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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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medizinischen Standpunkt aus unverantwortliches Vabanque-Spiel getrieben! Aber wer hat da operiert? Und wo? Wer diese Transplantation gemacht hat, ist – trotz aller Vorbehalte – ein Genie! Allerdings ein Genie, das am Rande des Wahnsinns jongliert. Aber Signore Tortalla schweigt und wirft uns aus dem Zimmer!«
    »Ist die Operation gelungen?« fragte einer von Tortallas Anwälten in die erwartungsvolle Stille.
    »Ja. Aber …«
    »Ging es ihm nicht blendend, bevor er in das Motorrad lief?«
    »Das ist nicht das Primäre …«
    »Für uns doch, Professor Latungo!« Der Rechtsanwalt blickte hinüber zu den Vertretern der Staatsanwaltschaft. Sie starrten noch immer fasziniert auf die Bildergalerie vor dem Leuchtband. »Signore Tortalla war kerngesund, nahm voll seine Geschäfte wahr, spielte Golf, schwamm vorzüglich, machte Ausflüge mit seiner Motoryacht, gilt als eleganter Tänzer … Ich frage Sie, meine Herren: Wieso ist das ein Problem? Im Gegenteil: Das, was Sie hier veranstalten, ist problematisch und greift tief in die Persönlichkeitsrechte meines Mandanten ein! Ich verwahre mich dagegen! Ist Signore Tortalla transportfähig?«
    »Ja –«, sagte Professor Latungo gedehnt. »Aber …«
    »Ich fordere seine Entlassung!«
    »Warum umgibt man diese sensationelle, einmalige Operation mit einem solchen Stillschweigen?« Der Generalstaatsanwalt sah zu den beiden Rechtsanwälten von Leone Tortalla hinüber.
    »Würden Sie ein Extrablatt drucken lassen und in Rom verteilen, Herr Generalstaatsanwalt, wenn Sie den Tripper hätten?«
    »Ich muß doch bitten!« Der Staatsanwalt sprang auf. »Wollen wir in diesem Ton weiter –«
    »Wir wollen gar nicht darüber sprechen!« unterbrach ihn der zweite Anwalt. »Jeder Mensch kann über seinen Körper selbst bestimmen. Ob man ein Hustenmittel schluckt oder sich ein neues Herz einpflanzen läßt, ist allein der Entscheidung des einzelnen überlassen. Signore Tortalla hatte seine Erlaubnis zur Transplantation gegeben, sie wurde durchgeführt, sie war erfolgreich, sie hat sein Leben gerettet, ihn um Jahre verjüngt! Wen geht das an außer Signore Tortalla selbst?!«
    »Es geht die Medizin eine ganze Menge an!« rief Professor Latungo. »Gut. Betrachten wir den Fall Tortalla isoliert. In Anbetracht seiner gesellschaftlichen Stellung wäre es denkbar, daß das Bekanntwerden dieser Operation vielleicht berufliche Nachwirkungen gehabt hätte. Gut! Erkennen wir das an! Ich erlebe es oft, daß hochgestellte Persönlichkeiten in die Klinik kommen und zu mir sagen: ›Bitte, lassen Sie nicht nach draußen dringen, daß ich krank bin. Ich darf einfach nicht krank sein. Von mir erwartet man eiserne Gesundheit!‹ Und dann schirmen wir diesen Herrn eben ab! Im Falle Tortalla ist das aber anders.«
    »Oho! Und warum?!« rief einer der Anwälte. »Nur weil man nicht seine Prostata operierte, sondern sein Herz?«
    »Genau darum! Ich wiederhole: Bei Signore Tortalla ist die Operation gelungen. Aber das ist fast ein Wunder! In der Medizin gilt aber nicht der Wunderglaube, sondern die nüchterne Tatsache. Und Tatsache ist für mich: Diese vollkommene Herztransplantation mittels dieser abenteuerlichen Methode war und ist nicht die einzige Transplantation, die dieser unbekannte Chirurg vorgenommen hat! Wie oft ist sie ihm mißlungen? Wieviel Menschen sind durch dieses Vabanque-Spiel gestorben? Wie oft hat dieser Arzt ohne ethisches Verantwortungsgefühl – ja, ich nenne es ganz klar ein Verbrechen am Patienten! – Herzen in dieser Art ausgetauscht und damit praktisch am Menschen experimentiert?! Das ist das Ungeheuerliche, meine Herren: Hier wurden Humanexperimente vorgenommen!«
    »Aber mit Erfolg!« Der zweite Anwalt Tortallas lachte breit. Man sah ihm an, wie gut es ihm tat, sich in diesem Kreis aufgescheuchter Mediziner als versierter Jurist aufzuspielen. »Wollen Sie noch einen schlagenderen Beweis: Nach einer Pause von vier Jahren ist Signore Tortalla glücklich, eine um siebenundzwanzig Jahre jüngere Geliebte zu haben. Sie hat sich über Vitalität noch nie beklagt …«
    Der Generalstaatsanwalt lächelte mit männlicher Anerkennung und setzte sich sichtlich besänftigt. Eine um so viel jüngere und zufriedene Geliebte: das neue Herz war tatsächlich eine Wucht! Aber das schloß nicht aus, daß bei dieser Operation möglicherweise ein krimineller Hintergrund zu klären war.
    »Warum aber«, fragte er, »macht man aus dem Arzt und dem Operationsort ein solches Geheimnis?!«
    »Das ist

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