Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
wollte Griffin unbedingt noch hören.
    „Wie sieht Satan aus, Perley?“ wiederholte er.
    Perley wandte ihm sein unschuldiges Gesicht zu. „Wie Gott, nur anders.“
    Großartig, dachte Griffin, während er ein künstliches Lächeln aufsetzte und die Unterlagen auf seinem Bett zusammenraffte, die Zebulon King nicht zu Gesicht bekommen sollte. Und schon kam der Vater zur Tür herein.
    „Störst du Mr. Smith, Sohn?“ wollte er wissen und beäugte beide gleichermaßen misstrauisch. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst hier arbeiten und dir nicht das Maul zerreißen.“
    „Hab ich nicht, Pa“, entgegnete Perley mit gesenktem Kopf. „Ich hab ihm nur was erklärt.“
    „Erklärt? Was?“
    Verdammt, fluchte Griffin im Stillen und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
    „Ich hab vom Angeln erzählt. Er hat sich erkundigt, welche Stellen am besten sind, um Regenbogenforellen zu fangen, und ich habs ihm verraten.“ Perley wirkte arglos wie ein Welpe. Er mochte ein schlichtes Gemüt haben, aber er log mit einer Leichtigkeit, die ihn als Experten auswies.
    „Dazu brauchts mehr als nur den richtigen Platz“, grummelte Zeb und ließ damit klar durchblicken, dass er Griffin nicht das nötige Geschick zutraute, Forellen zu fangen. „Ein Mann sollte nichts jagen, was er nicht essen möchte, und ich gehe wohl recht in der Annahme, dass Sie keinen Fisch ausnehmen können, oder?“ In seiner Geringschätzung war er fast schon wieder freundlich.
    Tatsächlich hatte Griffin im letzten Sommer seiner Jugend zahllose Regenbogenforellen aus dem See gezogen, und er wusste sehr genau, wie man sie ausnahm und zubereitete. „War nur so eine Idee“, meinte er. „Wahrscheinlich komme ich ohnehin nicht dazu.“
    „Ja, ja, der Urlaubsstress“, erwiderte Zebulon mit kaum verhohlener Verachtung. „Wir werden Sie so bald wie möglich in Ruhe lassen. Bis dahin sprechen Sie bitte nicht mehr mit meinem Jungen. Er ist ein bisschen schwer von Begriff, und wenn jemand auf ihn einredet, kann er sich nicht auf die Arbeit konzentrieren.“
    Zebulon Kings Augen blitzten bedrohlich, um diese „Bitte“ zu unterstreichen, und Griffin deutete ein Nicken an. „Okay, kein Geplauder mehr“, versprach er. „Am besten komme ich Ihnen jetzt einfach nicht mehr in die Quere. Fahre ein bisschen herum, gehe etwas essen.“
    „Das Village Diner in Waybury hat auf“, empfahl ihm Zeb, der diesen Fremden offenbar am liebsten im Nachbarort gewusst hätte.
    „Vielleicht mache ich einfach ein Picknick und laufe durch den Ort. Ich interessiere mich ziemlich für alte Friedhöfe.“ Das war gewagt, und er rechnete eigentlich damit, dass Zeb irgendeine Reaktion zeigte.
    Doch er hatte den Mann unterschätzt. Perley schien sich in seiner Haut nicht wohl zu fühlen, aber Zeb zuckte nur mit den Schultern. „Wenn Sie meinen. Kann mir nicht vorstellen, was ein erwachsener Mann an einem Haufen Grabsteine findet, aber es gibt viele, die sich für so was begeistern können. Aber seien Sie vorsichtig.“
    „Vorsichtig?“
    „Der am See ist unten ’n bisschen sumpfig. Ihre Klapperkiste könnte mit dem Schlamm Probleme kriegen. Will ja nicht, dass Sie da stecken bleiben.“
    Wie mitfühlend, dachte Griffin. „Danke, dass Sie mich gewarnt haben.“
    „Schadet ja nichts, vorsichtig zu sein“, sagte King mit eisenharter Stimme. „Lassen Sie sich Zeit; wir machen hier um drei Uhr Schluss.“
    Es war nicht einmal halb neun, und es versprach ein langer, öder Tag zu werden, aber Griffin konnte die Leute schlecht vor die Tür setzen. Es war auch schlecht möglich, zum Gasthaus hinüberzugehen: Um diese Zeit trieben sich dort jede Menge Leute herum, und Sophie würde ihn nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Außerdem gab es drei oder vier Friedhöfe in dieser alten Stadt; die ersten Gräber stammten aus der Zeit um 1700, als Colby gegründet worden war. Die Gräber der ermordeten Mädchen zu finden würde einige Zeit in Anspruch nehmen. Vor allem, wenn er nach weiteren Mordopfern Ausschau halten wollte.
    Die beiden Kings sahen ihn an; offenbar warteten sie darauf, dass er abzog. „Darf ich mich vorher noch rasieren?“ Er machte sich nicht die Mühe, den Sarkasmus in seiner Stimme zu unterdrücken.
    „Wenn Sie sich ranhalten. Ich habe im Badezimmer zu tun.“
    Es gelang Griffin, das Duschen und Rasieren auf fast eine Stunde auszudehnen: eine primitive Rache, die ihn nichtsdestoweniger mit kindlicher Freude erfüllte. Als er wieder in die Küche trat, war Addy

Weitere Kostenlose Bücher