Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
Vom Netzwerk:
Vergangenheit zu kennen und zu wissen, wer man ist – das sollte man auch nicht
zu
wichtig nehmen, oder?«, sagte Jac.
    »Zu wichtig? Wir leben in völliger Finsternis. Stolpern durch unser Leben, ohne zu ahnen, wo es hingehen soll. Erinnerungen an unsere Vergangenheit würden uns helfen, den Weg in die Zukunft zu erhellen.«
    Bei Malachais Worten sah Jac die labyrinthischen Tunnel vor sich, in denen sie heute umhergewandert waren. Roch wieder die dunklen Ecken und den Staub der unzähligen Knochen. Erinnerte sich an die kalte, tote Unterwelt. Die Irrwege, die verschütteten Stollen. Die schroffen Kanten am Rand der Finsternis.
    »Wenn jemand dir sagen könnte: ›Das warst du damals, und diesen Fehler hast du gemacht‹, dann hättest du die Wahl, den Fehler nicht noch einmal zu machen«, fuhr Malachai fort. »Du könntest dich für das nächste Leben von der Last deiner Schuld befreien. Wenn jemand dir diese Möglichkeit bieten würde, inneren Frieden zu finden, würdest du dann etwa nein sagen?«
    Seine Stimme klang so tröstlich. Jac wusste noch, wie heilsam es gewesen war, damals mit ihm zu sprechen. Sie glaubte nicht an die Reinkarnation und das Karma. Doch sie sehnte sich nach Malachais Hilfe als Therapeut. Sehr sogar. Wenn sie ihm von den furchtbaren psychotischen Schüben erzählte, die sie wieder heimsuchten, vielleicht könnte er ihr helfen. Vielleicht könnte sie mit ihm gemeinsam die Bedeutung ihrer Halluzinationen entschlüsseln. Doch wenn sie ihm verriet, was mit ihr passiert war, würde sie wieder das Mädchen von damals werden: anders als die anderen. Nirgendwo zugehörig. Die ewige Außenseiterin.
    Malachai musterte nachdenklich ihr Gesicht. »Jac, du hast schon einmal Dinge aus der Vergangenheit vor dir gesehen, oder?«
    »Also glaubst du, dass wir dazu verdammt sind, unsere Fehler der Vergangenheit immer wieder zu wiederholen?« Jac stellte lieber Fragen, als sich zu offenbaren.
    »Nein, ich glaube an den freien Willen. Jeder kann seine eigenen Entscheidungen treffen. Aber wenn wir eine Landkarte unserer Vergangenheit hätten, könnten wir mit mehr Bedachtentscheiden. Wir könnten uns die alten Irrwege ersparen und in jedem Leben ein Stück weiter voranschreiten.«
    Die Bilder, die Jac heimgesucht hatten, als sie mit Griffin und ihrem Bruder in den Katakomben war, kehrten jetzt, ohne jeden Anlass, zu ihr zurück und streiften mit ihren Geisterschwingen ihre Haut. Jac schloss die Augen.
    »Du bist erschöpft«, sagte Malachai. »Das ist nicht gut für dich. Es kann ein Auslöser sein.«
    Jac schielte zu Griffin hinüber. Mist. Er hatte bei der Bemerkung gleich aufgehorcht. »Stimmt etwas nicht mit dir, Jac?«, fragte er.
    »Alles bestens«, sagte Jac, bevor Malachai antworten konnte.
    »Was hat Robbie denn gemeint, als er dich da unten gefragt hat, ob du etwas gesehen hättest?«, fragte Griffin.
    »Etwas gesehen? In den Katakomben? Jac, was war da los?« Malachai klang sehr besorgt. Als Jac nicht gleich antwortete, wandte er sich an Griffin. »Was ist passiert?«
    »Als Jac sich Robbies Scherben angesehen hat, da … da hat sie darauf reagiert. Ihre Augen wurden glasig, und sie war mindestens eine halbe Minute lang nicht mehr ansprechbar. Hat nur vor sich hingestarrt, als wäre da irgendetwas, das wir nicht sehen konnten.«
    »Hör auf!«, schrie Jac plötzlich und sprang auf. »Überhaupt nichts ist passiert! Ich bin kein bisschen anders als du«, sie wandte sich erst an Griffin, dann an Malachai, »oder du. Mir geht es bestens. Es war nur beängstigend dort unten, das ist alles. Robbie war schon als Teenager in den Tunneln und ist daran gewöhnt.« Sie drehte sich wieder zu Griffin um. »Du hast dein halbes Leben in ägyptischen Grabkammern verbracht.« Und zu Malachai. »Und du willst meine Hirngespinste als Beweise irgendeiner Theorie benutzen, an der du seit Ewigkeiten forschst. Aber da gibt es nichts zu erforschen. Mit mir ist alles in Ordnung, außer, dass mein Bruder in Lebensgefahr ist.Dass irgendein Fremder in unserer Werkstatt gestorben ist und zwei Verrückte uns angegriffen haben, um uns eine Handvoll wertloser Scherben wegzunehmen, die Robbie in dem Trümmerhaufen gefunden hat, den mein Vater aus unserem Leben gemacht hat.«
    Griffin und Malachai sahen Jac besorgt und mitfühlend an. Sie hasste diesen intensiven, forschenden Blick. Genau so hatte ihr Vater sie in ihrer Jugend angesehen, wenn sie Dinge hörte und sah, die nicht da waren. Wenn Jac, wie ihre Mutter es ausdrückte,

Weitere Kostenlose Bücher