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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Liste aufgeschlagen, die er am Vortag in seiner schwer entzifferbaren Schrift hineingekritzelt hatte. Perley King wirkte nicht beunruhigt, und Griffin blieb nichts anderes übrig, als ihm zu glauben. Wenn der Mann verstanden hätte, was dort stand, hätte er wohl kaum noch diesen freundlich-dämlichen Gesichtsausdruck.
    Wo er doch schon einer gebrochenen, von Trauer zermürbten Frau zugesetzt hatte, warum nicht noch einen geistig zurückgebliebenen Burschen ausquetschen, um das Maß voll zu machen? Danach konnte er so richtig mit sich zufrieden sein und diesen schönen Sommertag genießen.
    „Gefällt dir das Leben hier, Perley?“ Was ist das überhaupt für ein komischer Name, schoss es Griffin durch den Kopf: Perley. Dieser hochgeschossene, tollpatschige Kerl hatte wirklich nichts von einer Perle an sich.
    Perley ging vor dem Kamin in die Hocke und klopfte mit einem Schraubenzieher auf dem Dielenholz herum, um verrottete Stellen auszumachen. „Es ist nicht schlecht“, flüsterte er. „Bisschen einsam vielleicht, seit Valette weg ist.“
    Das lief Griffin fast ein bisschen zu glatt. Er schlenderte zur Kommode und zog alle Schubladen auf, als suche er etwas. „Wer ist Valette?“
    „Meine Schwester. Sie war richtig hübsch. Sie ist vor langer Zeit weggegangen. Satan hat sie sich geholt.“
    „Satan?“
    „Sie war eine Sünderin, hat Pa gesagt. Wir dürfen ihren Namen nicht mehr erwähnen. Aber sie fehlt mir. Sie ist immer dazwischengegangen, wenn Pa mich geschlagen hat. Sie hat ihn gezwungen aufzuhören. Aber als sie weg war, fühlte sich Pa errettet und hat mit dem Trinken aufgehört und mich nicht mehr mit dem Gürtel versohlt – und auch Ma nicht mehr, also war es bestimmt gut so. Valette ist übrigens bildhübsch gewesen.“
    „Was ist mit ihr passiert?“
    Perley hatte vom Fußboden abgelassen und klopfte nun an der Decke rings um den Kamin herum. Früher oder später würde er die weiche Stelle finden, aber Griffin machte keine Anstalten, ihm die richtige Richtung zu weisen.
    „Hab ich doch erzählt, Satan hat sie geholt“, entgegnete Perley mit großer Geduld. „Mama erklärte, Gott brauche noch einen Engel im Himmel, aber Pa meinte, es war Satan, und Pa hat immer Recht. Aber trotzdem, man sollte doch annehmen, dass Satan mit den ganzen anderen schon genug Gesellschaft hat.“
    Bingo. „Den ganzen anderen?“ hakte Griffin nach und beobachtete den Mann genau.
    „Ich darf da eigentlich nicht drüber reden“, murmelte Perley. „Das ist lange her, und wir hatten nichts damit zu tun. Pa sagt, das geht keinen was an.“ Langsam, aber systematisch stieß er auf das Holz ein. War nicht Valette diejenige, die erstochen worden war? Gebannt sah Griffin das rhythmische Auf und Ab des Schraubenziehers mit ganz neuen Augen.
    „Das hört sich sehr traurig an“, äußerte er unverbindlich.
    „Ich besuche manchmal ihr Grab. Pa hat mich immer geschlagen, wenn er mich ertappt hat, sogar ohne den Schnaps, also gehe ich jetzt nur noch hin, wenn er auswärts arbeitet. Ich bin nicht der Einzige, der dahin geht.
Er
besucht sie auch.“
    „Er? Dein Vater?“
    Perley schüttelte bedächtig das Haupt. „Nee. Satan. Es hat ihm wirklich Leid getan, dass er die Mädchen holen musste, das weiß ich. Deshalb besucht er sie und legt ihnen Blumen aufs Grab. Er legt sie auch noch auf andere Gräber. So kann ich genau erkennen, welche jungen Frauen Satan zu sich geholt hat und welche der Allmächtige.“
    Es gelang Griffin, nicht allzu aufgeregt zu klingen. „Jemand legt also Blumen auf die Gräber der drei ermordeten Mädchen?“
    Perley klopfte unverdrossen weiter; es irritierte ihn offenbar nicht, dass dieser Fremde von den drei Morden Kenntnis besaß. „Mehr als drei. Er hat sie geholt“, fuhr Perley geduldig fort. „Ich habe nicht behauptet, dass er sie ermordet hat. Und er legt ihnen Blumen aufs Grab. Allen. Am See, im Dorf. Ich beobachte ihn manchmal dort, in der Dämmerung, wenn er glaubt, es wäre niemand in der Nähe.“
    Griffin lief ein kalter Schauer über den Rücken. „Wie sieht er aus?“
    Perleys langer Schraubenzieher drang in das vergammelte Deckenholz ein, und er stieß ein zufriedenes Grunzen aus. „Habs“, stellte er fest. Er ging zum Flügelfenster und rief hinaus: „Pa, ich hab die faule Stelle gefunden!“
    „Komme, Junge!“ Zeb King war bereits auf der Treppe, und gleich würde er Griffin dabei ertappen, wie er seinen begriffsstutzigen Sohn aushorchte. Aber die Antwort auf diese Frage

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