch wohl Verständnis dafür haben, dass wir ihm seinen Wunsch erfüllen wollen, oder?«
    Falls Herr Jynx geneigt war, uns auch nur das kleinste Zugeständnis zu machen, so ließ er es bei einer Art Räuspern bewenden. Wenn

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