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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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vertraut ist. Parfümeure ließen damals verschieden geformte Flakons herstellen. Ihre Kunden suchten sich einen davon aus und ließen ihn mit dem Parfüm füllen, das sie kaufen wollten.« Robbie strich über den mit Bernstein besetzten Verschluss.
    »Und du erkennst das Meisterzeichen?«
    »Allerdings. Ein Stern in einer Mondsichel. Das ist das Zeichen meiner Familie.«
    »Das Zeichen des Hauses L’Étoile? Deiner Familie? Unfassbar.« Griffin schüttelte lachend den Kopf.
    »Du wirst noch mehr staunen, wenn du siehst, was ich dir mitgebracht habe.« Robbie öffnete seine Aktentasche und holte die Fotos von den Tonscherben heraus, die er in der chaotischen Werkstatt seines Vaters gefunden hatte.
    Griffin blätterte sie durch und reichte sie Robbie zurück. »Das sieht nach ägyptischer Spätzeit aus, aber um sicher zu sein, müsste ich das Objekt schon selbst sehen. Leider sindTongefäße nicht besonders viel wert. Ein paar tausend Dollar. Zehntausend vielleicht, je nachdem, was die Inschrift bedeutet.« Griffin wusste um die finanziellen Schwierigkeiten des Hauses L’Étoile. »Tut mir leid.«
    Robbie schüttelte den Kopf. »
Pas de problème
. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass es unsere finanziellen Sorgen aus der Welt schafft. Ich habe einer Freundin, die als Kuratorin bei Christie’s arbeitet, davon erzählt, und sie hat in etwa dasselbe gesagt wie du: Wenn die Scherben echt sind, sind sie zwar historisch interessant, aber nicht besonders wertvoll.«
    »Warum wolltest du sie mir dann zeigen?«
    »Damit du mir hilfst, sie zu übersetzen.«
    »Wahrscheinlich ist ein Gebet für den Verstorbenen darauf.«
    »Ich möchte sichergehen.«
    »Und warum?«
    »Ich habe sie in der Werkstatt gefunden. Und ich bin mir sicher, dass sie etwas mit dem Seelenverwandten-Parfüm zu tun haben, von dem ich erzählt habe.«
    »Und mit diesen Flakons hier? Glaubst du wirklich, du hast eine antike Erinnerungshilfe gefunden, Robbie?«
    »Ich glaube zwar, dass alles mit allem verbunden ist, und sei es noch so trivial, und dass es keine Zufälle gibt. Aber so etwas … Scheint das nicht unmöglich?«

Sieben
     
     
    PARIS, FRANKREICH
    DONNERSTAG, 19. MAI, 20:30 UHR
     
    Zu spät zu kommen kam nicht in Frage. Tom Huang hastete über die Straße und suchte im Gehen die Häuserfront nach der Hausnummer achtzehn ab. Die Teestube lag im Pariser
Quartier Chinois
, doch außer diesem Namen hatte die Gegend wenig für sich. Im Kontrast zu den schmalen Gässchen und der anheimelnden Atmosphäre in der Altstadt war das dreizehnte Arrondissement von dichtem Gedränge, Hochhäusern und Supermärkten geprägt. Charmante Cafés, liebevoll dekorierte Blumenläden, berühmte Boutiquen und authentische Bäckereien suchte man hier vergebens. Dies war nicht Paris, wie Huang es kannte, und er fühlte sich jedes Mal unwohl, wenn er hierherkam. Besonders tagsüber, wenn jedes lieblose Detail der hässlichen Wohnblocks perfekt zur Geltung kam.
    Jetzt, nach Sonnenuntergang, passten immerhin die grellen Leuchtreklamen, die für alles Mögliche warben, von McDonalds bis zu französischer Hausmannskost, zu seiner aufgewühlten Stimmung. Ein geheimes Treffen mit dem Kopf der chinesischen Unterwelt von Paris war selbst für Huang nicht alltäglich. Doch nachdem er gestern von einem seiner Spione gehört hatte, dass eine Christie’s-Kuratorin Tonscherben geprüft hatte, die zu einer Erinnerungshilfe an frühere Leben gehören konnten, hatte er sofort handeln müssen.
    Endlich entdeckte er die Teestube zwischen einer Bank und einer Wäscherei. Das kleine, heruntergekommene Etablissement bestand aus einem einzigen, mit gelben Resopaltischen und zerschlissenen roten Kunstledersitzen vollgestopften Raum. Der schwarz-weiß karierte Linoleumboden war schmutzig und zerkratzt. Trotz der späten Stunde war mehr als die Hälfte der Tische von kleinen Gruppen chinesischer Männer besetzt, die Tee tranken und redeten – kein Französisch, sondern ein wildes Durcheinander chinesischer Dialekte. An den Wänden hingen hunderte Kalligraphien, schwarze Schriftzeichen mit einem roten Tupfer hier und da, in gläsernen Rahmen, auf denen ein jahrealter Fettfilm klebte.
    So heruntergekommen die Teestube auch war, ihr typischer Dunst aus Teeblättern, aufgebrühten Blüten und Gewürzen, aus gebratenem Reis und gerösteter Gerste tat Huang gut. Er schlängelte sich zur rechten hinteren Ecke des Raums durch, wo ein runzliger alter Mann, kahl und etwas gekrümmt, mit dem Rücken zur

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