Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
das Schiff unter Kontrolle zu bekommen. Viele Jahre lang war ich damit beschäftigt, den Waffen und Detektionsgeräten aus dem Weg zu gehen, die Kaskade mir hinterherschickte. Allerdings ließ er die Arche in Ruhe. Da begann ich mir Gedanken über den Verbleib des Öffners zu machen. Nachdem ich erst einmal Verdacht geschöpft hatte, war es leicht, ihn zu finden – es erforderte lediglich ein paar Jahrhunderte geduldiger Nachforschungen.«
    »Er war die ganze Zeit über da und hat nur darauf gewartet, dass ich darüber stolpere?«
    »Er war versteckt – im Innern eines Tarnimpassors. Du hättest schon sehr genau hinschauen müssen, um mehr zu entdecken als einen leeren Hangar. Wahrscheinlich bist du in der Vergangenheit sogar schon häufiger dort vorbeigekommen.«
    »Schon möglich«, sagte ich skeptisch. Es war durchaus möglich, dass mein Unbewusstes mich davon abgehalten hatte, den Hangar der Arche zu betreten.
    »Ich habe versucht, den Öffner zu sabotieren, musste aber bald erfahren, wie gut er geschützt ist. Jemand hat außergewöhnliches Geschick dabei bewiesen, ihn sabotagesicher zu machen. Das war wirklich hervorragende Arbeit.«
    »Das habe ich getan, nicht wahr?«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    Ich fluchte unterdrückt. »Was hast du versucht?«
    »Alles Mögliche. Aber nichts führte zum Erfolg. Wie du bemerkt haben dürftest, habe ich versucht, den Impassor mittels konzentrierter Energiezufuhr zu überladen. Die Erfolgsaussichten waren nicht hoch. Es war einfach ein Ansatz unter vielen. Ich habe es dreihundertsiebzig Jahre lang versucht.«
    »Und das Schiff?«, fragte ich. »Wer übt im Moment die Kontrolle aus?«
    »Keiner von uns beiden. Nachdem ich jahrhundertelang mit dem reinen Überleben beschäftigt gewesen war, fand ich, es sei an der Zeit, wieder das Steuer zu übernehmen. Kaskade war stark, aber ich war nicht das simple Maschinenwesen, für das er mich hielt. Nach und nach kämpfte ich ihn nieder – ich drang in sein Bewusstsein vor und entfernte eine Bewusstseinsschicht nach der anderen. Im Laufe mehrerer Hundert Jahre verwandelte ich ihn in eine vegetative Maschine, einen Metallkasten mit Reflexen. Ohne Valmiks Wissen hätte ich das nicht geschafft.«
    Ich musterte den regungslosen weißen Robot an der anderen Seite des Raums. »Und jetzt?«
    »Ich kämpfe gegen eine geistlose Wesenheit. Aber er ist nicht machtlos und durchaus in der Lage, Strategien zu entwickeln. Bevor ich ihm auch noch diese Fähigkeiten nehmen konnte, setzte er Maßnahmen in Kraft, die ich nicht rückgängig machen kann. Der Kurs des Schiffes lässt sich nicht ändern – es ist unmöglich, davon abzuweichen.«
    »Kannst du die Sperre nicht überwinden und die Maßnahmen aussetzen?«
    »Genau das habe ich jahrhundertelang erfolglos versucht. Er war schlauer als die meisten, Portula. Er hat damit gerechnet, dass ich sein Bewusstsein irgendwann übernehmen würde.«
    »Ich könnte mir eine Energiepistole verschaffen und ihn erschießen.«
    »Das würde nichts nützen. Das Schiff würde trotzdem unbeirrt seinen Kurs weiterverfolgen, und ich müsste mich mit dem auseinandersetzen, was von ihm übrig ist.«
    »Wie weit ist es noch bis zum Sternendamm?«
    »Wir haben ihn fast erreicht – er ist weniger als einen Lichtmonat entfernt. Ich gehe davon aus, dass der Öffner sich schon bald aktivieren wird. Wenn du magst, kannst du einen Blick auf den Sternendamm werfen.«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, öffnete Hesperus auf dem Hauptdisplay ein Fenster. Es war von weißen und goldenen Fäden umkränzt, die Oberfläche selbst aber war nicht in Mitleidenschaft gezogen. Blauverschobene Sterne waren zu sehen, aus deren Mitte ein Kreis vollkommener Schwärze herausgestanzt war. Das Schwarz eines Sternendamms konnte man so weit blauverschieben, wie man wollte, und es wirkte immer noch schwarz.
    »Ist er das?«
    »In Echtzeitdarstellung«, bestätigte Hesperus.
    Die schwarze Scheibe und der umliegende Raum wimmelten von roten Symbolen. »Sind das Planeten?«
    »Raumschiffe und Abwehrstationen. Sie erwarten uns. Als klar war, wohin wir wollten, hat die Familie Gentian uns eine Warnung vorausgeschickt und die umliegenden Zivilisationen aufgefordert, den Sternendamm zu bewachen.«
    Ich fühlte mich verraten, obwohl ich wusste, dass sie keine Wahl gehabt hatten.
    »Wie lange hatten sie für die Vorbereitungen Zeit?«
    »Etwas mehr als sechzig Jahre. Das reicht aus, um die Aktionen einiger Systeme im näheren Umkreis zu koordinieren und die

Weitere Kostenlose Bücher