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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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Klapperkiste, aber ich bin mir sicher, dass wir trotzdem noch einiges dafür bekommen.«
    »Und ich auf Straße Rosmarin-Mürbekuchen verkaufen«, fügte Sum Sum hinzu. »Pietro hat prima Rezept.«
    Lu See zwang sich zu einem Lachen. »Nun, so weit wird es hoffentlich nicht kommen.«
    »Also, was willst du tun?«, fragte Adrian.
    »Ich werde so bald wie möglich nach Yorkshire zu Brinkley & Fosler fahren. Das ist einer der anderen Orgelbauer, die ich auf meiner Liste hatte. Ich werde meinen Fall vortragen und sehen, ob sie bereit sind, mir einen bereits angefertigten Spieltisch zu einem guten Preis zu überlassen.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Sum Sum.
    »Dann, Kürbiskopf, kann ich vermutlich genauso gut das nächste Schiff zurück nach Malaysia nehmen.«
    Als sich Adrian vor dem Pub von ihnen verabschiedete, ließ Lu See den Kopf hängen. Bis zu diesem Augenblick hatte sie noch tapfer versucht zu lächeln, jetzt aber wollte es ihr einfach nicht mehr gelingen, heitere Gelassenheit vorzutäuschen.
    »Was in aller Welt soll ich jetzt nur tun?«
    Tränen standen in ihren Augen.
    Sum Sum nahm sie fest in die Arme. Sie legte ihre Hand in Lu Sees, dann wischten sie gemeinsam die Tränen von ihrem Gesicht.
    »Ich sollte nicht weinen«, sagte Lu See.
    »Hab keine Angst davor zu weinen. Aber hab Angst davor aufzugeben. Du darfst niemals aufgeben. Das weißt du doch, meh ?«
    »Entschuldige.«
    »Entschuldige dir nicht, lah . Sei einfach stark.«
    Lu See nickte.
    »Wir werden gemeinsam durchstehen«, fuhr Sum Sum grimmig fort. »Ja?«
    »Ja.« Jetzt war es Lu See, die Sum Sum umarmte. »Ich hab dich lieb, Kürbiskopf. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich tun würde.«
    Am folgenden Tag erhielt Lu See wieder einen Brief von ihrer Mutter:
    … es gibt Momente, in denen ich dich einfach nicht mehr wiedererkenne. Seit du siebzehn geworden bist, lässt du zu, dass deine Leidenschaften dein Leben bestimmen. Leidenschaften, die ich nicht einmal ansatzweise verstehen kann.
    Ich habe mit Onkel Hängebacke gesprochen. Er sagte, dass du entschlossen bist, in England zu bleiben. Dein Ah-Ba hat schon mehrmals damit gedroht, einen Privatdetektiv zu beauftragen, der dich in einen Sack stecken und nach Hause bringen soll. Welchen der vielen Götter habe ich nur erzürnt, um eine solche Tochter zu verdienen?
    Aber es gibt noch mehr katastrophale Neuigkeiten – dein Bruder Peter hat sich genauso wie dein anderer Bruder James den Zeugen Jehovas angeschlossen, woraufhin seine Verlobte mit ihm gebrochen hat. Irene Ting will ihn wegen seiner »extremen religiösen Ansichten« jetzt nicht mehr heiraten.
    Zuerst beschädigst du unser gesellschaftliches Ansehen, indem du die Chows verschmähst, und jetzt haben wir auch noch vor den Tings unser Gesicht verloren. Cha! Welche Sünden muss ich begangen haben, um mit solchen Kindern gestraft zu sein?! Manchmal frage ich mich, ob ihr nicht doch alle heimlich von Schakalen aufgezogen wurdet.
    Ah-Ba verzichtet mittlerweile sogar auf das wöchentliche Mah-Jongg-Spiel im Turf Club, weil er fürchtet, dass man sich dort über ihn lustig machen könnte. Seine Knöchel sind noch immer dick geschwollen. Der Arzt sagt, er soll auf Salz verzichten – ich bin mir aber sicher, dass er sich nachts, wenn ich schlafe, heimlich mit Krabbenbrot vollstopft.
    Der Rechtsstreit mit den Woos zieht sich hin – die Einzigen, die sich darüber freuen, sind die Anwälte.
    Um die Gummiplantage steht es weiterhin schlecht. Die Kunden drücken die Preise. Hip Sing Rubber Processing Co. will uns völlig unter Wert übernehmen. Ich glaube, es sind die Woos, die dahinterstecken.
    Umso mehr schmerzt es mich zu wissen, dass du mit einem von ihnen unter einer Decke steckst. Und das meine ich wörtlich.
    Mit einem empörten Schnauben zerknüllte Lu See den Brief. Sie ging zum gemauerten Kamin hinüber, zündete ein Streichholz an und hielt es an das Papier.
    » Aiyoo, was hast du nur immer mit die Feuer«, bemerkte Sum Sum. »Ständig verbrennst du was!«
    Lu See lächelte frostig. »Ich verwische meine Spuren, um mich weiter sicher bewegen zu können.«
    Der Brief hatte Lu See zugleich erzürnt und enttäuscht. Hatte sie nicht alles versucht, um ihrer Mutter zu erklären, wie sie sich fühlte, bevor sie davongelaufen war? Manchmal fragte sich Lu See, ob ihre Mutter ihre Ohren verschließen konnte wie ein Nilpferd seine Nasenlöcher, wenn sie einfach nicht zuhören wollte.
    Lu See stellte sich vor, wie sie jetzt gerade ihre Lippen

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