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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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erleichtert, dass Sie noch am Leben sind. Mit Ihrer Beobachtung haben Sie Recht. Es ist vielleicht noch zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen, aber der Umstand, dass kein Schiffsverkehr festzustellen ist, von Hinweisen auf die Ersten Maschinen ganz zu schweigen … das ist in der Tat verwunderlich.«
    »Ich wüsste gern, was Kadenz und Kaskade dazu zu sagen hätten.«
    »Ich nehme an, sie wären … beunruhigt«, erwiderte Hesperus zweieinhalb Stunden später.
    »Wir wissen, dass die Ersten Maschinen existiert haben. Das lässt sich nicht bestreiten – oder doch?«
    Nach elf Minuten: »Ich bin ihnen selbst begegnet, Campion. Das ist zwar lange her, doch ich glaube nicht, dass mir mein Gedächtnis Streiche spielt.«
    »Ich weiß zwar nicht, wie das zugegangen sein soll, aber ich weiß, dass Sie und Portula nicht viel Zeit hatten, mir davon zu erzählen. Ich habe zahllose Fragen, aber vor allem beschäftigt mich eine: Wo sind sie?«
    Nach fünfzehn Sekunden: »Vielleicht wissen wir mehr, wenn wir das Wurmloch hinter uns gelassen haben.«
    »Was glauben Sie, werden wir in Andromeda vorfinden? Werden wir innerhalb der Absenz überhaupt existieren können?«
    Nach neunzehn Stunden, zweiundzwanzig Minuten: »Kadenz und Kaskade haben offenbar geglaubt, sie könnten dort existieren, sonst hätten sie die Silberschwingen nicht auf diesen Kurs gebracht.« Nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: »Freilich sind sie Roboter. Das könnte ihr Denken beeinflusst haben.«
    Ich musste lächeln, obwohl diese Bemerkung für mich alles andere als beruhigend war. »Was, glauben Sie, wollten sie damit erreichen?«
    Sechs Stunden später: »Sie wollten den Ersten Maschinen begegnen. Als Pilger vor Gott treten. Das habe ich Kadenz’ Bewusstsein entnommen, Campion. Sie hat das Ganze als Pilgerreise zu einem heiligen Bestimmungsort betrachtet.« Nach kurzer Pause: »Ich detektiere etwas – eine Veränderung der lokalen Bedingungen. Vielleicht spüren Sie es auch. Ich glaube, wir nähern uns dem Austrittspunkt. Sie sollten in Stasis gehen, Campion. Ich selbst …«
    Er verstummte abrupt. Auf einmal herrschte undurchdringliche Stille. Es kam nicht einmal mehr ein Trägersignal herein. »Hesperus?«
    Keine Antwort. Ich wartete eine Minute, zehn Minuten. Dann flitzte ich zur Stasiskammer, wählte eine Zeitdauer von hundert Stunden mit einem Faktor von einer Million und vertraute mich der Kammer an.
     
    Ein Sternenband überspannte den Himmel, zusammengesetzt aus einer Milliarde Sternen, von denen keiner je von Menschen einen Namen verliehen bekommen hatte. Ich dachte an den lichtverstärkten Himmel über der Welt der Zentauren, an den Geschmack des starken Weins, als Portula und ich abends an der Bucht gesessen und Doktor Meninx bei seinem Schwimmversuch beobachtet hatten, während wir nervös darauf warteten, dass Herr Nebuly sein Urteil über meinen Datenspeicher fällte. Damals hatte ich die Milchstraße betrachtet. Jetzt sah ich sie wieder – doch es war eine andere Milchstraße – ein anderer Spiralarm -, die sich über den Himmel einer anderen Galaxis spannte. Sie wirkte schmerzlich vertraut, dabei war ich zweieinhalb Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt. Ein Sternengespinst ähnelt dem anderen, auch wenn sich alle Bezugspunkte verschoben haben.
    Ich wusste, ich war nach Andromeda gereist und nicht zu einem anderen Punkt des Bezugsrahmens meiner Heimatgalaxis zurückgeschleudert worden. Obwohl die Umgebung mir vertraut vorkam, galt dies nicht für die Details. Die Bummelant horchte auf das Ticken von tausend Pulsaren und detektierte keinen einzigen bekannten. Auch in dieser galaktischen Scheibe gab es Pulsare, doch keiner rotierte mit der erwarteten Frequenz. Selbst wenn man die Verlangsamung berücksichtigte, die in einer Million oder in zehn Millionen Jahren auftreten mochte, entsprach keines der Muster den erwarteten Werten. Das Gleiche galt für die hellsten Sterne am Himmel – die wir zu Hause mit Sternendämmen umgeben hätten. Sie fügten sich nicht in die Himmelskarten ein. Das war Terra incognita.
    Aber nicht ganz. Schließlich war Andromeda in den Millionen Jahren vor dem Auftreten der Absenz nicht gänzlich unbeobachtet geblieben. Im Speicher fanden sich Daten über Sternpopulationen, Pulsare, Kugelsternhaufen, sogar über die Position und den Typ einzelner Sterne. Im Laufe der Zeit würde das Navigationssystem der Bummelant die uralten Daten durchforsten, sie extrapolieren und mit den Beobachtungen korrelieren,

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