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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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Erinnerungshilfe in seinen Besitz zu bringen. Drei Mal hatte er versagt. Ein viertes Mal durfte es nicht geben.
    »Wir sind schon zu lange zusammen unterwegs«, sagte er. »Aber bevor ich gehe, möchte ich Sie noch bitten, ein Auge auf Lucian Glass zu haben. Finden Sie heraus, ob er auf mich angesetzt worden ist. Wenn ja, muss ich meine Strategie noch einmal überdenken.«
    Grußlos machte Malachai kehrt und lief den Weg zurück, den sie gekommen waren, am Ufer eines Teichs entlang. Nur unter der Pergola hielt er inne, um noch einmal den süßen Duft der violetten Blüten einzuatmen.

Dreizehn
     
     
    PARIS, FRANKREICH
    MONTAG, 23. MAI, 20.30 UHR
     
    Robbie war freudig überrascht, dass der Reporter trotz des Unwetters pünktlich kam.
    »Charles Fauche«, stellte der Mann sich vor, ohne zu bemerken, dass sein Regenschirm auf den Parkettboden aus dem achtzehnten Jahrhundert tropfte.
    »Angenehm, sehr angenehm. Ich bin Robbie L’Étoile. Kommen Sie, lassen Sie mich Ihnen das abnehmen.« Er griff nach dem Schirm und stellte ihn in einen Ständer aus Meissener Porzellan. »Mögen Sie etwas Warmes zu trinken? Kaffee oder Tee vielleicht?«, fragte er und führte den Besucher durch die verborgene Tür und den schmalen Flur entlang.
    »Tee wäre gut.«
    »Ich staune, dass Sie gekommen sind. Bei dem Unwetter«, sagte Robbie und ließ Fauche in die Werkstatt eintreten.
    »Ich war schon auf dem Weg. Und ich habe einen Zeitplan einzuhalten. Sie haben hoffentlich nicht umdisponiert?«
    »Aber nein«, sagte Robbie. »Es freut mich sehr, dass sich Ihre Zeitung für meine neue Reihe interessiert.«
    Die Presse hatte zuletzt vor acht Jahren über ihn berichtet, als Robbie nach Südfrankreich gegangen war. Dass ein L’Étoile der jüngsten Generation dieser alten Parfümeursfamilie nach Grasse ging, um Nischenparfüms zu entwickeln, war damalseine Meldung wert gewesen. Jetzt wollten sie wissen, was aus seinen Plänen geworden war.
    »Setzen Sie sich doch.« Robbie wies auf die Polstersessel in einer Ecke der Werkstatt. »Ich kümmere mich rasch um den Tee.« Er setzte Wasser auf und füllte ein Metallsieb mit duftenden Blättern.
    »Ich habe hier einen Sur le Nil. Mit Zitrone und ägyptischen Gewürzen. Sind Sie ein Kenner?«
    Fauche schüttelte den Kopf. »Mir ist nur wichtig, dass er heiß ist. Aber es klingt gut.«
    Der Kessel begann zu pfeifen.
    Aus alter Gewohnheit goss Robbie zuerst nur wenig Wasser ein, um die Kanne vorzuwärmen. Er schwenkte sie, bis alle Blätter feucht waren, dann füllte er sie auf und stellte sie zu den Tassen und Leinenservietten auf ein Tablett.
    »Bitte schön«, sagte er und setzte das Tablett vor Fauche auf einem Tischchen ab.
    »Erzählen Sie doch, was Sie zu Ihrer neuen Serie inspiriert hat«, begann der Reporter ohne jedes Vorgeplänkel.
    »Ich bin Buddhist.«
    »Ach ja?« Fauche hob die Augenbrauen.
    »Die Kompositionen sind stark von meinem Glauben beeinflusst. Ich habe, auf das Prinzip von Yin und Yang gestützt, Düfte zu Paaren kombiniert, die unser spirituelles und sinnliches Sensorium erweitern.«
    »Interessant.« Fauche schrieb ein paar Worte in ein Notizbuch.
    Es war nagelneu, wie Robbie bemerkte.
    Der Tee hatte lange genug gezogen. Robbie goss die dampfende Flüssigkeit in die Tassen.
    Als er Fauche eine reichte, berührte er zufällig dessen abgewetzte Lederjacke. Sie war tropfnass. Warum hatte er sie nicht ausgezogen?
    »Möchten Sie sich vielleicht einen Eindruck verschaffen?« Robbie trat zu der Duftorgel und nahm einen Flakon mit der Aufschrift »44« zur Hand. Er sprühte den Duft auf ein Stück Pappe und reichte es Fauche, der es sich schnuppernd unter die Nase hielt.
    »Interessant«, sagte der Reporter.
    Robbie reichte ihm eine Duftprobe von der Nummer 62 und beobachtete wieder, wie er sich den Pappstreifen unter die Nase hielt und tief einatmete.
    »Dieses ist auch sehr interessant«, sagte Fauche.
    »Diese beiden stellen die zwei Hälften eines Dufts dar, den ich Kismet nennen möchte. Man kann sie einzeln tragen, aber auch kombinieren.« Robbie sprühte beide Düfte zusammen auf ein Kärtchen und registrierte verwundert, dass der Journalist auch diesmal weder wartete, bis ein wenig Alkohol verdampft war, noch mit dem Kärtchen wedelte, um den Duft in der umgebenden Luft zu verteilen.
    Warum schickte ein Parfümmagazin von internationalem Renommee einen solchen Neuling zu einem Interview?
    Der dritte Pappstreifen glitt Fauche aus der Hand und fiel zu Boden. Robbie bemerkte

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