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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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aus, als befände sie sich jetzt auf Kollisionskurs mit der steuerlosen Königin der Nacht .
    »Hattest du Zweifel?«, fragte Betonie, als wir darauf warteten, dass das Schiffswrack in die Reichweite der Lampreten gelangte. »Im Hinblick auf Galgant, meine ich.« Er klang kameradschaftlich und vertrauensvoll, so als hätte er mir endgültig verziehen.
    »Nicht eine Sekunde lang«, antwortete ich dem Imago.
    »Ich auch nicht. Irgendwie habe ich das Gefühl, versagt zu haben. Ich dachte, ich hätte die Hand am Puls der Familie. Ich habe schon vor dem Angriff geglaubt, ich würde alle ganz genau kennen. Nachdem wir so stark dezimiert worden waren, hatte ich das Gefühl, jeden einzelnen Splitterling so gut zu kennen wie mich selbst.«
    »Wir haben schon seit längerem vermutet, dass es bei uns eine falsche Schlange gab. Nach Mieres Tod gab es eigentlich keinen Zweifel mehr. Aber wenn es dir ein Trost ist, ich wäre nie darauf gekommen, dass Galgant der Schuldige ist. Auch nicht nach dem Zwischenfall mit Ugarit-Panth.«
    »Ich dachte, du hättest das vergeigt.«
    »Na ja, mit mir hat’s angefangen, aber damit habe ich Galgant die perfekte Vorlage geliefert, dem Botschafter den Rest zu geben. Er hat ihm im UA den Eintrag zur Vereinigung gezeigt – damit war zweifelsfrei bewiesen, dass die Zivilisation des Botschafters ausgelöscht worden war.«
    »Das hätte auch ein Versehen sein können«, sagte Betonie. »Im Rückblick allerdings kaum.«
    »Das war alles andere als ein Versehen. Galgant war nicht der erste Splitterling, mit dem Ugarit-Panth gesprochen hat, um nach meiner Indiskretion Informationen einzuholen. Aber Galgant hatte als Einziger die Idee, ihn ins UA anstatt in den Datenspeicher schauen zu lassen. Der Botschafter hat mir gesagt, er habe schon vor dem Besuch bei Galgant die Absicht gehabt, einen Blick ins UA zu werfen, doch ich frage mich, ob da nicht doch ein gewisses Maß an Manipulation im Spiel war.«
    »Du meinst, Galgant könnte das UA zufällig erwähnt oder dafür gesorgt haben, dass jemand im Beisein des Botschafters darauf zu sprechen kam?«
    »Das wäre ihm durchaus gelegen gekommen. Auf diese Weise konnte er die Wahrheit preisgeben, ohne Verdacht auf sich zu lenken – bestenfalls hätte niemand erfahren, dass er den Botschafter informiert hat, und schlimmstenfalls hätte es wie eine weitere Indiskretion gewirkt. Ugarith-Panth ist zu mir gekommen, Betonie – er hat mir erzählt, wie es war. Da hätte ich Verdacht schöpfen sollen, doch stattdessen wollte ich Galgant decken. Der arme Kerl hat mir leidgetan – er hat mich an meinen eigenen Fehler erinnert. Dabei hat er die ganze Zeit gehofft – oder sogar damit gerechnet -, dass der Botschafter sich die schlimme Nachricht so zu Herzen nehmen würde, dass er seinen Selbstmordmechanismus auslöst. Dann hätte er vermutlich den Rest der Familie Gentian ausgelöscht.«
    »Und Galgant mit dazu«, sagte Betonie.
    »Nicht unbedingt – wenn er den Verdacht gehabt hätte, dass der Botschafter sich in die Luft sprengen wollte, hätte er den Planeten auch unter einem Vorwand verlassen können. Übrigens hat er ja genau das getan. Am Tag nach Mieres Totenfeier hat Galgant sich praktischerweise für den Patrouillendienst einteilen lassen. Vermutlich hat er gehofft, der Botschafter würde uns in der Zwischenzeit töten. Anschließend hätte er die möglichen Überlebenden aus dem Weltraum abschießen können.«
    »Aber er war nicht in Kadenz’ und Kaskades Pläne eingeweiht.«
    »Nein – die haben uns alle überrascht. Vielleicht hat er ja gehofft, sie würden mit uns zusammen sterben. Aber er befand sich immerhin im Weltraum, in einem schnellen Raumschiff und in guter Position, die Verfolgung aufzunehmen.«
    »Wir hätten das alles eher sehen müssen.«
    »Aber wir haben es nicht gesehen, und es hat keinen Sinn, uns mit Schuldgefühlen zu quälen. Wenn ich Mieres Hinweis eher verstanden hätte …«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an. Es reicht, wenn einer von uns beiden das Gefühl hat, er hätte mehr tun können. Wir sind alle nur Menschen, Campion – darauf läuft es am Ende hinaus. Wir sind Menschen und nicht annähernd so klug, wie wir dachten, als es darauf angekommen wäre. Ende der Geschichte. Wenn man irgendwann den Grabstein für unsere Spezies errichtet, wird man diese Inschrift darauf anbringen.«
    »Glaubst du, das wird dann noch jemanden kümmern?«
    Betonie setzte zu einer Erwiderung an, als ihm etwas ins Auge fiel. Ich vernahm ein

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