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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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der Nähe des Rückzugsorts verbringen müssen. Diese Zeitspanne reicht aus, um das Klima anzupassen und den Planeten annähernd bewohnbar zu machen.«
    »Was ist, wenn die Welt bereits bewohnt ist?«
    »Dann sind wir die Gäste der Bewohner. Die meisten Zivilisationen wissen genug über die Familien, um sie in der Stunde der Not nicht im Stich zu lassen.«
    »Und wenn man Sie dennoch abweisen sollte?«
    »So was tut man nicht zweimal.«
    Nach einer Weile sagte Campion: »Sieht so aus, als hätten wir einen Kandidaten.«
    Das Bild zoomte schwindelerregend auf einen einzelnen gelben Stern. Er war neunzig Lichtjahre vom Reunionssystem entfernt – nach galaktischen Maßstäben nur ein Katzensprung, aber deutlich außerhalb des vorgeschriebenen Limits von fünfzig Lichtjahren. Vorausgesetzt, dass wir den Stern nicht direkt ansteuerten, sondern erst in die falsche Richtung flogen und dann, wenn wir außer Detektionsreichweite waren, den Kurs änderten, würden wir das Sonnensystem erreichen können, ohne verfolgt zu werden.
    Ich überflog die Daten, die seitlich neben dem Stern angezeigt wurden. Die Zusammenfassung entsprach aller Wahrscheinlichkeit nach nur dem Gipfel eines Eisbergs an Daten. In Anbetracht des Wahrnehmungs-Flaschenhalses des menschlichen Nervensystems war vermutlich mehr über diese Welt »bekannt«, als ein Mensch im Laufe seines Lebens verarbeiten konnte.
    »Neume«, sagte Campion und rieb sich das Kinn. »Da klingelt was bei mir – wenngleich es dort draußen vermutlich Tausende Neumen gibt.«
    »Nein – ich habe das gleiche Gefühl, und ich glaube, die Erinnerung steht mit diesem Sektor in Beziehung. Einer von uns muss schon mal hier gewesen sein. Keiner von uns beiden, sonst wäre die Erinnerung stärker. Es muss schon ein paar Umläufe her sein – in der Zeit kann sich dort einiges verändert haben.«
    Dem Datenspeicher zufolge hatte es auf dem Planeten schon viele einheimische Zivilisationen gegeben. Keine war als lebend gelistet, doch es war trotzdem nicht auszuschließen, dass wir dort Bewohner antreffen würden. Das letzte Datenupdate war vor zwölf Kilojahren erfolgt.
    »Auch bei mir bringt der Name etwas zum Klingen«, sagte Hesperus.
    »Waren Sie schon einmal dort?«, fragte ich.
    »Nein, ich glaube nicht. Ich habe nicht das Gefühl, schon einmal über diesen Planeten gewandelt zu sein. Aber vielleicht hatte ich ja die Absicht, ihn im Rahmen meiner Nachforschungen aufzusuchen.«
    »Auf Neume gibt es einen so genannten Luftgeist«, las Campion vor. »Eine Art posthumane Maschinenintelligenz, glaube ich, aber das ist alles ein bisschen vage. Könnte es sein, dass die Ihr Interesse geweckt hat?«
    »Sie meinen sozusagen von Maschine zu Maschine?«
    »Das müssen Sie beantworten.«
    Campion war noch immer misstrauisch gegen Hesperus, obwohl wir übereingekommen waren, dass für ihn die Unschuldsvermutung galt.
    »Das ist durchaus möglich. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass ich mich bezüglich Neume vollkommen täusche. Wie du schon sagtest, es gibt noch andere Welten mit diesem Namen.«
    »Das werden wir vermutlich erst dann wissen, wenn wir dort sind«, sagte ich.
    »Das kann man nur hoffen«, meinte Hesperus. »Zunächst aber müssen wir uns noch mit dem Angriff befassen. Könnte ich Ihnen in der Angelegenheit vielleicht behilflich sein?«
     
    »Wir können ihm nicht trauen«, sagte Campion, der neben mir lag. »Selbst wenn wir ihm vertrauen wollten, wäre es doch falsch.«
    »Er hat uns seine Hilfe angeboten. Ich habe ihm gesagt, er soll sich ein Schiff aus dem Hangar aussuchen, eins, das er gebrauchen kann.«
    »Das könnte auch eine List sein.«
    »Du meinst, er könnte das Schiff nehmen und sich damit absetzen?«
    »Möglich wär’s schon.«
    »Ja, aber möglich wäre auch, dass er die Wahrheit sagt.« Ich stützte mich auf den Ellbogen auf. »Was wäre denn, wenn er sich absetzt? Dann hätten wir einen Gast und ein Schiff verloren, an dessen Erwerb ich mich vermutlich nicht einmal mehr erinnern kann. Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen.«
    »Ich werde dich an deine Worte erinnern, wenn er seine Waffen gegen uns richtet.«
    »Er ist ein vernunftbegabtes Wesen, Campion – und kein rachsüchtiger Psychopath.« Ich fuhr mit dem Finger über die zarten Härchen auf seiner Brust, über seinen Bauch und hinunter zu seinem schlafenden Penis. Wir hatten im postkoitalen Dämmerzustand dagelegen, bis ich den Fehler gemacht hatte, eine Unterhaltung zu beginnen. »Doktor Meninx

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