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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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sei Dank habe ich meine Hunde! Habe ich dir schon von meinen Hunden erzählt? Da ist Pebbles, die dominante, energische Mutter dreier kleiner Welpen: Lightning, Thunder und Rain. Dann gibt es noch Boris mit dem geringelten Schwanz und den fröhlichen Augen. Und schließlich Goose, einen schwarzen Spaniel, der jedes Mal zu heulen anfängt, wenn ein Feuerwehrauto vorbeifährt.
    Rate mal, was ich gefunden habe! Das Bild, das ich auf der MS Jutlandia von dir gemalt habe. Es hat in einem alten Koffer gelegen. Es ist zwar ziemlich ausgeblichen, aber der gute alte Kürbiskopf ist noch immer zu erkennen!
    Ich würde dir gern ein Foto von Mabel schicken, aber man hat mir gesagt, dass die Briefe von und nach Tibet einer strengen Zensur unterliegen und Fotos jeder Art vernichtet werden.
    Ich habe mich bei Stan Farrell nach Aziz erkundigt. Ich weiß, dass du einmal gesagt hast, er sei dir egal, aber ich finde, dass du es trotzdem wissen sollst. Stan hat das War Records Office angeschrieben. Vor ein paar Wochen hat er dann endlich eine Antwort erhalten: Aziz hat in der 50. Indischen Panzerbrigade gedient und ist 1943 in Burma gefallen.
    Lu See hörte auf zu lesen. Sie sah Aziz mit seinem wackelnden Kopf vor sich, wie er mit Sum Sum auf dem Deck der Jutlandia gelacht und gescherzt hatte. Als das Licht der Kerzen flackerte, verschwamm das Bild. Sie ließ ihren Blick im Zimmer umherwandern, ohne jedoch irgendetwas wahrzunehmen. Dann schüttelte sie die Erinnerungen von sich ab, öffnete ein Päckchen Krabbenbrot und begann zu schreiben.
    Die Zeitungen veröffentlichen noch immer die Namen der gefangen genommenen Guerillas. Manchmal drucken sie sogar die Namen derer, die getötet wurden. Mabel ist vielleicht verletzt, schwer verletzt, aber es gibt keine Möglichkeit, etwas in Erfahrung zu bringen. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit ihr verbracht, hätte sie viel öfter in die Arme genommen. Es tut mir leid, dass ich mich so deprimiert anhöre. Vielleicht bin ich ja auch nur eine sentimentale alte Närrin. Wir hatten schon wieder einen Stromausfall, und ich glaube, das schlägt mir aufs Gemüt.
    Erinnerst du dich noch an das dreibeinige Krokodil, das die Männer auf dem tongkang damals gefangen haben? Es ist schon so viele Jahre her, aber ich denke noch oft daran, dass die Männer damals behauptet haben, ein solches Krokodil bringe Unglück. Das fehlende Bein würde einen in seinen Träumen heimsuchen und das erstgeborene Kind rauben.
    Dies ist wohl schon der hundertste Brief, den ich dir schreibe, aber noch immer habe ich keine Antwort erhalten. Vielleicht kommen meine Briefe ja auch gar nicht bei dir an. Ich warte auf Nachricht von dir, ja, ich sehne mich danach.
    Lu See legte ihren Füllhalter auf den Tisch und zündete eine frische Mückenspirale an.
    Die Last der Sorge ließ ihr das Herz schwer werden. Sie senkte den Kopf und schloss die Augen. Im Zimmer war es still, nur das ferne Geräusch der Frösche in den Regenrinnen der Häuser war zu hören.
    Plötzlich schreckte sie ein lauter Ruf draußen auf. Als sie das Fenster öffnete, sah sie einen schwarzen Fiat 600 mit rotem Diplomatenkennzeichen und zwei italienischen Flaggen auf den Kotflügeln. Seine Scheinwerfer durchstachen die Dunkelheit der unbeleuchteten Straße.
    Ein Mann in einem weißen Anzug und mit Filzhut ging unten auf und ab wie ein aufgeregtes Huhn. Er schnalzte dabei ärgerlich mit der Zunge.
    »Hallo! Wer ist dort?«, rief sie, aber der Mann blickte weder nach oben noch reagierte er auf sie.
    Die roten Nummernschilder riefen ihr in Erinnerung, dass sie für den 13. in die Residenz des italienischen Botschafters eingeladen war. Und heute war der 13. Sie war nicht hingegangen, hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, abzusagen. War der Mann hier, um ihr Vorhaltungen zu machen, weil sie nicht erschienen war? War sie womöglich sogar für einen diplomatischen Zwischenfall verantwortlich?
    Nein, ganz bestimmt war dies nicht der Fall.
    Erneut sah sie zu dem Mann mit dem Filzhut hinunter und überlegte, ob sie ihn nicht doch fragen sollte, was er wollte.
    Sie warf einen Blick in den Spiegel. Wie ich nur wieder aussehe. Kein Make-up. Und erst meine Haare! Sie wollte sich nicht einmal vorstellen, wie sie einem Besucher erscheinen mochte: eine einsame, flachbrüstige und exzentrische Chinesin. Eine alleinerziehende Mutter, die mit ihren stinkenden Hunden in einem kleinen Haus voller Vorkriegsgerümpel lebte …
    Sie hörte ein Hyänenlachen von unten

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