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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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hier«, sagte Griffin zu Jac.
    »Was sollen wir mit ihr machen?«
    »Hilf mir, sie aufzurichten.«
    Als die Nonne auf den Beinen war, führten Griffin und Jac sie gemeinsam in Richtung der Spalte. Vorsichtig beugte Jac sich vor. Der Mann mit der Schutzbrille stand tief unter ihr bis zur Hüfte in einem der vielen Brunnen, die es in den Katakomben gab.
    »Okay«, sagte Griffin. »Spring. Es ist nur Wasser. Wir wollen dich nicht verletzen, nur eine Weile aus dem Verkehr ziehen.«
    Ani regte sich nicht.
    »Wenn du nicht selbst springst, werde ich nachhelfen müssen. Und dabei könnte ich aus Versehen deine Schulter berühren.«
    Ani stieß sich ab und sprang.
    Gleich darauf waren zwei Geräusche zu hören: das Aufspritzen des Wassers und ein unterdrückter Schrei.
    »Zu zweit müsst ihr euch jedenfalls nicht langweilen.« Griffin holte seinen Rucksack und öffnete ihn. »Hier, damit ihr nicht verdurstet.« Er warf zwei Plastikflaschen in die Tiefe. »Sobald wir unsere Fracht abgeliefert haben, sagen wir der Polizei, wo ihr zu finden seid. Macht es euch so lange gemütlich. Ganz besonders du, Schwester. Das ist bestimmt der perfekte Ort für meditative Übungen.«

Fünfzig
     
     
    20:15 UHR
     
    Noch nie war Jac das Wohnzimmer ihres Elternhauses so wunderschön vorgekommen wie jetzt. Die alten, verwaschenen Polster und Teppiche, leise Musik von Prokofjew und der Duft süßen Tees hießen sie willkommen.
    Malachai stand vom Sofa auf, als Griffin und sie hereinkamen. »Was ist passiert? Ist alles in Ordnung? Geht es Robbie gut?«
    »Ja, es geht ihm gut.« Jac schüttelte in Erinnerung an ihr Streitgespräch den Kopf. Robbie hatte darauf bestanden, in den Katakomben zu bleiben, und versichert, er wüsste hunderte Verstecke. Sie hatten beschlossen, sich in zwei Stunden wiederzutreffen. Bis dahin wollte Griffin das Buddhistische Zentrum besuchen und versuchen, jenes Treffen zu arrangieren, für das Robbie sein Leben riskierte. »Aber er weigert sich, mit hochzukommen.«
    Während Griffin Malachai erzählte, was geschehen war, ließ Jac sich auf das Sofa sinken. Ihre Hand streifte das Buch, das Malachai gelesen hatte. Es war einer der dicken, ledergebundenen Bände aus der Bibliothek ihres Großvaters:
Magie in der Erzählkunst des Alten Ägypten
, Teil seiner umfassenden Sammlung zum Thema Zauberei.
    In Jacs Kindheit hatte sie mit ihrem Großvater ein festesRitual gehabt. Am ersten Tag jedes Monats hatte er ein neues Buch aus seiner Bibliothek für sie ausgesucht und es ihr nach dem Abendessen feierlich überreicht, ganz so, als hätte sie bei der Initiation in eine Geheimgesellschaft die nächste Stufe erreicht. Jeden Abend, wenn sie ihre Hausaufgaben erledigt hatte, pilgerte sie dann mit dem Buch zu ihm in die Bibliothek, um mit ihm zusammen darin zu lesen. Einige der Bücher waren sehr alt und aus dünnem, brüchigem Papier. Jacs Großvater war aufgefallen, wie achtsam sie damit umging, um die Seiten nicht einzureißen. »Ja, die Bücher sind sehr kostbar, Jacinthe«, hatte er gesagt – er und Jacs Vater waren die Einzigen, die manchmal ihren vollen Namen gebrauchten –, »aber ihr wahrer Wert liegt in dem Wissen, das sie enthalten.«
    Jac hatte im Licht einer Daum-Glaslampe mit Rosendekor auf dem sanft geschwungenen Schirm am Mahagonischreibtisch gesessen und gelesen. Dann hatten sie und ihr Großvater aus dem alten Limoges-Porzellanservice Kakao genippt und über das Gelesene diskutiert.
    Großvater hatte diese Lektüre sehr ernst genommen. Er glaubte, dass die Wissenschaft der untergegangenen altägyptischen Zivilisation in diesen Büchern darauf wartete, zu neuem Leben erweckt zu werden.
    Jacs Lieblingsbuch, das einzige, das sie damals unbedingt noch einmal hatte lesen wollen, handelte von Dedi, einem altägyptischen Magier, der Tote wiedererwecken konnte. Es war 1920 erschienen, zu jener Zeit, als alle Welt sich für die Ägyptologie und für die Funde Howard Carters begeisterte. Auf jeder Seite gab es Randnotizen – Jac hatte nicht nur den ursprünglichen Text, sondern auch die Anmerkungen ihres Großvaters gelesen. Er hatte jeden Hinweis auf Kräuter, Öle, Gewürze oder Blumen markiert, als könnte er die lebensrettende Zauberformel des alten Heilers wiederfinden.
    Und an noch etwas erinnerte sich Jac: an Großvaters Notizbuchaus schwarzem Kalbsleder. Es enthielt nicht nur Entwürfe von Dedis magischer Rezeptur, sondern alle möglichen alchemistischen Ideen und Experimente aus den verschiedensten Epochen. Auf

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