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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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dem Schreibtisch stand noch immer ein schweres gläsernes Tintenfass. Jac konnte ihren Großvater vor sich sehen, wie er mit dem Füllfederhalter über die Seiten kratzte und spinnenbeinige Worte darauf hinterließ. Wo war sein Notizbuch jetzt?
    Griffin war noch immer dabei, von ihrer Begegnung im Labyrinth zu erzählen.
    »Sind die Frau und ihr Komplize tot?«, fragte Malachai.
    »Nicht einmal verletzt«, sagte Griffin. »Bis auf eine ausgerenkte Schulter.«
    »Sie hätten euch umgebracht«, sagte Malachai ernst.
    Jac schauderte.
    Malachai wandte sich ihr zu. »Ich bin so erleichtert, dass euch nichts passiert ist.« Dann schob er noch nach: »Und was ist mit den Tonscherben?«
    »Robbie wollte sie nicht hergeben«, sagte Jac. »Er hat sie immer noch bei sich.«
    Malachai beugte sich zu Jac herüber, griff nach ihrem Handgelenk und fühlte ihren Puls. Die Berührung war ihr angenehm. Sie hatte durchaus nichts dagegen, wenn sich jetzt jemand um sie sorgte und kümmerte. Der Kampf mit Ani hallte noch in ihr nach, und einzelne Momente ihrer unterirdischen Wanderung: die knirschenden Knochen, die Namen der Toten an der Wand.
    »Du bist sehr angespannt«, sagte Malachai und ließ ihre Hand los. Er stand auf und machte sich auf den Weg in die Küche. »Am besten mache ich dir einen heißen Tee mit einem Schuss von Robbies gutem Cognac.«
    »Vaters Cognac«, berichtigte Jac ihn. »Robbie trinkt nur Wein.«
    »Nun, dein Vater hat jedenfalls einen exzellenten Geschmack.«
    Jac antwortete nicht.
    Griffin sah Malachai stirnrunzelnd nach, als der in der Küche verschwand.
    »Was ist los?«, fragte Jac.
    »Nichts.« Griffin schüttelte den Kopf.
    »Ich wünschte, wir hätten Robbie nicht allein zurückgelassen. Bist du sicher, dass die beiden nicht aus dem Wasserloch rauskönnen?«
    »Ich wüsste jedenfalls nicht, wie. Aber selbst wenn, würden sie Robbie nicht wiederfinden. Er wäre längst in der nächsten abgelegenen Höhle verschwunden. Robbie ist da unten sicherer als an jedem anderen Ort.«
    »Das hat er dir zu verdanken, Griffin. Du hast uns da unten das Leben gerettet.«
    Jac hatte noch immer Schmerzen an der Stelle, wo Ani sie gepackt hatte. Die Frau hätte nicht gezögert, sie zu töten, daran zweifelte Jac keine Sekunde. Das sagten ihr Anis Blick, ihre Stimme und, ja, ihr Körpergeruch. Unbarmherzig. Kalt. Sie hatte gerochen wie der Vergewaltiger. Auch der Komplize hätte keine Skrupel gehabt, sie zu töten. Als Jac an ihn dachte, fiel ihr noch etwas anderes ein. Rasch bückte sie sich nach ihrem Rucksack und zog ihn zu sich auf das Sofa. Sie nahm die Serviette, die neben Malachais Tasse lag, griff damit in den Rucksack und angelte die Pistole heraus. Sie hielt den Kolben weit von sich weg, als könnte die Waffe sie jeden Moment anspringen. »Vielleicht kann die Polizei aus den Fingerabdrücken schließen, wer uns verfolgt.«
    »Die Polizei?«, fragte Malachai, der gerade mit einem Teetablett und einer Flasche Cognac wieder hereinkam. »Willst du etwa die Polizei rufen?«
    »Hier sind Fingerabdrücke drauf. Hinweise darauf, wer dieseLeute waren«, sagte Jac. Sie stand auf, ging zu der Bombay-Kommode neben dem Kamin und legte die Waffe in die oberste Schublade.
    »Wenn Robbie mir die Scherben doch verkaufen würde, dann hätte dieses gefährliche Abenteuer endlich ein Ende«, sagte Malachai.
    »Nach allem, was heute passiert ist, glaube ich nicht, dass er seine Meinung ändern wird. Je näher die Übergabe an den Dalai Lama rückt, desto unwahrscheinlicher wird es«, sagte Jac. »Er glaubt so fest an seinen Plan.« Sie hörte selbst, wie wehmütig diese Worte klangen. »Ich fürchte, du bist den ganzen weiten Weg umsonst hergekommen«, sagte sie zu Malachai.
    »Ich bin gekommen, um dir zu helfen.«
    Jac wollte etwas einwenden, doch es lag eine verblüffende Aufrichtigkeit in seiner Stimme.
    »Eins verstehe ich immer noch nicht«, wandte sich Griffin an Malachai. »Gibt es nicht längst andere Methoden, um Rückführungen zu bewirken? Selbst wenn in den Scherben noch genug Duftstoff enthalten wäre, um Erinnerungen zu wecken – braucht man das überhaupt noch?«
    »Wir setzen bisher die Hypnose ein, und das ist bei vielen Patienten tatsächlich sehr wirkungsvoll«, erklärte Malachai. »Doch die Erinnerungshilfen sind mehr als nur ein Mittel der Therapie. Sie sind ein Stück Geschichte, der Stoff, aus dem die Legenden sind. Gerade du, Griffin, solltest doch verstehen, was daran so verlockend ist.«
    »Aber die

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