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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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neue chirurgische Welt unter den Augen der Weltöffentlichkeit hatte der Countdown begonnen. Ärzte in allen Erdteilen blickten gespannt nach Kapstadt, die meisten mit ablehnenden, ja fast schon hämischen Kommentaren.
    In diesen Tagen verpflanzte Dr. Volkmar sein drittes und viertes Herz mit Erfolg. Die Welt ahnte davon nichts. Denn aus Sorianos schrecklicher ›Herzbank‹ verschwanden wieder zwei junge, kräftige Männer – um ihren Dienst in der Fremdenlegion anzutreten!
    Der 29. März war ein herrlicher Frühlingstag.
    Die Mimosen, die nach dem strengen Winter spät zur Blüte gekommen waren, vermischten sich mit den Kamelien. Sizilien lag unter einem hellblauen, seidigen Himmel. In den Ferienzentren tummelten sich wieder viele tausend Touristen. Ein neuer Reiseboom – die Flugtouristik – überschwemmte die südlichen Länder. Vor allem die Küsten Spaniens und die Balearen meldeten: Alle Betten belegt. Auch Sizilien wurde ›neu entdeckt‹, wie die Zeitungen schrieben. Auf den Flugplätzen von Catania und Palermo landeten die Maschinen aus den nördlichen Ländern, vor allem aus Deutschland und England. Charterflüge, Pauschalreisen, alles inbegriffen … Auch die Papagalli.
    Achmed ibn Thaleb war entlassen worden. Gesund, mit einem kräftig schlagenden Herzen. Er hatte ein paarmal aus Beirut geschrieben, wie gut es ihm gehe. Von Infektionen keine Spur. Seine dritte Frau war in gute Hoffnung gekommen. Das allein war schon zwei Millionen wert. Vor der Herztransplantation hätte Thaleb eine Liebesnacht nicht überlebt. Jetzt – das schrieb er in aller Offenheit – war es fast wie in seinen jungen Jahren: Er hielt allen Anforderungen seiner heißblütigen Frauen stand (als Mohammedaner besaß er vier) und überbot sie sogar manchmal an Ausdauer.
    »Ein Beweis, daß die Teflonzwischenstücke eingeheilt sind!« sagte Dr. Volkmar. »Ich glaube, wir haben es geschafft.«
    Auch Basil Hodscha war zurück nach Paris gegangen, nicht ganz so springlebendig wie Thaleb, aber im Verhältnis zu früher auch wesentlich verbessert. Die dritte Million Dollar, das Erfolgshonorar, hatte er bezahlt. »Und wenn ich nur noch ein Jahr lebe«, hatte er zum Abschied zu Soriano und Volkmar gesagt, »das lohnt sich. In einem Jahr kann ich vieles regeln. Ich weiß, ich weiß: Ruhe! Keine Anstrengungen. Doktor – was soll's?! Ich habe nicht mehr mit einem Jahr gerechnet – nun hat man mir's geschenkt! Und dieses Geschenk koste ich aus! Ich weiß, daß mein neues Herz kein Motor von Dauer ist. Das Rohrsystem ist verstopft. Gott segne Sie, Doktor!«
    In der Klinik von Camporeale lebten jetzt isoliert elf Patienten mit neuen Herzen und im Flügel III, oberste Etage, vierunddreißig junge, kräftige Männer, vorzüglich ernährt, wöchentlich zweimal beruhigt durch den Besuch von sieben wirklich hübschen Huren aus Palermo. Wurden sie ab und zu aufsässig, weil sie einfach keine Erklärung dafür wußten, weshalb man sie hier festhielt, statt sie nach Korsika in die Kaserne der Fremdenlegion weiterzuschleusen, ›dämpfte‹ man sie, wie es Dr. Nardo keck ausdrückte, mit einem neuen Mittel: Man blies über die Klimaanlage ein geruchloses Gas in die Zimmer, das ohne schädliche Folgen auf das Zentralnervensystem wirkte. Dann hockten die Herzspender apathisch auf ihren Betten, für Stunden oder Tage paralysiert, aßen und schliefen wie Automaten und blieben auch hinterher noch ein paar Tage lang friedlich, zumal nach solchen ›Dämpfungen‹ meistens der Besuch der Damen aus Palermo folgte.
    Tröstlich war nur, daß hin und wieder einer von ihnen zur Fremdenlegion geholt wurde! Man sah, es ging weiter, wenn auch langsam. Dr. Nardo hatte eine neue Erklärung dafür: »Die französischen Behörden!« sagte er. »Ein Berg von Bürokratie! Bei uns ist es schon schlimm mit den Beamten – aber bei den Franzosen erst! Sogar bei der Fremdenlegion! Ihr glaubt nicht, wieviel dicke Fragebogen wir für jeden von euch ausfüllen müssen!«
    An diesem 29. März rief Loretta in der Klinik an. Es war kurz nach der Vormittagsvisite. Volkmar saß in seinem Chefzimmer und betrachtete die neuesten Röntgenbilder der letzten Herztransplantation. Es handelte sich um einen italienischen Großindustriellen, der sein Herz mit Schweizer Franken von einem Schwarzkonto in Genf bezahlte. Er war – aber das wußte Volkmar nicht – ein Problemfall gewesen, denn alle damals vorhandenen vierundzwanzig Herzspender eigneten sich nicht für ihn. Die Eiweißtests waren

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