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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Selbstvernichtung …«
    »Und die bedeutet auch die Vernichtung von Loretta. Und wenn ihr Kinder haben solltet, Enrico, auch der Kinder …«
    »Es ist die Hölle!« sagte Volkmar, kaum noch hörbar. »Die vollendete Hölle.«
    »Was willst du tun?« fragte Dr. Soriano.
    »Ich muß mit Loretta sprechen. Nur ein paar Minuten, die genügen.«
    »Man wird es nicht erlauben. Und warum sprechen? Operieren mußt du!«
    »Das ist unmöglich.«
    »Vergiß, woher die Herzen kommen!«
    »Wie kann ich das?« schrie Volkmar und drückte die Fäuste gegen die Ohren. »Ich stehe doch daneben, nur durch eine Glasscheibe getrennt. Ich sehe doch jetzt, wie man einen Menschen ermordet, um an sein Herz zu kommen! Und ich nehme es in Empfang! Wie kann man sagen: Du weißt nichts! Du siehst nichts! Du bekommst nur ein Herz und nähst es ein. Woher es kommt – kümmere dich nicht darum! – Das hält doch keiner aus! Auf einen Wink von mir reißt man einem Gesunden das Herz aus der Brust! Wie kann man das ertragen?! Jede Operation ist Mord!«
    »Wir drehen uns im Kreis, Enrico. Tust du es nicht, tötest du mit deiner Weigerung Loretta. Kannst du das?«
    »Ich muß mit ihr sprechen –«, sagte Volkmar dumpf. »Ich muß unbedingt mit ihr sprechen …«
    »Morgen, nach der Operation, kannst du mit ihr ohne Bewachung nach Hause fahren. Du bist ein freier Mann!«
    »Ein Killer im Operationskittel!«
    »Nein! Ein gottbegnadeter Chirurg, der Leben rettet! Die Herzspender tötest nicht du! Du nimmst nur das Herz in Empfang. Du hast nie einen Menschen umgebracht, du hast immer nur Todkranken geholfen!«
    »Aber ich weiß es, und ich sehe es! Und ich tue es, damit die Mafia zwei Millionen Dollar daran verdient!«
    »Du tust es für Lorettas Leben, Enrico. Das allein mußt du dir immer vorhalten. Ich rette Loretta … ich rette Loretta … ohne mich ist sie tot! Damit mußt du jetzt leben!«
    »Und Sie allein trifft alle Schuld, Don Eugenio. Der Gedanke der Herzklinik stammt ganz allein von Ihnen.«
    »Ja, so ist es«, sagte Soriano leise. »Du siehst, Enrico, man kann sich selbst eine Schlinge um den Hals legen, ohne es zu merken. Ich habe, um ehrlich zu sein, nicht mit einem so sturen Charakter gerechnet, wie du es bist. Früher oder später hätte jeder andere resigniert und sein Schicksal so hingenommen, wie es geplant war. Und er hätte sich daran gewöhnt, weil er ein glanzvolles Leben leben darf. Nur du, du verdammter Moralist, wirst von Tag zu Tag stärker!« Dr. Soriano hob beide Hände und ließ sie wieder zurück an seinen Körper fallen. »Ich habe nichts mehr zu sagen. Alles, was man mit Worten erklären kann, habe ich getan. Im Augenblick sind wir die Armseligsten unter der Sonne. Wir könnten die Glücklichsten sein.«
    »Ich kann es nicht!« sagte Dr. Volkmar. Er vergrub den Kopf in beide Hände und dachte an den Ablauf der kommenden Operationen. »Auch wenn ich es wollte – ich kann es nicht. Meine Finger wären zu keinem Schnitt, zu keiner Naht mehr fähig …«
    Um halb neun Uhr morgens holten zwei wortkarge Männer in weißen Pflegermäntel Dr. Volkmar ab.
    Eine fürchterliche Nacht lag hinter ihm. Das Chefzimmer war zu einem feudalen Gefängnis geworden. Vor der Tür wechselten die Wachen ab, sie grinsten Volkmar freundlich an, wenn er die Tür öffnete, aber sie schüttelten stumm die Köpfe, wenn er nur einen Schritt aus dem Zimmer trat. Nach dreimaligem Versuch gab es Volkmar auf und zog sich hinter seinen Schreibtisch zurück.
    Das Fernsehbild blieb dunkel, das Telefon war abgestellt, die Sprechanlage verstummt. Dr. Zampieri hatte alles stillgelegt, was Dr. Volkmar in einen Kontakt mit der Außenwelt hätte bringen können.
    Das Abendessen servierte ein Pfleger, der auf Fragen keine Antwort gab. Dafür war das Essen exzellent: Eine Minestrone mit geriebenem Parmesan, ein großer bunter Salatteller, dazu ein Kalbssteak, innen noch rot, lustig gedrehte Nudeln und eine Pfeffersoße. Zum Dessert ein Eisparfait, mit grünen Feigen garniert. Ein Luxushotel wäre stolz auf dieses Dinner gewesen.
    Dr. Soriano und Volkmar aßen nur wenig. Aber die Zweiliterflasche mit tief rotem Wein leerten sie und saßen danach mit deutlichen Anzeichen der Trunkenheit nebeneinander auf dem Ledersofa. Der stumme Pfleger räumte wieder ab und rollte einen Bartisch herein. Kognak, Whisky, Wodka, Aperitifs, Gin, Orangensaft, Mineralwasser, ein Eiskübel mit Eisstückchen, Shaker, Gläser, Rührlöffel. Es fehlte nichts.
    »Als wäre Worthlow

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