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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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freundlich, als sie einander begrüßten.
    »Also, Sie brennen sicher schon darauf reinzugehen. Es ist mir eine Freude, Menschen kennenzulernen, denen noch etwas an solchen Gemäuern liegt«, sagte er und ließ den Blick hastig zwischen ihnen hin- und herhuschen. »Kirchen wie diese haben für mich etwas so durch und durch Englisches. Unsere Geschichte ist so sehr damit verbunden.«
    »Oh, da … gebe ich Ihnen vollkommen recht«, sagte Leah, die Kevin Knoll zum Eingang gefolgt war und ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat, während er an seinem Schlüsselbund herumfummelte. »Sie wissen sicher viel über die Geschichte dieses Gebäudes? Seine Nutzung im Lauf der Jahrhunderte?«, fragte sie. Ein Schlüssel klapperte dumpf im Schloss, und die Tür schwang auf.
    »Hereinspaziert. Ja, ich weiß so ziemlich alles, was man darüber wissen kann. Natürlich bin ich kein Architekturhistoriker, so wie Sie«, fügte er bescheiden hinzu. Leah warf Mark einen Seitenblick zu, und er zwinkerte.
    »Unsere, äh, bisherigen Nachforschungen haben ergeben, dass dieses Gebäude vor etwa hundert Jahren als Unterrichtsraum einer Schule benutzt wurde – ist das richtig?«
    »Ja, das stimmt. Die Armenschule der Gemeinde. Nach dem die geschlossen wurde, hat es noch einer weiteren Schule als Klassenzimmer gedient – für den Hauswirtschaftsunterricht, glaube ich.«
    »Sie haben wohl keine näheren Informationen darüber, was damals zu Zeiten der Armenschule sonst noch hier unterrichtet wurde? Und von wem?«
    »Ich fürchte, nein«, sagte Kevin, und er sah tatsächlich so aus, als fürchte er sich ein wenig, weil er die Antwort nicht wusste. »Das tut mir sehr leid. Ich weiß auch nicht, wo man nachschauen könnte, um das herauszufinden. Ich bezweifle, dass noch irgendwelche Aufzeichnungen darüber existieren, sofern es die überhaupt je gegeben hat. Ich muss zugeben, dass ich angenommen habe, Sie würden sich eher für das Bauwerk selbst interessieren?«
    »O ja, natürlich. Aber es macht sich immer gut, wenn man die Geschichte mit solchen farbigen Details auflockert«, erklärte Mark und räusperte sich. »Das macht ein Buch gleich viel zugänglicher für die Leser.«
    Sie betraten die Kirche, die aus einem einzigen Raum bestand, und blieben in der Mitte stehen. Blässliches Tageslicht fiel durch ein gotisches Bogenfenster in der Ostwand herein und wurde von den weiß getünchten Wänden reflek tiert. Die strahlende Helligkeit war überraschend. Leah hatte trübes Halbdunkel erwartet, uralte Schatten. Die Fenster zur Straße waren vernagelt, ebenso die kleine Seitentür, und dennoch fühlte sich der Raum offen und lebendig an. Die Brise, die ihnen nach drinnen gefolgt war, huschte über den Boden und ließ ein paar Wollmäuse um ihre Füße tanzen.
    »Ich stelle mir dieses Fenster gern in seiner ganzen alten Pracht vor, voll wunderschönem Buntglas …«, sagte Kevin und sah sie erwartungsvoll an.
    »O ja – so ein Fenster wäre gewiss … ein prachtvolles Kunstwerk gewesen, vor der Reformation«, stimmte Mark hastig zu. Hier und da waren leere Nischen in den Wänden, doch weiter gab es nichts zu sehen. Keine Gedenktafeln oder Gräber. »Und, äh … soweit mir bekannt ist, wird das Gebäude jetzt von der Stadt genutzt. Gibt es irgendwelche Pläne, es zu erweitern?«, hangelte er sich mühsam voran. Doch Leah hörte nicht mehr zu. Sie starrte zutiefst enttäuscht auf den Fußboden, ging dann weiter bis ganz nach hinten, drehte sich zu dem leeren Raum um und stand nun in weißes Licht gehüllt. Hatte Hester Canning auch hier gestanden? Ich weiß, was unter dem Boden zu meinen Füßen liegt … Leah schaute wieder nach unten. Da bleibt es also, unter den Dielen. Doch dies war nicht der Boden, auf dem Hester Canning gewandelt war. Unter diesem Boden konnte sie unmöglich etwas versteckt haben. Leah holte tief Luft, Frustration machte sich in ihr breit. Der Boden bestand aus frischen Eichendielen. Vollkommen eben, glatt und fest, und unverkennbar neu.
    »Wann wurde der Boden erneuert?«, fragte sie und unterbrach damit Kevin, der Mark gerade die Pläne für die zukünftige Nutzung erläuterte.
    »Oh … erst kürzlich. Letztes Jahr. Das gehörte zu den Dingen, die wir als Allererstes in Ordnung bringen mussten, Denkmalschutz hin oder her. Die alten Dielenbretter waren sehr schön, aber völlig von Nassfäule und Holzwurm zerstört. Sie waren lose und verzogen. Als die Arbeiter sie herausgestemmt haben, sind sie um die Nägel herum

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