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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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und geistige Verwirrung. Nach sechs Monaten verschiedenster anerkannter Therapien schritt ihre Großmutter ein und brachte sie nach Zürich in die umstrittene Klinik Blixer Rath.
    Dieser »letzte Ausweg«, wie ihr Vater es nannte, war ein von zwei Anhängern Carl Gustav Jungs betriebenes Therapiezentrum. Nach Jung ging der Therapie jeder psychischen Erkrankung notwendig eine Heilung der Seele voraus. Genau wiesein Mentor glaubte auch Rath, dass psychische Leiden auch unter mythischen und spirituellen Gesichtspunkten betrachtet werden müssten, ein Prozess, den er nur im Notfall mit niedrig dosierten Medikamenten unterstützte. Die Verfechter der Schulmedizin begegneten diesem ganzheitlichen, auf die Seele fokussierten Ansatz mit offener Feindschaft.
    In den neun Monaten, die sie in der Klinik verbrachte, bekam Jac eine tiefenpsychologische Therapie, die darauf angelegt war, ihre Selbstheilungskräfte zu stärken. Um die Symbolik ihrer Träume und der Bilder, die sie im Anschluss an Meditationsübungen malte, zu verstehen, um ihre Symptome zu entschlüsseln und synchronistische Ereignisse in ihrem Leben zu erkennen, musste Jac sich intensiv mit Mythologie befassen, worin Jung so etwas wie eine universelle Sprache der Seele erkannte. Und der Therapeut, der Jac diese Sprache lehrte, war Dr. Malachai Samuels.
    Malachai war während seiner Zeit in der Klinik Blixer Rath von seinem Posten in der Phoenix Foundation freigestellt und trat als Therapeut auf, nicht als Reinkarnationsforscher. Er sprach mit seinen Patienten nie über mögliche Hinweise auf ihre früheren Leben. Erst Jahre später erfuhr Jac aus einem Artikel über Malachai, dass er in der Klinik eine Theorie überprüft hatte, nach der ein großer Prozentsatz von Schizophreniepatienten in Wirklichkeit an traumatischen Erinnerungen an ihre Vorleben litt.
    »Kannst du an dem Stempel das Datum erkennen?«, fragte Malachai und sah ihr über die Schulter, während sie das Meisterzeichen näher untersuchte.
    »Nein. Mit der Geschichte dieser Zeichen kenne ich mich leider nicht so aus, wie ich es sollte.«
    Malachai zuckte mit den Schultern. »Das macht nichts. Ich habe dich nicht hergebeten, um mit dir über die Vergangenheit zu
reden
, Jac. Ich möchte, dass du mir hilfst, sie zu finden.«
    Die Intensität seines Blicks und seine weiche Stimme nahmen Jac ganz und gar gefangen. Er forderte ihre volle Aufmerksamkeit. Und er bot seine eigene. In all den Jahren hatte sie ihn nie abgelenkt erlebt, wenn er mit ihr sprach. Eine ihrer ersten Erinnerungen an ihn war, wie sie als verängstigter, unterernährter Teenager in die Klinik kam, von den Schatten gequält, die sie Tag und Nacht verfolgten. Sie hielt seinem Blick nie länger als einige Sekunden stand. Doch wenn sie ihn ansah, war er immer da, immer anwesend und aufmerksam. Er hatte nie den Blick von ihr abgewandt, wenn sie sich unterhielten. Damals wie heute.
    Während der Therapie in Zürich wie auch bei ihren späteren Besuchen hatte Jac Malachai immer als Zauberer gesehen, der es verstand, die Zeit anzuhalten. Hier in seiner Bibliothek mit der Holzvertäfelung, dem teuren Orientteppich und den Tiffany-Leuchten fühlte man sich unwillkürlich in das New York des vorigen Jahrhunderts zurückversetzt. Doch es war nicht nur seine Einrichtung. Malachai kleidete sich zeitlos und sprach formell, mit einem klassischen Duktus, weder modern noch veraltet. Der marineblaue Anzug, den er heute mit einer sorgsam gebundenen Seidenkrawatte und einem gestärkten weißen Hemd mit Monogramm trug, wirkte wie die Garderobe eines Gentleman aus früheren Zeiten.
    »Jac, ich könnte dir hier in der Stiftung eine Parfümerie einrichten. Alles auf dem neuesten Stand. Deine Fernsehshow macht doch Sommerpause, oder? Bring zu Ende, was deine Vorfahren begonnen haben. Wenn du es schaffst, kann ich dich so bezahlen, dass die Zukunft des Hauses L’Étoile gesichert wäre.«
    »Dann hat Robbie von unseren finanziellen Problemen erzählt?«
    Jacs Großmutter hatte ihr beigebracht, dass man niemals außerhalb der Familie über Geldangelegenheiten sprach, nichteinmal mit jemandem, der einem so nahestand wie Malachai. Es beschämte sie, es jetzt zu tun. Jac wünschte, Robbie hätte sie in seiner E-Mail besser auf dieses Gespräch vorbereitet.
    »Ja, aber ich wusste schon aus der Zeitung davon.«
    Jac wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Kristallglasfläschchen zu und inhalierte noch einmal den merkwürdigen Duft. Sie war verblüfft, doch weniger

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