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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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von Rosen und Iris in einer Porzellanvase stehen. Robbie klappte das Bild nach vorn, und dahinter kam ein altmodischer Wandsafe zum Vorschein. Er drehte den Zahlenknopf erst nach rechts, dann nach links und dann wieder nach rechts.
    Als er am Freitag zuvor die Tonscherben ins Labor geschickt hatte, hatte er Griffin erklärt, dass ein GC-MS, ein Gas-Chromatograph mit Massenspektrometrie-Kopplung, normalerweise für das Aufspüren von Drogen, für Umweltanalysen und die Untersuchung von Sprengstoffen eingesetzt wurde. Parfümhersteller nutzten das hochkomplexe Gerät, um die Rezepturen ihrer Konkurrenz zu analysieren. Innerhalb weniger Tage konnte so eine Maschine einen Duft aufschlüsseln, dessen Komposition Monate gedauert hatte.
    Robbie nahm ein mit schwarzem Samt ausgeschlagenes Tablett aus dem Safe, schloss die Tür, klappte das Bild wieder davor und stellte das Tablett mit elegantem Schwung vor Griffin auf den Tisch.
    Jede der Scherben war wie ein kostbares Juwel einzeln auf dem dunklen Samt positioniert.
    »Die Antwort muss in dem Teil der Inschrift liegen, den du noch nicht übersetzt hast«, sagte Robbie.
    »Möglich ist alles.«
    Griffin öffnete seine Aktentasche und holte ein Notizbuch, seine Brille und einen schwarzen Füllfederhalter daraus hervor. Er besaß einen Laptop und ein Telefon, mit dem er auch Videos aufnahmen konnte, doch in einer Situation wie dieser zog er es vor, schwarze Tinte in das feste Papier einer Moleskine-Kladde fließen zu sehen, wie er sie seit Jahren für seine Notizen benutzte. Da er keine Traditionen von seinem Vater hatte weiterführen können, erfand er eben eigene.
    Die Männer beugten sich über die weiß glasierten Tonbruchstücke. Teils waren es kleine Splitter, teils waren sie bis zu zwei Zentimeter lang, und auf allen waren türkisfarbene und rote Muster oder schwarze Hieroglyphen zu sehen.
    Seit seiner Ankunft in Paris war es Griffin gelungen, über die Hälfte der Scherben zusammenzusetzen und das Gefäß eindeutig der späten Ptolemäerzeit zuzuordnen. Er hatte achtundzwanzig ägyptische Wörter entziffert und zu einer Geschichte zusammengefügt, die er in keiner seiner Online-Datenbanken verzeichnet fand. Es gab noch einige Bibliotheken, in denen er nachsehen konnte, doch er bezweifelte, dass er dort passende Hinweise finden würde.
    Die Geschichte handelte von zwei Liebenden, die bei ihrem Begräbnis beide ein Gefäß mit Parfüm in Händen hielten und mit ins Totenreich nahmen. Wenn sie wiedergeboren wurden, sollte der Duft ihnen helfen, einander im Lauf der Zeitalter wiederzufinden.
    Während ein Leben nach dem Tod im Alten Ägypten unbestreitbar Teil des religiösen Weltbildes war, gingen die Forschungsmeinungen über die Verbreitung des Glaubens an die Wiedergeburt auseinander. Der Horusname des Pharao Amenemhet I. bedeutete »Der die Geburten erneuert«. Der vonSesostris I. bedeutete »Dessen Geburten leben«. Und in der neunzehnten Dynastie trug Pharao Sethos I. den Titel »Der neu Geborene«. Doch die meisten Experten gingen davon aus, dass mit diesen Beinamen nur die Neugeburt einer Seele im Jenseits gemeint war, nicht eine Wiedergeburt auf der Erde.
    Griffin wusste, dass bestimmte Passagen des
Ägyptischen Totenbuchs
ebenfalls so ausgelegt werden konnten, dass sie zur Reinkarnationslehre passten, doch er hatte noch keinen stichhaltigen Beweis gefunden, dass die alten Ägypter daran glaubten. Seine These war, dass sich in den letzten Jahren der letzten großen Dynastie der Glaube an die Wiedergeburt stark verbreitet hatte.
    Ptolemaios I. stammte aus Griechenland, und all seine Nachfolger auf Ägyptens Thron bis hin zu Kleopatra sprachen nicht nur griechisch, sondern befassten sich auch mit griechischer Geschichte und Philosophie. Man konnte also vermuten, dass sie mit den Lehren des Pythagoras vertraut waren, eines überzeugten Verfechters der Reinkarnationstheorie. Insofern war es naheliegend, dass die Vorstellung, eine Seele könne in einem neuen Körper wiedergeboren werden, allmählich an Popularität gewann. Und das zerbrochene Tongefäß könnte den Beweis dafür liefern.
    Griffin wusste, dass ihm die Aufmerksamkeit der Fachwelt sicher war, wenn er solch einen Beweis erbrächte. Doch würde das ausreichen, um seinen Ruf wiederherzustellen?
    Ein Jahr zuvor hatte er ein Buch herausgebracht, in dem er Zusammenhänge zwischen Texten des Alten Testaments und dem
Ägyptischen Totenbuch
nachwies. Es hatte eine lebhafte Kontroverse entfacht und sich wesentlich

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