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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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„Schlagen Sie es sich aus dem Kopf“, murmelte er.
    „Was?“ Sie schlug ihre weißen Zähne in einen der kleinen, delikaten Kekse, ihre Zunge nahm sich des aromatischen Bissens an, und ihre vollen Lippen schlossen sich. Verdammt, er musste jetzt endlich aufhören, an Sex zu denken.
    „Ich werde Sie nicht fahren lassen, sosehr es Sie auch reizen mag. Niemand außer mir fährt diesen Wagen. Er hat zu viel Power für die meisten Leute, und wahrscheinlich wissen Sie nicht einmal, wie man eine manuelle Schaltung betätigt.“
    Es war ihm wieder einmal gelungen, sie gegen sich aufzubringen. Das war nicht viel besser als die erotische Trance, die sein Auto bei ihr ausgelöst hatte. Offenbar machte ihn einfach alles an, was sie sagte oder tat.
    „Ich bin sogar ziemlich gut mit dem Schaltknüppel“, knurrte sie.
    „Ach ja? Sie wirken gar nicht so, als hätten Sie damit viel Erfahrung“, brummte er. „Sie machen eher den Eindruck, als würden Sie seit Jahren mit Automatik fahren.“
    Er konnte überhaupt nicht einschätzen, ob sie bemerkte, dass sie sexuelle Anspielungen austauschten. Wenn ja, ignorierte sie es standhaft, was ihn nur noch mehr in Fahrt brachte.
    „Meine Erfahrungen sind doch wohl nicht Ihr Bier“, erwiderte sie.
    Vielleicht war es ihr doch aufgefallen. „Ich könnte es ja zu meinem Bier machen“, entgegnete er mit leiser, verführerischer Stimme. „Wir könnten ja mal austesten, wie Sie so in die Gänge kommen. Rauskriegen, ob Sie auf der Kurzstrecke richtig lossprinten können – und ob Sie für Langstrecken die nötige Ausdauer haben. Wie geschmeidig Sie den Gang wechseln und ob Sie am Ende eher mit einem Donnerschlag oder mit einem Schnurren runterschalten.“
    „Hören Sie auf“, forderte sie ihn auf. „Ich bin nicht mitgekommen, um mich mit Ihnen über Autos zu unterhalten.“
    „Reden wir über Autos?“
    „Worüber sonst?“
    „Ich dachte, wir sprechen über Sex.“
    „Wohl kaum“, wies sie ihn zurecht. Sie waren bereits auf der Straße, die sich am Seeufer entlangschlängelte, und der Jaguar gehorchte ihm perfekt.
    „Warum also sind Sie hier? Nicht wegen meines umwerfenden Charmes, nehme ich an“, meinte er.
    Sie spielte mit dem Sicherheitsgurt herum. Immer wieder streckte sie eine Hand nach dem Sitz aus, um heimlich das Leder zu streicheln, und zog sie abrupt zurück, sobald ihr das bewusst wurde.
    „Wenn ich auf charmante Gesellschaft aus wäre, dann hätte ich nicht Sie aufgesucht. Ich weiß, wer Sie sind, und ich weiß, warum Sie hier sind, Mr. Smith.“ Seinen falschen Namen sprach sie voller Sarkasmus aus. „Und ich möchte, dass Sie sich von meiner Familie fern halten.“

9. KAPITEL
    E r reagierte nicht so, wie Sophie es erwartet hatte, aber andererseits hatte der so genannte Mr. Smith überhaupt noch nie ihren Erwartungen entsprochen. Er stritt nichts ab, er empörte sich nicht, er blinzelte nur kurz.
    „Okay, wer bin ich?“ fragte er gelassen.
    Das Auto vibrierte unter ihr, ein wunderschön samtiges Brummen, und mehr als alles andere wollte sie sich zurücklehnen, die Augen schließen und diesen Klang und die Schwingungen in sich aufnehmen. Dieser Mann zeigte eindeutig unerwartete Züge, zum Beispiel dass er so einen Wagen besaß – aber das machte ihn kein bisschen ungefährlicher. Er war eine Giftschlange.
    „Sie wissen so gut wie ich, dass Sie ein Reporter sind, der vorhat, die alten Mordgeschichten noch einmal aufzuwärmen.“ Sie konzentrierte sich darauf, den geblümten Stoff ihres Trägerkleids glatt zu streichen. „Leute wie Sie kennen überhaupt kein Mitgefühl mit den Opfern – sonst würden Sie die Sache auf sich beruhen lassen. Warum müssen Sie unbedingt hier herumschnüffeln und alte Wunden wieder aufreißen?“
    Er machte sich nicht die Mühe, es abzustreiten. „Ich bin mir sicher, dass die Opfer überhaupt nichts mehr empfinden – also auch keinen Schmerz.“
    „Die drei Mädchen sind nicht die einzigen Opfer gewesen. Ihre Familien, ja, alle Einwohner haben gelitten.“ Ihre Stimme zitterte jetzt vor Wut.
    „Sie haben damals überhaupt nicht hier gelebt. Was geht Sie das also an?“
    „Wie kommen Sie darauf, dass ich nicht hier gewohnt habe?“ erkundigte sie sich misstrauisch.
    „Wenn ich Reporter wäre, hätte ich meine Hausaufgaben gemacht und recherchiert, wer von damals noch hier lebt und mir vielleicht etwas erzählen könnte. Aber es war viel einfacher: Sie haben mir selbst mitgeteilt, dass Sie erst vor ein paar Monaten

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