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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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Schatten tanzten durch die Werkstatt. »Diese Kerzen habe ich mit einer meiner neuen Kreationen getränkt. Du musst mir unbedingt sagen, was du davon hältst.«
    »Und da fragst du jemanden mit einer ungeschulten Nase wie mich?« Griffin zog eine der Kerzen näher an die Tonscherben heran, um weiterzuarbeiten. Es war noch so viel zu tun. Wie lange würde er noch hier in Paris bleiben können? Es hatte gutgetan, die vielen Probleme in New York hinter sich zu lassen. Doch er konnte sich nicht ewig davor drücken. Er musste mit dieser Übersetzung fertig werden und nach Hause fahren. Noch einmal rückte er die Kerze zurecht. Dann schloss er sein Notizbuch, nahm die Brille ab und rieb sich den Nasenrücken. »Das war’s für heute. Bei der Beleuchtung komme ich keinen Schritt weiter. Ich könnte doch im Hotel anrufen und fragen, ob sie noch Strom haben. Wenn ja, könnten wir zusammen dort essen. Im Dunkeln wirst du auch nicht mehr viel zustande bringen.«
    »Der Stromausfall dauert bestimmt nicht lange«, antwortete Robbie. »Außerdem treffe ich mich in einer Stunde mit einem Journalisten. Ich bin froh, dass die mich zu meiner neuen Produktreihe befragen wollen. Ein bisschen Presseecho könntemir helfen, neben unserem Laden andere Vertriebswege aufzutun.«
    Im Hotel war der Strom tatsächlich nicht ausgefallen. Griffin versprach, am nächsten Morgen wie immer um zehn Uhr wiederzukommen, lieh sich einen Regenschirm und machte sich auf den Weg.
    Unterwegs fiel ihm Elsies Puppe wieder ein, die im Hotel auf ihn wartete. Seine Tochter würde sich so sehr darüber freuen. Am Ende der Rue des Saints-Pères war die Straßenbeleuchtung ausgefallen, und der strömende Regen erschwerte ihm die Sicht. Er blinzelte in die Dunkelheit, konnte jedoch keine Autoscheinwerfer entdecken. Von dem guten Wein und den Gedanken an seine Tochter beschwingt, beschleunigte er seine Schritte und trat auf die Straße hinaus. Von dem Wagen, der plötzlich um die Ecke schoss, hörte und sah er bis zum letzten Moment nichts.

Zwölf
     
     
    NEW YORK CITY,
    MONTAG, 23. MAI, 14:00 UHR
     
    Malachai hatte es eilig, doch wenn er schneller lief, würde er unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Hätte es geregnet, dann hätte er zumindest einen Grund gehabt. Doch es war ein angenehm warmer Tag, und die meisten Passanten im Central Park ließen sich Zeit: Sie führten ihre Hunde spazieren, schoben Kinderwägen vor sich her oder bewunderten die blühenden Kirsch- und Apfelbäume. Ihre üppigen weißen und zartrosa Blüten füllten den Park mit ihrem Duft. Ohne Jac L’Étoile hätte er es vielleicht gar nicht bemerkt. Bis vor zwei Wochen hatte er sich nie viel mit Gerüchen befasst. Jetzt kam er gar nicht mehr davon los.
    Westlich der Dairy lag das Chess and Checkers House, ein rot-weißes Backsteingebäude, in dem Parkbesucher Schach und Dame spielen konnten. Es war angenehm kühl und roch ein wenig nach Pfeifentabak, als Malachai den Raum betrat. Rechts neben dem Eingang saßen zwei Männer über ein Spielbrett gebeugt. Dahinter entdeckte Malachai einen gepflegten Mann von Mitte dreißig in Chinohosen und einem hellblauen Hemd. Vor ihm auf dem Tisch lagen außer den Schachfiguren eine frisch gestopfte Pfeife und ein aufgeschlagenes Buch. Im Näherkommen konnte Malachai erkennen, dass die Seiten mit Schachstellungen bebildert waren.
    »Befassen Sie sich endlich mit Petrow gegen Hoffmann?«, fragte Malachai.
    Reed Winston sah zu ihm hoch. »Eine sehr abwechslungsreiche Partie«, sagte er. Mit seinem kantigen Gesicht war er beinahe gutaussehend, nur dass seine Augen zu klein waren und man immer das Zahnfleisch sah, wenn er lächelte, was er zu häufig tat. Besonders, wenn er schlechte Nachrichten zu überbringen hatte.
    »Vielleicht eine der abwechslungsreichsten, die je gespielt wurden.«
    »Soll ich uns die Figuren aufstellen?«, fragte Winston.
    »Ich habe nicht genug Zeit. Ich wurde im Büro aufgehalten, tut mir leid. Aber für einen Kaffee würde es reichen. Mögen Sie einen?«
    Während Winston die Schachfiguren in den Kasten zurücklegte, plauderte Malachai weiter mit ihm über die berühmte Partie zwischen dem russischen Schachmeister Alexander Dmitrijewitsch Petrow und F. Alexander Hoffmann 1844. Erst als sie unter freiem Himmel waren, wechselte er das Thema und kam auf den Grund ihres Treffens zu sprechen.
    Malachai ließ sein Büro jede Woche auf Abhörgeräte untersuchen. Doch gegen Richtmikrofone, wie sie das FBI bereits gegen ihn und die

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