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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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der Vase in der Hand um, als Doc mit finsterer Miene die Küche betrat. „Das sieht nicht gut aus, meine Liebe“, meinte er sanft. „Ich fürchte, sie braucht irgendein Beruhigungsmittel. Heute Abend ist sie sehr aufgewühlt. Ich sollte Rima nach Hause fahren und dann wiederkommen, um noch eine Weile bei ihr zu sitzen. Wenn nötig, werde ich ihr etwas geben, damit sie die Nacht durchschlafen kann.“
    Sophie versuchte erst gar nicht, ihr Entsetzen zu verbergen. „Aber was ist bloß los? Heute früh kam sie mir vor wie immer. Ich weiß, dass mein Unfall sie aufgeregt hat, aber ich dachte, ich hätte ihr klar gemacht, dass es nur ein betrunkener Fahrer war …“
    „Was sagen Sie da, Sophie?“ fuhr Doc sie an. „Mir haben Sie erzählt, Sie wären im Graben gelandet, weil Sie die Kurve falsch eingeschätzt haben. Von einem zweiten Fahrzeug haben Sie nichts erwähnt.“
    Shit. „Ich wollte Sie nicht beunruhigen, Doc“, erwiderte sie verlegen. „Ich bin bei den Dutchman’s Falls beinahe von der Straße geschoben worden. Es war ein Unfall, und der Fahrer war vermutlich zu betrunken, um mitzubekommen, dass er mich um ein Haar umgebracht hätte.“
    „Kann sein“, entgegnete Doc grimmig. „Aber vielleicht war es gar kein Unfall.“
    „Machen Sie sich nicht lächerlich. Wer sollte mir etwas antun wollen?“
    Doc schüttelte nur den Kopf. „Ich komme so schnell wie möglich zurück. Behalten Sie Grace bitte so lange im Auge! Ich möchte nicht riskieren, dass sie wieder zum Whitten-Haus hinüberläuft. Ich halte das für gefährlich.“
    Sophie stellte die Vase auf den Küchentisch; ihre Hand zitterte ein wenig. „Wie bitte? Glauben Sie wirklich, John Smith will uns Böses?“
    „Ich habe keine Ahnung“, antwortete er. „Ich weiß nur, dass alles irgendwie aus dem Ruder läuft und ich ein ungutes Gefühl habe, seit er dort eingezogen ist. Ich kann es nicht genauer in Worte fassen, aber auf meine Instinkte konnte ich mich bisher immer verlassen. Und es fühlt sich einfach ungut an. Passen Sie auf Ihre Mutter auf, Sophie. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ihr etwas zustieße. Oder Ihnen.“
    Großartig, dachte Sophie, als sein Wagen auf der Auffahrt verschwand. Als ob sie selbst nicht schon paranoid genug wäre, fantasierte jetzt auch noch Doc von Mördern, die im Dickicht lauerten. Und ließ sie dann mit dieser Vorstellung allein.
    Sie trug das Essen auf, ging zum Zimmer ihrer Mutter und klopfte zart an die Tür. Zwar zeigte Grace in letzter Zeit kaum noch Interesse am Essen, aber sie musste doch an den Mahlzeiten teilnehmen.
    „Abendessen, Mama!“ rief sie.
    „Keinen Hunger“, sagte die Stimme auf der anderen Seite. Sie klang wie eine zänkische Siebenjährige, und Sophie seufzte. Ausgerechnet jetzt, wo es mit Marty bergauf zu gehen schien, musste es bei Grace so einen Schub geben.
    „Du musst etwas essen“, beharrte sie. „Komm wenigstens raus und leiste mir Gesellschaft.“
    Langes Schweigen. „Bist du allein?“
    „Ja“, erwiderte sie irritiert. Einen Augenblick lang hatte Grace geklungen wie früher: vernünftig und ganz bei Sinnen. „Marty ist ausgegangen, und Doc bringt Rima nach Hause. Komm raus und leiste mir Gesellschaft.“
    Die Tür öffnete sich einen Spalt, und Sophie konnte ihre Mutter sehen: das graue Haar ungekämmt, die Kleidung ungepflegt, aber mit einem seltsam wachen Ausdruck in ihren blassen Augen. „Arme Rima“, murmelte sie düster. „Was gibts heute?“
    „Einen Auflauf mit den Resten vom Lammbraten“, antwortete Sophie und folgte ihrer Mutter in die Küche. Sie wäre beinahe mit ihr zusammengestoßen, als Grace im Türrahmen abrupt stehen blieb.
    „Woher stammt das?“ fragte ihre Mutter mit zittriger Stimme.
    „Das Lamm habe ich bei Audley’s gekauft, Ma“, erklärte sie geduldig. „Du hast gestern davon gegessen, und es hat dir gut geschmeckt …“
    „Ich meine die Blumen“, sagte Grace scharf.
    „Die sind von Rima. Doc hat sie mir mitgebracht. Sie sind hübsch, nicht? Ich finde, das ist wirklich reizend von ihr, so an uns zu denken, obwohl es ihr so schlecht geht …“
    „Die sind nicht von Rima“, meinte Grace. „Sie sind von ihm!“
    Gott, schenke mir Geduld, dachte Sophie erschöpft. „Ja, Doc hat sie hergebracht, aber Rima hat sie geschickt. Komm, Ma, setz dich. Ich bin mir sicher, dass diese Blumen für uns alle bestimmt sind, nicht nur für mich.“
    „Oh mein Gott, vielleicht hast du Recht“, flüsterte Grace. „Sophie, ich muss mit dir

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