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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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wegen des Angebots, das Malachai ihr machte, als wegen des Vertrauens, das darin zum Ausdruck kam.
    »Und du würdest so viel Geld investieren, nur um einem Hirngespinst nachzujagen?«
    »Du weißt besser als die meisten, dass ich Reinkarnation nicht für ein Hirngespinst halte.«
    In den Jahren nach ihrem Klinikaufenthalt hatte Jac viel über Malachais Stiftung und seine therapeutische Arbeit mit Tausenden Kindern gelesen, die Erinnerungen hatten, die auf frühere Leben zu verweisen schienen. Er und seine Tante, die ihm als Co-Direktorin zur Seite stand, hatten die Geschichten dieser Kinder dokumentiert und für deren Aussagen bemerkenswerte Belege gefunden.
    »Ja, aber ihr seid ausgebildete Psychologen, die ernstzunehmende Forschung über die Psyche betreiben. Eure Studien werden nach streng wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt. Du hast immer darauf geachtet, deine Forschung von weltanschaulichen Modeerscheinungen zu distanzieren. Wie passt das mit der Suche nach einem Parfüm zusammen, das angeblich die Erinnerung an frühere Leben wachrufen soll?«
    »Die Wiedergeburt ist Realität«, antwortete Malachai. »Eine Gegebenheit des Lebens. Und des Todes. Und genauso wie die Reinkarnation real ist, existieren auch reale Erinnerungshilfen. Ich habe dir doch einmal erzählt, dass ich eine Massenregression miterlebt habe, die durch einen solchen Verstärker ausgelöst wurde, oder? Hunderte von Menschen verfielen gleichzeitigin Trance und erinnerten sich an die Zeit vor ihrer Geburt. Es war überwältigend. Näher werden wir einem Beweis kaum kommen können.«
    »Als du angeschossen wurdest? Das hast du erzählt, aber nicht, dass …«
    »Ich weiß, dass sie existieren«, unterbrach er sie. »Hilfsmittel, Jac. Werkzeuge.«
    Sie hatte noch nie eine solche Intensität in seiner Stimme vernommen. »Manche sind verlorengegangen«, fuhr er fort, »oder zerstört worden. Aber es gibt neue zu entdecken. Vielleicht sind sie seit Jahrtausenden nicht in Gebrauch, doch es gibt sie. Ich weiß es.«
    Seine dunklen Augen leuchteten. Sein Mund war leicht geöffnet. Fast lag ein Ausdruck sexuellen Verlangens auf dem Gesicht des Therapeuten.
    Er giert nach diesem Wissen.
    Jac kreuzte die Arme vor der Brust. Sie kannte Malachai schon lange. Er war immer vollkommen kontrolliert. Sachlich. Reserviert. Nie so aufgeregt wie jetzt.
    Allerdings war sein ganzes Leben in den letzten Jahren aufregender geworden. Zwei Mal hatte er im Zusammenhang mit gestohlenen antiken Kulturzeugnissen unter Verdacht gestanden, bei einem dritten Fall war er vernommen worden. Wegen Malachai war die Phoenix Foundation in kurzer Zeit öfter in die Schlagzeilen geraten als in den Jahrzehnten davor. Waren diese antiken Funde die Erinnerungshilfen, von denen er gesprochen hatte?
    »Du und deine Tante, ihr habt euch im Lauf der Jahre durch eure methodisch saubere Forschung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft viel Anerkennung erkämpft«, sagte Jac. »Wenn du allen Ernstes an einem Parfüm forschen willst, gefährdest du den Ruf eurer Institution. Und deinen dazu.«
    Malachai lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und sein Gesichtsausdruckentspannte sich. Er war wieder ganz der renommierte Psychotherapeut. Professionell, belesen, charismatisch.
    »In der Antike haben Priester Weihrauch verbrannt, weil sie glaubten, dass die Seelen mit dem aufsteigenden Rauch ins Totenreich reisen. Mystiker haben sich mit Hilfe von Weihrauch in gehobene Bewusstseinszustände versetzt, um andere Dimensionen zu erfahren. In manchen Kulturen werden ätherische Öle eingesetzt, um das Dritte Auge zu öffnen, mit dem parapsychologische Phänomene wahrnehmbar sein sollen.«
    »Ich kenne diese Geschichten.«
    »Dann müsstest du doch verstehen, warum ich annehme, dass manche Düfte uns unsere früheren Leben zugänglich machen können.«
    »Selbst wenn ich wollte, könnte ich nichts für dich tun. Ich bin keine Parfümeurin, Malachai. Ich bin Mythologin. Frag doch Robbie. Er glaubt immerhin an das, was du suchst.«
    »Robbie sagt, er sei zwar gut, doch verglichen mit deinem sei sein Geruchssinn höchstens mittelmäßig. Du seist in der Lage, das hier«, er hielt den kleinen Flakon hoch, »intuitiv zu verstehen und auf dieser Basis aufzubauen.«
    Früher einmal, vor einer Ewigkeit, hatte Jac sich gewünscht, Parfümeurin zu werden. Doch diese Vorstellung war zusammen mit ihrer Mutter gestorben. Der Gedanke, je wieder an einer Duftorgel zu sitzen, war ihr unerträglich.
    Ihr Großvater hatte

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