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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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…“ setzte sie an, während sie ihm gehorsam die Arme um den Nacken schlang.
    „Sag mir nur eins: Willst du – oder willst du nicht?“ drängte er. „Ja – oder nein?“
    Sie hätte ihn von sich wegdrücken sollen, aber irgendwie wollten ihre Arme sich nun mal nicht von seinem Hals lösen, und ihr Mund hauchte: „Ja.“
    Seine Hände glitten unter sie, und sie spürte, wie er sich gegen sie presste. Und dann nahm sie ihn auf, und er zerstörte das, was die Leute Unschuld nannten.
    Ein erstickter Schmerzenslaut entrang sich ihrer Kehle. Sie hatte ganz vergessen, dass es wehtun würde.
    Er erstarrte, und sofort trat diese angenehme, sinnliche Benommenheit, die Sophie umgeben hatte, den Rückzug an.
    „Shit“, murmelte er in ihr Ohr: nicht gerade die leidenschaftlichen Worte, von denen sie geträumt hatte, und sie hatte das Gefühl, dass er sich zurückziehen wollte.
    „Nein!“ flehte sie und klammerte sich noch fester an ihn. „Hör nicht auf!“
    „Das hatte ich auch nicht vor.“ Er küsste sie, und sie glaubte, Bedauern auf seinen Lippen zu schmecken. „Shit“, sagte er noch einmal. Und dann zog er ihre Beine um sich und begann, sich zu bewegen. „Keine Sorge“, keuchte er mit belegter Stimme. „Ich weiß, wie man das macht. Ich habe jede Menge Erfahrung.“
    Zum Henker mit allen zarten, romantischen Träumereien. Sie zählten nicht. Was zählte, war, wie es sich anfühlte und seine wunderschönen, starken Schultern unter ihren Händen. Das ganze Gewicht seines prächtigen Körpers. Sie wollte sich um ihn herumwickeln, mit seiner Haut verschmelzen, sich völlig auflösen, wenigstens ein Weilchen.
    Irgendwann in diesen Minuten hatte auch ihr Zittern aufgehört, und sie war mit einem Schweißfilm überzogen. Der Schmerz war längst verflogen, und jetzt sehnte sie sich danach, dass es ewig so weiterging, dieses Gleiten, dieses Schweben. Sie war außer Atem, wollte aber keine Verschnaufpause, sie wollte nur ihn, mehr und immer mehr. Unendlich. Unermüdlich. Für immer.
    Es fing langsam an und traf sie mit der Wucht eines Vorschlaghammers, ein Beben von solcher Gewalt, dass sie sich nur an ihm festklammern und es geschehen lassen konnte. Er erstarrte in ihren Armen zu Stein, und wahrscheinlich raunte er auch noch einmal: „Oh, Shit.“ Aber es drang nicht mehr zu ihr durch, denn sie war längst in eine Wolke irrsinniger, unaussprechlicher Lust eingetaucht.
    Schwer und schweißgebadet ließ er sich auf sie sinken; sein Herzpochen vermischte sich mit ihrem, sein Brustkorb dehnte sich mit jedem geräuschvollen Atemzug.
    Sobald die stärksten Empfindungen abebbten, machte sich in ihr Bedauern breit. Sie hatte ihn im Dunkeln nicht richtig sehen können, hatte ihn vorher nicht angefasst. Im Austausch gegen einen flüchtigen Moment der Lust hatte sie hier in der Finsternis einem routinierten Jäger und Sammler ihre Jungfräulichkeit geopfert.
    Nun ja, es war mehr als ein Moment gewesen, das musste sie einräumen. Und Lust war ein viel zu schwaches Wort für das, was sie gerade erlebt hatte. Wenn er doch nur irgendetwas Nettes sagen würde. Etwas Zärtliches, wenigstens ansatzweise Schmeichelhaftes.
    „Shit“, murmelte er, zog sich zurück und rappelte sich auf.
    Jetzt fiel ihr wieder auf, wie sehr der Teppich unter ihrem Rücken kratzte. Sie merkte, wie das Frösteln in ihren überhitzten Körper zurückkehrte. Sie spürte die schlimmste Scham, die sie je im Leben empfunden hatte. Nicht, was sie endlich getan hatte, war beschämend, sondern dass er sich fluchend von ihr abwandte.
    Als sie hörte, wie sich in der Dunkelheit eine Tür schloss und dann Wasser floss, zögerte sie nicht. Sie sprang auf die Füße und musste sich an einem Möbelstück festhalten, das in der Nähe stand, da ihre Beine unter ihr nachzugeben drohten.
    Sie musste hier raus, und zwar schnell. Sie wusste nicht, wer von ihnen beiden peinlicher berührt wäre, sobald er aus dem Bad käme, und sie wollte es auch nicht herausfinden. Eins war sicher: Sie musste hier weg, bevor er noch einmal „Shit“ sagen konnte.
    Draußen brach gerade die Dämmerung an. Sie schloss das Fliegengitter leise hinter sich und hob ihr Nachthemd vom Verandaboden auf. Sie streifte es über und lief in das schwache erste Licht hinein.
    Fast rechnete sie damit, dass er ihr etwas nachrief, aber vom alten Cottage klang kein Laut herüber. Ihre Flucht war geglückt, und auch er war darüber wahrscheinlich froh. Keine peinlichen Vorhaltungen, kein mühsamer

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