Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
heißen, Sie wissen es nicht ? Sie waren verdammt noch mal wach, Hesperus. Sie waren der Einzige, vor dem zu fürchten er Anlass hatte. Der Einzige, von dem er glaubte, er wolle ihn töten. Und jetzt ist er tot.«
    Hesperus stand im Eingang, mit schlaff herabhängenden Armen, den Kopf leicht zur Seite geneigt, wie ein Schuljunge, der eine Bestrafung erwartete.
    »Ich habe Verständnis für Ihre Reaktion, Portula, aber ich habe Campion bereits erklärt, dass es nicht meine Schuld war.«
    »Weshalb haben Sie nicht versucht, ihm zu helfen?«, fragte Campion.
    »Das habe ich, ungeachtet Ihrer Aufforderung, mich von ihm fernzuhalten. Als ich feststellte, dass Doktor Meninx’ Tankchemie nicht in Ordnung war – die Hinweise waren übrigens alles andere als eindeutig -, habe ich versucht, das Ungleichgewicht durch Nachjustierung zu beseitigen. Allerdings stellte ich bald fest, dass sich die Geräte von außen nicht verstellen ließen.«
    Mein Misstrauen war noch nicht besänftigt, doch ich wollte den Rest seiner Rechtfertigung hören. »Und?«
    »Ich stellte fest, dass ich bei meinem Versuch, die Geräte neu einzustellen, Doktor Meninx aus seinem Betäubungsschlaf geweckt hatte. Als er wieder ansprechbar war, versuchte ich ihm seine missliche Lage zu erklären. Bedauerlicherweise wollte Doktor Meninx mir nicht glauben, dass ich lautere Absichten verfolgte. Er forderte mich auf, die Hände von seinem Tank zu lassen.«
    »Haben Sie auf ihn gehört?«
    »Natürlich nicht: Ich machte ungeachtet Doktor Meninx’ alles andere als klarsichtigen Protesten weiter. Während ich ihm zu helfen versuchte, aktivierte der Doktor gewisse Gerätschaften, die ein Eingreifen von außen verhindern sollten. Diese Gegenmaßnahmen stellten zwar keine Bedrohung für mich dar, erschwerten es mir jedoch, an die Mechanismen heranzukommen, die ich untersuchen und nachjustieren wollte. Zu meinem Bedauern sah ich mich gezwungen, meine Bemühungen einzustellen. Ich konnte den Doktor nicht retten, sondern nur bei seinem unausweichlichen Verfall zuschauen. Daraufhin versuchte ich vergeblich, Sie aufzuwecken.«
    »Und weiter?«
    »Ich unternahm mehrere Versuche, mit dem Doktor zu sprechen und das chemische Ungleichgewicht zu beseitigen, musste aber jedes Mal aufgeben. Schließlich kam der Tag, da der Doktor nicht mehr bei Sinnen schien, und kurz darauf kam ich zu dem Schluss, er sei tot. Abgesehen davon, den Tank zu überwachen, damit er nicht platzte und seinen Inhalt in das Schiff ergoss, hatte ich mit der Person nichts mehr zu schaffen.«
    »Anders ausgedrückt, der Fall war für Sie erledigt«, sagte Campion.
    »Ich kann nur berichten, wie es war«, entgegnete Hesperus.
     
    Er leistete uns Gesellschaft, als wir den Belladonna-Algorithmus laufen ließen. Wir betrachteten einen auf Campions Display groß dargestellten Teil der Milchstraße. Das Bild hatte bereits auf die Position der Bummelant gezoomt, so dass in jede Richtung nur etwa tausend Lichtjahre sichtbar waren – was etwa der Dicke der Scheibe entsprach. Die rote Linie, die den zukünftigen Kurs der Bummelant darstellte, zielte in die Außenbezirke der Galaxis. Ein vor das Schiff projizierter Kegel versinnbildlichte das Suchvolumen, das vom Algorithmus bearbeitet wurde.
    »Wir sollen in der Richtung des galaktischen Anti-Zentrums suchen«, erklärte ich. »Wir suchen entlang einer Linie, die radial vom Kern wegweist und das Reunionssystem schneidet. Zufällig liegt sie ganz in der Nähe unseres gegenwärtigen Kurses.«
    »Das Volumen umfasst das Sternsystem, das wir bereits ansteuern«, sagte Hesperus. »Kann das nicht zu Fehldeutungen führen?«
    »Belladonna weist uns ausdrücklich an, das Reunionssystem und alle passenden Systeme, die näher am galaktischen Zentrum liegen, außer Acht zu lassen«, erwiderte ich. »Wir sollen jenseits davon suchen, bis wir einen Stern vom passenden Spektraltyp mit der entsprechenden Planetenformation gefunden haben. Er muss mindestens fünfzig Lichtjahre von der Reunionswelt entfernt sein, damit wir die Möglichkeit haben, ihn anzufliegen, ohne entdeckt zu werden – wäre die Entfernung kleiner, könnte man uns allzu leicht folgen. Es muss sich um eine Welt in einem kreisförmigen Orbit mit fester Kruste und passender Entfernung vom Zentralgestirn handeln.«
    »Muss die Welt bewohnbar sein?«
    »Nicht unbedingt, aber sie darf auch nicht so lebensfeindlich sein, dass sie nicht transformiert werden könnte. Es könnte sein, dass wir mehrere Tausend Jahre in

Weitere Kostenlose Bücher